Literatur

Der Kipppunkt einer Ehe

Die irisch-britische Autorin Maggie O’Farrell ist eine begnadete Erzählerin.
Die irisch-britische Autorin Maggie O’Farrell ist eine begnadete Erzählerin.Murdo Macleod
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Der Roman „Hier muss es sein“ von Maggie O’Farrell ist ein vielstimmiger Generationenroman rund um eine Liebe, die den Geheimnissen aus der Vergangenheit nicht standhält.

Wann ist der Punkt erreicht, an dem eine Ehe zu Ende gegangen ist? Und wann bemerkt man diesen? In Maggie O’Farrells über einige Generationen angelegten Roman „Hier muss es sein“ gibt es einige dieser Punkte, nicht alle werden deutlich gezeigt, aber einer ragt heraus, weil wohl jede und jeder ihn schon einmal oder unglücklicherweise auch öfter in seiner Schlichtheit und Unerbittlichkeit erlebt hat.

Daniel liegt frühmorgens neben seiner Frau Claudette im Bett, er liest und raucht, sie ist wach und betrachtet ihn von der Seite. Er aber ignoriert ihr Wachsein, und er weiß es schon, er ahnt, dass das nicht gut für ihn ist, er sollte sich mit ihr beschäftigen, aber er kann nicht anders. Er ist übernächtig, hat keine Lust auf Gespräche, die möglicherweise mühsam werden könnten. Zwei Jahre später – immer wieder denkt er an diesen Moment – sagt er in Gedanken zu einem verliebten Paar, das er im Supermarkt beobachtet, was er zu sich selbst sagen würde, mit seinem heutigen Wissen: „Siehst du diese Frau, dieses Zimmer, dieses Haus? Du bist im Begriff, all das zu verlieren. Mit Sack und Pack und Kind und Kegel. Also leg das verdammte Buch weg, wende dich deiner Frau zu, halt sie fest und lass sie nie wieder los.“

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