Reportage

Trumps Sieg in Iowa: „Geht es euch besser als vor vier Jahren?“

Mit handgeschriebenen Stimmzetteln wählten die Republikaner von Iowa am Montagabend ihren Favoriten fürs Weiße Haus: Donald Trump.
Mit handgeschriebenen Stimmzetteln wählten die Republikaner von Iowa am Montagabend ihren Favoriten fürs Weiße Haus: Donald Trump.Reuters/CHENEY ORR
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Ex-Präsident Trumps dritter Anlauf aufs Weiße Haus beginnt in Iowa. Dort sieht man ihn als die sichere Bank: Selbst wenn er kriminell sei, sei er zumindest ein Macher. Ein Besuch im Wahllokal.

Marion. Der Vorsitzende für den Wahlsprengel 04 ist verlorengegangen. Dave Springer steht etwas ratlos hinter dem Rednerpult im Auditorium der Linn-Mar High School. Heute Abend soll er die Wahl eines neuen republikanischen Präsidentschaftskandidaten leiten, vor ihm stehen auf einem Klapptisch zwei weiße Kartons für die Stimmzettel der beiden Wahlsprengel, für die er verantwortlich ist: Marion 04 und Marion 06. Nur ist eben der Vorsitzende abhandengekommen. „Ich habe ihn angerufen, aber er meldet sich nicht“, meint Springer entschuldigend in Richtung der rund 180 Parteimitglieder, die vor ihm sitzen. Draußen hat es -20 Grad Celsius, ein eisiger Wind pfeift, und die 180 schicken sich an, ihre große demokratische Bürgerpflicht zu tun. Zumindest nach Fahneneid und Gebet, und nach dem Finden einer neuen Vorsitzenden für Marion 04. Die stellt sich neben Springer und sagt: „Cool.“ Der Saal bricht in Gelächter aus.

40 Delegierte schickt der Bundesstaat Iowa im Sommer zur republikanischen Nationalversammlung, bei der der Kandidat der Grand Old Party für die Präsidentschaftswahl 2024 gekürt wird. Die 40 Delegierten Iowas werden diesmal für Donald Trump stimmen. Der Ex-Präsident holte am Montagabend mehr als die Hälfte aller Stimmen beim sogenannten Caucus, der Vorwahl in Iowa. Floridas Gouverneur Ron DeSantis erringt den zweiten Platz, Trumps einstige UN-Botschafterin Nikki Haley den dritten. Der Unternehmer Vivek Ramaswamy gab nach seinem einstelligen Ergebnis am Montagabend auf – und stellt sich (und seine Wähler und Wählerinnen) hinter Trump.

Dass Trump mehrfach angeklagt ist, er die Wahl Joe Bidens bis heute nicht anerkannt hat, das ist der republikanischen Basis schlicht egal. „Wir sind die wichtigste Nation der Erde, wir brauchen einen Präsidenten, der das auch ausstrahlt“, meint etwa David, der am Montagabend für Trump stimmte. „Ob ich finde, dass er einen lupenreinen Charakter hat? Natürlich nicht. Aber den braucht er auch nicht. Er braucht andere Qualitäten, er muss durchsetzungsfähig sein, und welcher Politiker hat schon eine weiße Weste?“

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