Medizin

Obdachlose Menschen haben erhöhtes Krebsrisiko

Fehlende Privatsphäre für die Vorbereitung zu Untersuchungen hält obdachlose Menschen mitunter von Screenings fern.
Fehlende Privatsphäre für die Vorbereitung zu Untersuchungen hält obdachlose Menschen mitunter von Screenings fern.Clemens Fabry
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Eine Wiener Forschungsgruppe hat die vielfältigen Gründe dafür systematisch erhoben.

Menschen, die obdachlos sind, erkranken doppelt so häufig an Krebs wie Menschen mit festem Wohnsitz. Das liegt auch daran, dass Erstere bestimmten Risikofaktoren wie Missbrauch von Tabak und Alkohol oder erhöhter Exposition von Sonneneinstrahlung und Schadstoffen besonders ausgesetzt sind. An Bewusstsein und Strukturen für zielgerichtete Vorsorge fehlt es jedoch.

Die wissenschaftliche Basis für die Entwicklung von Präventionsmaßnahmen hat nun ein internationales Team unter der Leitung von Igor Grabovac und Maren Jeleff vom Zentrum für Public Health der Med-Uni Wien im EU-Projekt „Cancerless“ geschaffen. Die Gruppe analysierte dazu 40 Studien zu allen möglichen Teilaspekten des Themas und gab einen Überblick über die vielfältigen Faktoren, die den Zugang obdachloser Menschen zu Krebspräventionsdiensten bestimmen.

Dazu gehören deren naheliegender Fokus auf Grundbedürfnisse wie Essen und Schlafplatz ebenso wie fehlende Unterstützung durch Familie und Freundeskreis, geringe formale Bildung und negative Erfahrungen mit dem Gesundheitssystem.

Wenig einfühlsam behandelt

Sexuelle Traumata in Kombination mit einer wertenden und wenig einfühlsamen Behandlung können bei Frauen etwa dazu führen, dass sie Screening-Angebote zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs nicht (mehr) in Anspruch nehmen. Wie viele obdachlose Menschen überhaupt die Möglichkeiten von Vorsorgeuntersuchungen nützen können, ist nicht erfasst. In den USA haben etwa nur weniger als 50 Prozent dieser Gruppe Zugang zu Brust- und Darmkrebs-Screenings.

Die Ergebnisse der Übersichtsarbeit sind kürzlich im Journal The Lancet Public Health erschienen. (cog)

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