Wirksamkeitsstudie

Lavendelöl hilft gegen milde bis moderate Depressionen

Eine Biene nascht an einer Lavendelblüte
Eine Biene nascht an einer LavendelblüteIMAGO/Jaap Arriens
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Der violette Lippenblütler ist seit Jahrhunderten als angstlösende Arzneipflanze bekannt. Das Wiener Zentrum für Hirnforschung hat in einer Studie nun auch die antidepressive Wirkung von Lavendelöl nachgewiesen.

Eine bestimmte Formulierung von Lavendelöl hilft nicht nur gegen Angstzustände, sondern offenbar auch gegen milde bis moderate Depressionen. Das ist das Ergebnis einer Wirksamkeitsstudie, die vom Wiener Psychiater Siegfried Kasper (Zentrum für Hirnforschung/MedUni Wien) mit deutschen und Schweizer Co-Autoren durchgeführt worden ist.

„Angststörungen und Depressionen haben überlappende Symptome und laufen über ähnliche neurobiologische Mechanismen. Antidepressiva haben sich auch bei Angstzuständen als wirksam erwiesen. Umgekehrt könnte es also sinnvoll sein, den möglichen Effekt von anxiolytischen Medikamenten (angstlösend; Anm.) wie Silexan auch bei Depressionen zu untersuchen“, schrieben Kasper und seine Co-Autoren, unter anderem von der psychiatrischen Klinik der Ludwig Maximilian Universität in München und von der psychiatrischen Universitätsklinik in Zürich, in den „European Archives of Psychiatry and Clinical Neuroscience“. Silexan ist ein ätherisches Öl zur oralen Verabreichung, das aus Lavandula angustifolia-Blüten hergestellt wird und als Arzneimittel für Patienten mit Angststörungen registriert ist.

Lavendelöl und Antidepressivum im Vergleich

Die Wissenschaftler starteten deshalb eine Studie mit insgesamt 498 Patienten, bei denen laut der international in der Psychiatrie gebräuchlichen Klassifikation nach der MADRS-Einteilung (zehn Fragen, die jeweils mit Werten von 0 bis 6 bewertet und summiert werden, höchste Punktezahl 60) an einer leichten bis moderaten Depression litten (MADRS: 19 bis bis 34; erste oder wiederholte depressive Episode). 170 Patienten bekamen das Lavendelöl-Präparat Silexan (einmal 80 Milligramm pro Tag), 171 Erkrankte schluckten einmal pro Tag eine Tablette des klassischen Serotonin-Reuptake-Hemmer Sertralin (50 Milligramm), 157 Probanden bekamen ein Placebo. Es war eine doppelt blinde Studie, das heißt, weder Patienten noch behandelnde Ärzte wussten, welche Probanden, was einnahmen.

Die Behandlungsdauer betrug 56 Tage. Nach diesen acht Wochen wurde die MADRS-Beurteilung wiederholt. Jene Personen, die das Lavendelöl-Präparat eingenommen hatten, wiesen im Vergleich zur Placebogruppe eine Verbesserung um 2,17 Punkte auf der MADRS-Skala auf. Die Patienten, welche das Antidepressivum einnahmen, zeigten einen vergleichbaren, etwas besseren Effekt (Abnahme der Schwere der Depression um 2,59 Punkte). Hoch signifikant unter Verwendung von Silexan war auch die Fähigkeit der Behandelten, mit dem täglichen Leben wieder besser zurechtzukommen. Die Wissenschaftler: „Die Studie bestätigt die antidepressive Wirkung von Silexan bei milder oder moderater Depression (...). Beide Medikamente wurden gut vertragen.“

Qualität des Öls ist entscheidend

„Lavendel (Lavandula angustifolia) ist seit Jahrhunderten als Arzneipflanze bekannt und weist unter anderem anxiolytische und beruhigende Eigenschaften auf (...). Das aus den Blüten der Pflanze durch Wasserdampfdestillation gewonnene Lavendelöl ist ein komplexes Vielstoffgemisch, in dem bisher mehr als 160 verschiedene Substanzen identifiziert werden konnten. Die anxiolytischen (angstlösenden; Anm.) Eigenschaften der Substanz werden auf verschiedene Inhaltsstoffe zurückgeführt, darunter Linalool und Linalylacetat“, schrieb Kasper, damals noch Vorstand der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der MedUni Wien/AKH, bereits im Jahr 2015 in einer Übersichtsarbeit. Ehemals ging es aber vor allem um die Behandlung von Angststörungen.

Wichtig, so Kasper, sei aber die Qualität von Lavendelölpräparaten. So eigneten sich Öle aus Lavandula angustifolia mit hohem Ester-Gehalt zur Herstellung von Präparaten mit pharmazeutischer Qualität. Epidemiologische Untersuchungen haben ergeben, dass in der EU innerhalb eines Jahres rund 15 Prozent der Menschen Symptome einer Angststörung aufweisen, rund sieben Prozent erleben eine depressive Phase. (APA)

Gartentipp: Lavendel vermehren

Reißen, nicht schneiden, lautet die Zauberformel, wenn es um die Verjüngung von Lavendel geht. Die beste Zeit, um alte, verholzte und unansehnlich gewordene Lavendelexemplare zu verjüngen, ist der späte Sommer oder das Frühjahr. Es gibt kaum etwas Einfacheres. Sie reißen alte Äste ab und stecken sie in die Erde. Der Trick ist das Abreißen, das wesentlich besser funktioniert als das Abschneiden. Der Lavendel wird mit den Jahren unansehnlich und struppig, auch wenn man ihn nach der Blüte stets brav zurückstutzt. Er wächst zum Glück sehr schnell, und deshalb macht es nichts, wenn man ihn nach etwa neun, zehn Jahren radikal verjüngt und erneuert.

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