Auf dem jungen Videoschnipselportal schmieren sich neuerdings viele Vaseline um die Augen. Das soll das lästige Tränen bei Kälte verhindern. Eine gute Idee? Sicher nicht, sagen Augenärzte.
Es ist kalt, die Augen tränen. Beim Warten auf die Bim sieht man im Winter schnell so aus, als hätte man gerade einen Schicksalsschlag erlitten. Ursache ist eigentlich die bei Kälte meist sehr trockene Luft. Empfindliche Augen reagieren mit sogenannten „Reflextränen”. Heizungsluft, Wind und Kälte bringen zudem die natürliche Hydrierung der Augen aus dem Gleichgewicht. Die Lösung dafür findet man freilich auf der Videoschnipselplattform TikTok.
Die Jungen preisen dort herkömmliche Vaseline als Zaubermittel. Ein Tupfen im Augenwinkel (manche machen es außen, manche innen) soll Abhilfe schaffen. Aufgetragen wird die Creme mit einem Wattestäbchen oder, wer es aufregend mag, gleich direkt mit den spitzen Fingernägeln.
Dieser Zugang war den Experten der Österreichischen Ophthalmologische Gesellschaft (OÖG) auf Nachfrage bislang nicht bekannt. Auch wird er nicht empfohlen. „Das Auge ist ein empfindliches Organ. Man sollte auf jeden Fall vermeiden, dass Vaseline ins Auge kommt“, heißt es vonseiten der ÖOG. Vaseline sei wohl angenehm für die Haut, aber nicht gut für die Augen. „Es gibt keine Evidenz für eine Wirkung auf trockene oder tränende Augen. Es ist daher davon abzuraten, Vaseline knapp am Auge oder gar im Auge aufzutragen.“ Fetthaltige Substanzen, die nicht für das Auge zugelassen sind, könnten den Tränenfilm zudem negativ beeinflussen und „zu Schleiersehen führen“, heißt es abschließend.
Die Generation Z scheint jedenfalls Gefallen am altbewährten Mittel zu finden. Vor ein paar Jahren war „Slugging“ das Gebot der Stunde, auch hierfür kam Vaseline (oder eine ähnlich fettige Creme) zum Einsatz: Sie wurde vor dem Schlafen auf das ganze Gesicht aufgetragen, um die maximale Hydratation über Nacht zu erreichen. Der Begriff entspringt der entstehenden Optik, er ist eine Anspielung auf die schimmernde Schleimspur von wandernden Schnecken. Übrigens ist auch Schneckenschleim selbst seit einigen Jahren zum beliebten Schönheitsmittel aufgestiegen. Ob das taugt, lesen Sie hier. (red.)
