Nach einer bemerkenswerten Verwandlung steht die Schweizerin vor dem Gesamtweltcupsieg. Für die richtige Balance auf und abseits der Piste verzichtet sie auch auf viel Geld.
Saalbach-Hinterglemm. Im Zielraum nach einem Skirennen, wo Athleten und Reporter sonst möglichst nah aneinanderrücken, um zwischen lärmenden Skifans, der Dauermusikbeschallung und aufgeregten Platzsprechern das Wort des anderen zu verstehen, geht Lara Gut-Behrami auf Distanz. Locker eineinhalb Meter trennen den Schweizer Skistar von den Medienvertretern aus der Heimat, ein geradezu sinnbildlicher Abstand, denn wirklich warm geworden ist die 32-Jährige mit der eidgenössischen Öffentlichkeit nie, und mit den dortigen Medien schon gar nicht.
Das hat mit dem Heranwachsen des einstigen Ski-Wunderkinds im Rampenlicht zu tun, mit tatsächlichen Grenzüberschreitungen des Boulevard, auch mit wenig eigener Einsicht, dass ihr Alleingang mit Privatteam und die ständigen Konflikte mit dem Schweizer Skiverband nicht von allen Seiten goutiert wurden. Und mit einer Öffentlichkeit, die nicht verstehen wollte, dass der strahlende Teenager irgendwann von einer mitunter eigenwilligen erwachsenen Athletin abgelöst worden war.