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Signa und Rezession sorgen für Anstieg der Insolvenzen

René Benkos Signa-Gesellschaften prägten das Insolvenzjahr 2023.
René Benkos Signa-Gesellschaften prägten das Insolvenzjahr 2023.Imago / Michael Gstettenbauer
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Die jüngste Marktbereinigung hat nach der jahrelangen Niedrigzinsphase „volle Fahrt aufgenommen“. 10,5 der 14 Mrd. an Verbindlichkeiten entfallen auf die Signa-Pleiten.

Seit Jahren warnen Insolvenzexperten davor, dass die überbordenden Unterstützungsleistungen infolge der Coronapandemie die tatsächliche Wirtschaftsleistung verfälschen würden. Unter anderem hätte sich das in zuletzt historisch niedrigen Insolvenzzahlen ausgedrückt. Nach der Ebbe kommt aber bekanntlich die Flut – diese hat 2023 zu so vielen Unternehmensinsolvenzen geführt, wie in den vergangenen zehn Jahren nicht mehr. „Vergangenes Jahr ist das, wovor wir in den Coronajahren immer gewarnt haben, tatsächlich eingetreten“, sagte Insolvenzexpertin Cornelia Wesenauer vom Alpenländischen Kreditorenverband AKV jüngst im „Presse“-Podcast.

Der enorme Einfluss der Signa-Pleiten

Die am Dienstag vom AKV präsentierte Insolvenz-Jahresstatistik untermauert die aktuelle Marktbereinigung eindrucksvoll: Die Zahl der Insolvenzen ist 2023 deutlich gestiegen. Insgesamt wurde 2023 bei rund 3400 Firmen ein Insolvenzverfahren eröffnet – ein Plus von 16 Prozent gegenüber 2022. Die Marktbereinigung in Österreich habe nun nach der jahrelangen Nullzinsphase und der Coronapandemie „volle Fahrt aufgenommen“, so die Gläubigerschützer.

Die Rekordhöhe bei den Passiva liegt vor allem an den Milliarden-Pleiten im Signa-Imperium. Der AKV spricht von einem „nie da gewesenen explosionsarten Anstieg der Gesamtverbindlichkeiten“ aufgrund der Insolvenzen im Signa-Konzern. Von den insgesamt 14 Mrd. Euro an Verbindlichkeiten entfielen fast 10,5 Mrd. Euro auf Signa-Insolvenzen. Erst am Dienstag wurde das jüngste Konkursverfahren der Signa Real Estate Management GmbH beim Handelsgericht Wien eröffnet. Aber selbst ohne Signa wäre die Höhe der Verbindlichkeiten von 2,3 Mrd. Euro 2022 auf 3,5 Mrd. Euro 2023 um mehr als 50 Prozent gestiegen.

Deutlicher Anstieg der Insolvenzen im Handel

Auch die Zahl der durch die Pleiten bedrohten Arbeitsplätze ist um über 50 Prozent auf mehr als 18.400 in die Höhe geschnellt. Auch hier spielte eine Insolvenz im Umfeld der Signa eine Rolle. Kika/Leiner meldete wenige Tage nach dem Verkauf von Signa an den Handelsmanager Hermann Wieser Insolvenz an. Allein von dieser Pleite waren knapp 3300 Beschäftigte betroffen, es war nach Dienstnehmern die größte Pleite des Jahres.

Auch sonst gab es im Einzelhandel viele Insolvenzen, vom Sportartikelhändler Geomix und der Sport-2000-Genossenschaft Zentrasport über die Kfz-Zubehör-Kette Forstinger bis hin zu den Modeketten Tally Weijl oder Jones. Die zuletzt hohen Lohnabschlüsse sowie die allgemein schwierige Marktsituation lassen auch im neuen Jahr hohe Insolvenzzahlen im Handel befürchten.

2024 weiterer Anstieg erwartet

Ähnliches gilt für die ebenfalls gebeutelte Industrie. Zwar sorgte das schwierige Marktumfeld zuletzt noch für keine merklichen Ausschläge in der Insolvenzstatistik, dennoch erwartet Insolvenzexpertin Wesenauer 2024 auch hier einen Anstieg: „Insolvenzen in der Industrie bedeuten meist auch qualitativ schwerwiegende Folgen, sowohl was die Zahl der betroffenen Beschäftigten betrifft, als auch die Höhe der Verbindlichkeiten.“

Gegen Jahresende haben die eröffneten Firmeninsolvenzen überproportional zugenommen, 2024 erwarten Experten einen weiteren Anstieg der Firmeninsolvenzen.

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