Baugeschichte

Knittelfeld: Holzhaus findet seinen Platz zwischen Obstbäumen

Holzbau-Handwerk, Nachhaltigkeit und Architektur als Einheit: prämiertes Haus B16 in der Steiermark.
Holzbau-Handwerk, Nachhaltigkeit und Architektur als Einheit: prämiertes Haus B16 in der Steiermark.HBP Stmk./G. Ott
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In Knittelfeld setzte ein Architektenpaar sein eigenes Haus auf ein beengtes Grundstück. Es verschließt sich zur Straße und öffnet sich in den Garten. 

Schon seit einiger Zeit hat das Architektenpaar Michael Moitzi und Ingrid Waßer ein geeignetes Grundstück oder ein altes Bestandshaus in der Steiermark gesucht, um sein eigenes Domizil zu verwirklichen. „Aber irgendwie war nie das Richtige dabei, da wir innerstädtisch wohnen und dennoch im Grünen sein wollten“, erzählt Waßer. „Insofern war dieses Grundstück ein echter Glücksgriff.“

Gefunden haben sie eine Baulücke in Knittelfeld, eingebettet in Häuser, die hauptsächlich aus den 1930er-Jahren stammen, mit einem Altbaumbestand aus Obstbäumen und einem alten, kleinen Gartenhaus. Ausreichend Platz, um ein neues Haus hinzustellen – und das alles in der Nähe des Bahnhofs sowie „in fußläufiger Entfernung zur Innenstadt“, sagt die Bauherrin. Entstanden ist ein rund 145 Quadratmeter großes Haus, das sich nach außen, zur Straße hin, ein wenig abschottet. Und sich nach innen, zum Garten, öffnet. Unterstützt wird der „abweisende Eindruck“ nach außen durch die dunkle, vorvergraute Lärchenholzfassade und dadurch, dass straßenseitig nur ein einziges Fenster zu sehen ist.

„Letztlich sind doch rund 500 Quadratmeter Garten übrig geblieben“, sagt Bauherr und Architekt Michael Moitzi. 
„Letztlich sind doch rund 500 Quadratmeter Garten übrig geblieben“, sagt Bauherr und Architekt Michael Moitzi. Bettina Wolfinger

In drei Tagen gebaut

Das Haus selbst ist nicht unterkellert, sondern wurde auf eine Fundamentplatte aufgesetzt. In Massivholzbauweise mit vorgefertigten Holzteilen errichtet, wurde es dann an Ort und Stelle „in nur drei Tagen“ zusammengebaut. Ganz bewusst positionierten es die beiden Architekten fast direkt an der Straße, um möglichst viel von der Grünfläche erhalten zu können. „Letztlich sind doch rund 500 Quadratmeter Garten übrig geblieben“, erklärt Moitzi. Gedämmt wurde mit eingeblasener Zellulosedämmung, geheizt wird mit einer Fußbodenheizung, die von einer im Erdgeschoß untergebrachten Erdwärmepumpe und einer Indach-Fotovoltaik betrieben wird.

Beim Betreten des Hauses öffnet sich eine direkte Sichtachse in den Garten. Und die Architekten haben es geschafft, den Raum optimal zu nutzen. Ein offenes Raumkonzept, das den Wohn-, Ess- und Küchenbereich umfasst, reicht bis zum Dach, „dadurch entsteht eine Raumhöhe von rund sechs Metern“, begrenzt nur auf einer Seite von einer Galerie im oberen Stock, die zu drei privaten Räumen und dem Bad führt.

Offenes Raumkonzept samt Küche in Pastellfarben.
Offenes Raumkonzept samt Küche in Pastellfarben.Bettina Wolfinger

Die Räume oben haben alle Dachflächenfenster für eine optimale Lichtsituation. „Überdies können wir dadurch quasi das ganze Haus querlüften, indem wir die Dachfenster oben und die Terrassentüren in den Garten öffnen“, beschreibt Waßer.

„Abweisender Eindruck“: Straßenseitig gibt es nur ein Fenster.
„Abweisender Eindruck“: Straßenseitig gibt es nur ein Fenster.HBP Stmk./G. Ott

Ganz besonders: Die fast schwarze Außenfassade wird konterkariert durch die durchgehend hellen, weiß lasierten CLT-Wände und -Decken im Innenraum. Eine grün gestrichene Wand, die im Garderobenbereich beginnt, zieht sich durch den Wohnbereich und trennt diesen von den dahinterliegenden Räumen. 

Das Badezimmer befindet sich im oberen Stock.
Das Badezimmer befindet sich im oberen Stock.Bettina Wolfinger

Als Materialien wurden Fichtenholz für Wände und Decken eingesetzt sowie Buchenholz für die Stiege, deren Stufen ebenfalls grün lackiert sind. Der Fußboden ist aus versiegeltem Estrich, „damit nicht alles aus Holz ist, und wir haben auch eine Betonwand mit einer Heizung eingezogen, die man auch zur Kühlung verwenden kann, sollte das in nächster Zeit notwendig sein“, ergänzt Moitzi.

Eine runde Öffnung unterbricht den Stiegenaufgang, die vom Wohnraum aus einen direkten Blick in den Garten erlaubt. Und zu den Obstbäumen. „Uns war es ein großes Anliegen, den Garten mit den alten Obstbäumen zu erhalten.“ Nur zwei mussten gefällt werden, alle anderen konnten erhalten bleiben. „Sie erfüllen mehrere Aufgaben. Nicht nur, dass man die Früchte ernten kann, sie bieten Schatten im Sommer und sind zugleich ein Sichtschutz.“

Stiegenaufgang mit Lucke.
Stiegenaufgang mit Lucke.Bettina Wolfinger

Zum Ort, zum Objekt

Das mit dem Holzbaupreis Steiermark (Kategorie Private Wohnbauten, 2023) ausgezeichnete Haus B16 befindet sich in Knittelfeld. Die Pläne stammen von dem Architekturbüro Plateau, den Holzbau führte die Tischlerei & Zimmerei Alpe aus. Um Schalldämmung und Lastabtragung gleichermaßen zu bewerkstelligen, wurde es in Brettsperrholzbauweise errichtet. Außen wie innen wirkt das 146 Quadratmeter große Familien-Stadthaus äußerst schlicht. Mehr prämierte Holzbauten unter: www.proholz.at

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