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Plagiatsprüfung bei Föderl-Schmid: Ex-„Spiegel“-Chef engagiert

Ihre Arbeit wird geprüft: Alexandra Föderl-Schmid hat sich Anfang der Woche aus der Chefredaktion vorübergehend zurückgezogen.
Ihre Arbeit wird geprüft: Alexandra Föderl-Schmid hat sich Anfang der Woche aus der Chefredaktion vorübergehend zurückgezogen.APA
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Hat die Vize-Chefredakteurin der „Süddeutschen Zeitung“ journalistische Standards verletzt? Ein dreiköpfiges Team soll die Vorwürfe gegen Alexandra Föderl-Schmid prüfen. Darunter Steffen Klusmann.

Während sich Alexandra Föderl-Schmid vorübergehend als Vize-Chefredakteurin der „Süddeutschen Zeitung“ zurückgezogen hat, kommt nun die große Prüfung. Ist sie beim Verfassen von Texten unsauber mit Quellen umgegangen? Das ist die Frage, die eine Kommission, bestehend aus drei Experten, klären soll. Wie die „Süddeutsche Zeitung“ am Mittwoch in eigener Sache bekannt gab, sollen der frühere „Spiegel“-Chefredakteur Steffen Klusmann gemeinsam mit der Leiterin der Deutschen Journalistenschule, Henriette Löwisch, und dem Journalistik-Professor Klaus Meier die Vorwürfe aufklären. Und feststellen, ob Föderl-Schmid journalistische Standards verletzt hat.

Klusmann kennt man bereits von einer anderen Medienaffäre: Er war bis Mai 2023 Chefredakteur des „Spiegel“, in seine Zeit fiel die Aufarbeitung des Skandals um gefälschte Texte des vielfach ausgezeichneten „Spiegel“-Journalisten Claas Relotius. In der Branche zollte man Klusmann Respekt für seinen Umgang mit der Aufarbeitung. Vor Kurzem untersuchte er dann auch für den ARD-Sender NDR einen Fall. Nämlich jenen um den umstrittenen Journalisten, Putin-Biografen und Dokumentarfilmer Hubert Seipel, der Zahlungen aus Russland erhielt. Dies ist nun der nächste prominente Auftrag für Klusmann in der Medienbranche.

Die Prüfung folgt auf die Berichte mehrerer Medien, auch betreffend die Dissertation der Journalistin. Das Branchenportal „Medieninsider“ hatte zuerst darüber geschrieben, und das schon im Dezember. Föderl-Schmid soll in einigen ihrer Texte Formulierungen aus anderen Medien unsauber zitiert und in einem Fall wörtlich abgeschrieben haben. Die Prüfung rund um Föderl-Schmid wurde angekündigt, nachdem der „Plagiatsjäger“ Stefan Weber sich in der Sache meldete. Er hat am Mittwoch einige seiner Kritikpunkte zu den journalistischen Texten und der Doktorarbeit auf seinem Newsblog publik gemacht

Worum geht es bei den Artikeln?

Was findet man hier? Die erste journalistische Passage, die Weber kritisiert, ist am Ende eines langen Interviews zu finden, das Föderl-Schmid mit Wolf Biermann führte. In einem „Zur Person“ sind, als Information zum Schluss, Eckdaten zu Biermann zu finden. Diese gleichen den Infos zum Liedermacher auf Wikipedia.

Auf Twitter, wo vor allem die journalistische Arbeit von Föderl-Schmid diskutiert wird, hat der Journalist Jonas Vogt ein weitreichenderes Beispiel aufgezeigt. In einem Artikel über das Tunnelsystem der Hamas vom Oktober des vergangenen Jahres hat Föderl-Schmid, wie es aussieht, einige Sätze bzw. Passagen aus einem Artikel einer Kollegin übernommen, der wenige Tage zuvor in der „Welt“ erschien. 

Die Chefredaktion der „Süddeutschen Zeitung“ hatte in der Causa eingeräumt, dass es von Föderl-Schmid einen fehlerhaften Umgang gegeben habe. Das Vorgehen der Chefetage machte aber von sich reden, denn sie prüfte die elektronische Kommunikation der gesamten Redaktion, um herauszufinden, wer dem „Medieninsider“ Interna aus einer Redaktionskonferenz gegeben hatte. Als „Rasterfahndung“ bezeichnete die „FAZ“ das Vorgehen der Chefredaktion.

Föderl-Schmid ist eine der prominentesten Journalistinnen Österreichs. Die 53-jährige gebürtige Oberösterreicherin arbeitete 27 Jahre lang für „Der Standard“, wobei sie 2007 als erste Frau zur Chefredakteurin einer österreichischen Tageszeitung aufstieg. 2017 verließ sie die Qualitätszeitung, um zunächst als Israel-Korrespondentin für die „SZ“ und seit 2020 als stellvertretende Chefredakteurin der deutschen Zeitung zu arbeiten. (rovi/APA)

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