Volkswirtschaft

IWF: Im österreichischen Immobilien-Sektor könnten Gefahren lauern

„Die Frage ist, bis zu welchem Grad Signa ein Indikator für größere Probleme im gesamten kommerziellen Immobiliensektor ist“, so der IWF
„Die Frage ist, bis zu welchem Grad Signa ein Indikator für größere Probleme im gesamten kommerziellen Immobiliensektor ist“, so der IWFClemens Fabry
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Der IWF empfiehlt Österreich in seinem jährlichen Wirtschaftsbericht verschiedenste Reformen – und einen genauen Blick auf den Immobiliensektor.

Wien. Am Freitag beendete der Internationale Währungsfonds (IWF) seinen jährlichen Besuch in Österreich. Wie üblich haben die Ökonomen in ihrem Bericht eine Reihe von Empfehlungen für Reformen parat. Zudem rät der IWF der Republik, sich den heimischen Gewerbeimmobilienmarkt genau anzusehen. Dieser dürfte sich zwar derzeit besser schlagen als andere Märkte in Europa oder in den USA. Allerdings könnten auch in Österreich noch Gefahren lauern.

„Für sich genommen scheinen die Probleme und Ausfälle bei Signa im Hinblick auf ihre Auswirkungen auf die Finanzstabilität überschaubar zu sein“, sagte Kevin Fletcher, der die IWF-Mission zur Prüfung der österreichischen Wirtschaft leitete, am Freitag bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit der Oesterreichischen Nationalbank. Die zuständigen Behörden in Österreich und anderen betroffenen Ländern hätten die Lage bisher gut im Griff gehabt. „Die Frage ist jedoch, bis zu welchem Grad Signa ein Indikator für größere Probleme im gesamten kommerziellen Immobiliensektor ist“, so Fletcher.

In Österreich stehe der Sektor nicht so stark unter Druck wie in anderen Ländern, wo die Preise für Gewerbeimmobilien unter hohen Leerstandsquoten und hohen Finanzierungskosten leiden würden, daher wolle man das Thema nicht überbewerten. „Aber ich denke, der Fall Signa zeigt, dass dies ein Bereich ist, in dem es wichtig ist, dass die Finanzaufsichts- und Regulierungsbehörden in Europa und den USA ein wachsames Auge darauf haben.“

Zudem sei der Gewerbeimmobilienmarkt ein Bereich, wo es Lücken in den verfügbaren Daten gebe. Das mache eine komplette Bewertung der breiteren Risiken schwieriger. Der IWF weist außerdem darauf hin, dass der Anteil, den österreichische Banken an Gewerbeimmobilienkrediten haben – im dritten Quartal 2023 entfielen 20 Prozent aller Bankkredite in Österreich auf Kredite für Gewerbeimmobilien –, im europäischen Vergleich hervorsteche.

KIM-Verordnung nicht streng

Zum Wohnimmobilienmarkt hielt der IWF fest, dass Österreich an den aktuellen Standards für die Vergabe von Wohnkrediten festhalten sollte. Diese seien als dauerhafte strukturelle Maßnahme notwendig. Im internationalen Vergleich seien die Regeln nicht über die Maßen streng, sondern aufgrund der großzügigen Ausnahmekontingente sehr flexibel. Lockerere Regeln würden dagegen die Leistbarkeit negativ beeinflussen, da die Wohnungspreise dann deutlich ansteigen würden. Eher sollte die Leistbarkeit durch mehr Angebot und Erleichterungen für neuen Wohnungsbau weiter gefördert werden.

Der Gesamtwirtschaft stellt der IWF ein gutes Zeugnis aus. Das Wachstum habe durch die Krisen zwar gelitten, soll aber heuer wieder an Fahrt aufnehmen. Für heuer sieht der IWF ein Wachstum von rund 0,5 Prozent, 2025 solle es dann auf 1,5 Prozent ansteigen. Wie schon in der Vergangenheit empfiehlt der IWF Reformen im Pensionssystem und einen Ausbau der Kinderbetreuung, um die Frauenerwerbsquote zu erhöhen. Die Fiskalpolitik sollte auf einen nachhaltigen Kurs zurückgebracht werden. (APA/jaz)

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