Morgenglosse

Wenn die Regierung nur immer so viel Elan hätte!

Finanzminister Magnus Brunner
Finanzminister Magnus BrunnerBloomberg
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Der Staat belebt ein Produkt für Privatanleger wieder: den Bundesschatz. Das Projekt hat man binnen relativ kurzer Zeit auf die Beine gestellt. Schade, dass das die Ausnahme ist.

Als Österreicherin oder Österreicher ist man von der öffentlichen Hand oder besser gesagt, von ihren Vertretern, ja so einiges gewohnt. Da wird ausgeklügelt taktiert und paktiert sowie allzu oft das parteipolitische Interesse vor das der Allgemeinheit gestellt. Man hat oft das Gefühl, dass wenig weitergeht, wohl auch, weil die großen Reformen (Stichwort Pensionsreform etc.) stets auf der Strecke bleiben – ganz unabhängig davon, wer an der Macht ist. Manchmal schafft es die öffentliche Hand aber, etwas im Kleinen zu bewegen. So wie das nun bei der Wiederbelebung des Bundesschatzes der Fall ist. Beim Bundesschatz handelt es sich mehr oder weniger um ein Online-Sparbuch für Privatanleger bei der Republik. Nur, dass es eben Wertpapiere mit hundertprozentiger Sicherheit sind.

Das Produkt wurde im Jahr 2020 aufgrund des Niedrigzinsumfelds und im „Sinne des Steuerzahlers“ komplett eingestellt. Ab Sommer 2019 waren alle angebotenen Laufzeiten nur noch mit null Prozent verzinst. Nun hat man den Bundesschatz vor dem Hintergrund vergleichsweise hoher Zinsen wieder aus der Versenkung geholt. Vielleicht etwas spät – weil die Marktzinsen seit geraumer Zeit wieder zurückgehen –, aber nicht zu spät, wie Finanzminister Magnus Brunner meint. Einerseits kann sich der Finanzminister auf die Fahnen heften, das Projekt noch in der zu Ende gehenden Legislaturperiode umgesetzt zu haben. Andererseits hat auch die Europäische Zentralbank ihre Zinsen noch nicht gesenkt. Anleger können also durchaus etwas davon haben.

Der neue Bundesschatz ist modern in der Anmutung, die Abwicklung mittels ID Austria einfach zu bewerkstelligen, die Zinsen sind vergleichsweise attraktiv und die Gebühren nicht vorhanden. Noch dazu haftet der Staat unbegrenzt. Da müssen die Banken schauen, wie sie im Wettbewerb mit der Republik bestehen. Auf die Beine hat die Republik das Ganze binnen weniger Monate gestellt.

Vielleicht bewegt das nicht nur den einen oder anderen Anleger, sein Geld beim Staat zu parken, anstatt es auf täglich fälligen Bankkonten mit Minimalverzinsung darben zu lassen. Vielleicht führt dieses Projekt auch bei dem einen oder anderen Regierungsmitglied zu der Erkenntnis, dass man Projekte auch tatsächlich umsetzen kann, wenn der Wille und die Bereitschaft da sind. In Zukunft klappt das ja vielleicht auch einmal im großen Stil.

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