Krieg in der Ukraine

Mindestens fünf Tote bei russischem Drohnenangriff auf Charkiw

Schäden nach einem Drohneneinschlag in der ukrainischen Stadt Charkiw.
Schäden nach einem Drohneneinschlag in der ukrainischen Stadt Charkiw.Reuters / Oleh Synehubov Via Telegram
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Beim Angriff auf die ukrainische Großstadt wurden wieder Wohnhäuser getroffen. Der ukrainische Präsident Selenskij bat die westlichen Verbündete ein Mal mehr um Hilfe für den Sieg gegen Russland.

Während der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskij angesichts befürchteter, neuer russischer Offensiven in seinem Land die westlichen Verbündeten einmal mehr mit Nachdruck um Hilfe für einen Sieg im Krieg gegen den großen Nachbarn gebeten hat, haben nach Angaben der Behörden der ukrainischen Region Charkiw russische Drohnen am frühen Donnerstagmorgen Wohnhäuser in der zweitgrößten Stadt der Ukraine angegriffen. Es gab mindestens fünf Tote.

Vier Menschen, darunter drei Rettungskräfte, starben in der Nacht auf Donnerstag bei einem Angriff auf Wohngebäude in einem dicht besiedelten Gebiet, erklärte der Bürgermeister der Metropole Charkiw Igor Terekow, im Onlinedienst Telegram. Fünf weitere Menschen wurden demnach verletzt. Bei einem Angriff in einem anderen Wohngebiet habe es einen weiteren Toten gegeben. Laut Terekow kamen Shahed-Drohnen aus iranischer Produktion zum Einsatz. Der Leiter der Militärverwaltung von Charkiw, Oleg Synegubow, meldete „mindestens vier“ Angriffe auf die Stadt im Laufe der Nacht.

Angriffe fast jede Nacht

Die Ukraine wird fast jede Nacht aus Russland angegriffen - die grenznahe, östliche Stadt Charkiw ist dabei besonders oft im Visier russischer Truppen. Ukrainische Behörden fordern die westlichen Verbündeten regelmäßig auf, mehr Luftabwehrsysteme zu liefern, darunter moderne Patriot-Systeme aus dem USA. Im US-Kongress wird seit mehreren Monaten ein Hilfspaket für die Ukraine in Milliardenhöhe blockiert.

Präsident Selenskij bat angesichts befürchteter, neuer russischer Offensiven in seinem Land die westlichen Verbündeten einmal mehr mit Nachdruck um Hilfe für einen Sieg im Krieg gegen den großen Nachbarn. „Wir müssen diesen Krieg gewinnen. Das ist eine historische Chance für die Ukraine, den russischen Revanchismus zu durchkreuzen, und wir müssen sie ergreifen“, sagte Selenskij in seiner am Mittwoch verbreiteten, allabendlichen Videobotschaft.

Russland wolle Regionen Charkiw und Odessa annektieren

Der Ukraine sei klar, was Russland vorhabe und wozu das Land Soldaten rekrutiere, sagte der Präsident, ohne Details zu nennen. Experten erwarten, dass Russland einen neuen Großangriff planen könnte, um nicht nur die bisher teils besetzten ukrainischen Gebiete Luhansk, Donezk, Saporischschja und Cherson komplett unter Moskaus Kontrolle zu bringen. Die russische Armee könnte auch versuchen, die Regionen Charkiw und Odessa zu annektieren. Der Machtapparat in Moskau hat diese Regionen zuletzt immer wieder als historisch russische Gebiete bezeichnet.

Für eine Verteidigung ihres Gebiets ist die Ukraine, die sich seit mehr als zwei Jahren gegen den russischen Angriffskrieg wehrt, auf breite westliche Hilfe angewiesen. Selenskij hat immer wieder mit Nachdruck noch mehr Waffen und Munition gefordert. „Und wir, alle von uns, unsere Partner, müssen eine starke Reaktion auf die russischen Operationen parat haben“, sagte Selenskij. Wichtig sei, die Verteidigung der ukrainischen Positionen zu stärken und weiter Druck auf die russischen Stellungen auszuüben.

Selenskij will rasche Einladung zur Nato

Selenskij plädierte einmal mehr auch für eine Einladung der Nato an die Ukraine, Mitglied zu werden. „Wir dürfen keine Zeit verlieren“, sagte er. „Es ist um unsere gemeinsame Sicherheit, um den Schutz von Millionen von Menschen vor russischen Mördern.“

Der ukrainische Staatschef hatte zuvor auch gesagt, dass Russland 300.000 Reservisten mobilisieren wolle. Das solle bis 1. Juni für neue Militäroperationen geschehen. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow wies das zurück. „Das ist nicht die Wahrheit“, sagte er. Russland hatte mehrfach erklärt, genügend Freiwillige für den Kriegsdienst zu haben. Eine neue Mobilmachung wie im Herbst 2022 soll es demnach nicht geben. Damals hatte es Proteste gegen die von Machthaber Wladimir Putin veranlasste Zwangseinberufung von 300.000 Reservisten zum Krieg gegeben, Hunderttausende Männer flüchteten ins Ausland. (APA/Reuters)

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