Einfluss in Afrika

Russische Truppen dringen auf US-Basis in Niger ein

Menschen protestieren im April gegen in Niger stationierte US-Truppen
Menschen protestieren im April gegen in Niger stationierte US-Truppen Reuters / Mahamadou Hamidou
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Russische Militärangehörige lassen sich offenbar auf einem US-Stützpunkt nahe dem Flughafen Niamey nieder. Zuvor hat die nigrische Junta beschlossen, die Amerikaner aus dem Land zu drängen. Dies käme Moskau in seinem Streben nach Einfluss in Afrika zugute.

Niamey/Washington/Moskau. Russische Soldaten sind in einen Luftwaffenstützpunkt im nordafrikanischen Wüstenstaat Niger eingedrungen, auf dem US-Truppen stationiert sind. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters und zitiert dabei einen ranghohen Sprecher des US-Verteidigungsministeriums. Auch CNN berichtet davon: Demnach seien die russischen Soldaten bereits vor Wochen angekommen und operieren dort in unmittelbarer Nähe zu den Amerikanern.

Der Luftwaffenstützpunkt 101, als Air Base 101 bzw. Base aérienne 101, liegt nahe dem internationalen Flughafen Diori Hamani in der Hauptstadt Niamey. Die Russen nutzten zwar einen separaten Hangar auf dem Stützpunkt und mischten sich nicht direkt unter die US-Soldaten, aber „es ist kein so großes Gebiet“, wird der US-Verteidigungsbeamte, der anonym bleiben möchte, zitiert.

US-Truppen sollen aus Land abziehen

Der Schritt folgt auf die Entscheidung der Junta in Niger, die US-Streitkräfte aus dem Land auszuweisen. Bei einem Treffen in Niamey Mitte März hatten hochrangige US-Beamte Besorgnis über die erwartete Ankunft russischer Truppen geäußert und die Junta mit Vorwürfen konfrontiert, heimlich an einem Uran-Deal mit dem Iran zu arbeiten. Washington wurde im April aufgefordert, die fast 1000 amerikanischen Militärangehörigen aus dem Land abzuziehen, das bis zu dem Putsch im vergangenen Jahr ein wichtiger Partner im Kampf gegen islamistische Gruppen in der Region war. Tausende Menschen wurden im Juli 2023 getötet, Millionen vertrieben, die Junta putschte sich an die Macht und sucht seither die Nähe zu Russland.

Bereits im Dezember hatten die letzten französischen Truppen das Land verlassen. Auch aus anderen afrikanischen Ländern sahen sich die USA und ihre Verbündete gezwungen, ihre Truppen abzuziehen. Neben dem bevorstehenden Abzug aus Niger haben die US-Truppen in den vergangenen Tagen auch den Tschad verlassen, französische Streitkräfte zogen aus Mali und Burkina Faso ab. Auch die deutsche Bundeswehr hat ihre Kräfte aus Mali abgezogen.

Es gibt allerdings noch eine US-Basis

Noch gibt es in Niger allerdings einen zweiten, durchaus größeren und wichtigeren Stützpunkt für die Amerikaner, nämlich die Air Base 201 (Base aérienne 201). Der liegt allerdings nahe Agadez im Zentrum des Landes, wurde Ende der 2010er-Jahre infolge eines Vertrages mit der damaligen nigrischen Regierung federführend von den Amerikanern gebaut und ist für die Drohnenkriegsführung in Nordafrika gegen Islamisten wichtig. Mitunter wurde er auch von Franzosen genutzt.

Kurz vor der endgültigen Inbetriebnahme 2019 beschrieb „Die Presse“ den Bau, der sich schon damals einer offenbar skeptischen bis feindseligen Umgebung gegenübersah (erster Link unten). Auf „201“, formaljuristisch ebenfalls Eigentum der nigrischen Regierung, geht der Betrieb bisher offenbar weiter, es sollten dort gegen 1000 Amerikaner vor allem der 409th Air Expeditionary Group sein. Prinzipiell müsste auch dieser Ort geräumt werden, wenn es nach der Junta geht.

Die aktuellen Geschehnisse in Niger sind weitere Schritte in Moskaus Bemühungen um mehr Einfluss in Afrika. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin versucht am Rande einer Pressekonferenz in Honolulu dennoch zu kalmieren. Angesprochen auf die russischen Truppen in Niger sagte er: „Die Russen sind in einem separaten Gelände und haben keinen Zugang zu US-Streitkräften oder Zugang zu unserer Ausrüstung.“ Und weiter: „Die Sicherheit und der Schutz unserer Truppen stehen für mich immer im Mittelpunkt ... Aber im Moment sehe ich hier kein nennenswertes Problem.“

Die Lage vor Ort sei „nicht großartig, aber kurzfristig überschaubar“, wird auch der anonyme Verteidigungsbeamte von Reuters zitiert. Die nigerianische und die russische Botschaft in Washington reagierten gegenüber Reuters nicht sofort auf eine Bitte um Stellungnahme. (Reuters/bsch/wg)

> Bericht von „Reuters“
>Bericht von „CNN“

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