Kurzzeitwohnen

„Run“ auf Festivalstädte: Jedermann sucht eine Bleibe

Wer am Domplatz spielt und arbeitet, braucht ein temporäres Heim.
Wer am Domplatz spielt und arbeitet, braucht ein temporäres Heim.Barbara Gindl/APA
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In Salzburg oder Bregenz profitiert der Markt für kurzfristiges Wohnen nicht nur vom Tourismus, sondern auch von den Festspielen. Die Nachfrage ist in diesem Jahr ebenfalls wieder hoch, von Besuchern wie Mitwirkenden.

Wer in den Sommermonaten in Salzburg oder Bregenz aus privaten oder beruflichen Gründen eine Ferienwohnung oder eine Wohnung auf Zeit mieten möchte, ist gut beraten, bei der Suche einen Gang zuzulegen. „Die Nachfrage nach Kurzzeitwohnungen in Salzburg während dieser Zeit ist derzeit sehr hoch“, sagt Simon Siller, Geschäftsführer der Plattform Kurzzeitmiete.at. Dass diese weggehen wie die „warmen Semmeln“, liegt nicht nur an der Attraktivität der Mozartstadt als Reiseziel, sondern auch an der Tatsache, dass die Mitwirkenden der Festspiele während der Proben und Aufführungen ein Dach über dem Kopf benötigen. 60 bis 70 Prozent der Festspielanmietungen seien bereits unter Dach und Fach, schätzt Siller, der seine Plattform 2011 auch aus der Motivation gründete, Kunstschaffenden bei der Suche nach einer temporären Unterkunft behilflich zu sein.

Wohnkriterien der Künstler: Preis, Klima und Übungsmöglichkeiten

Und das sind nicht wenige: Arbeiten während des Jahres 250 Menschen festangestellt für die Salzburger Festspiele, so steigt die Zahl nach Angaben des Festspielbüros im Sommer auf rund 4500 Personen. Vor allem für längere Aufenthalte werden Wohnungen präferiert, für kurze hingegen Hotels. Beide sollten zentral, idealerweise in Gehdistanz zu den Festspielhäusern, und trotzdem ruhig gelegen sein. Weitere Kriterien seien neben einer guten Ausstattung und einem ebensolchen Preis-Leistungs-Verhältnis etwa Privatsphäre sowie gute klimatische Verhältnisse in den Räumen. Sängern und Musikerinnen sind auch Übungsmöglichkeiten in der Wohnung wichtig.

Die meisten Chor- und Orchestermitglieder sowie Sommer-Mitarbeiterinnen organisieren ihre Sommer-Unterkünfte online über Buchungsplattformen oder über Freunde und Familie. Manchen Künstlern greifen die Salzburger Festspiele unter die Arme. „Unser Wohnungsbüro unterstützte letzten Sommer 1500 Künstlerinnen bei der Suche nach Wohnungen oder Hotels“, heißt es aus dem Festspielbüro.

Vorarlberg: 100 Wohnungen für 70 Tage

An die 100 Wohnungen pro Saison werden in der Vorarlberger Landeshauptstadt von den Bregenzer Festspielen an Mitwirkende vermittelt. „Die Mietdauer liegt meist bei etwa 70 Tagen“, erzählt die für die Vermittlung zuständige Evelyn Frühauf. Um die Anforderungen möglichst genau erfüllen zu können, erhalten Künstler und Produktionsmitarbeitende zuvor einen Fragebogen. „Wir wollen wissen, ob ein Haus oder eine Wohnung bevorzugt wird, wie groß diese sein sollten, ob es einen Garten geben soll oder die Familie mitkommt. Darauf aufbauend versuchen wir, die Wünsche mit dem Angebot unter einen Hut zu bringen“, so Frühauf, die für heuer bereits so gut wie alle Künstler untergebracht hat. Liegen sollten die Immobilien idealerweise ebenfalls fußläufig zur Seebühne oder maximal 20 Minuten mit dem Fahrrad entfernt.

Etwas anders präsentiert sich die Situation bei den Seefestspielen Mörbisch: „Das Verhalten der Künstler und aller anderen Mitwirkenden hat sich geändert“, heißt es. Solang Operetten auf dem Programm standen, hätten fast alle Mitwirkenden ihr Quartier in und um Mörbisch aufgeschlagen. Nach der Umstellung auf Musical würden jedoch viele von Wien aus zu Proben und Vorstellungen pendeln. Dort wohnen Mitwirkende aus dem Ausland beispielsweise in Studentenheimen und reisen ab der Generalprobe mit dem Bus-Shuttle von Wien nach Mörbisch und retour. In Mörbisch nächtigen nur mehr wenige.

Nach Corona weniger Wohnungen am Markt

Bei Vermietern sind diese Gäste durchaus willkommen, weiß Siller. Ähnliches beobachtet Andrea Baidinger von der Bauen Wohnen Immobilien Kommunikationsberatung, die seit Jahren Forschung zum Thema Mietmarkt durchführt. „2021, während der Pandemie, wurden in Salzburg über 500 Wohnungen zur Miete auf diversen Plattformen angeboten. Das waren mehr als doppelt so viele wie in den Jahren davor oder danach“, erzählt Baidinger. Nachdem die Beschränkungen aufgehoben wurden und sich das Leben normalisierte, reduzierte sich das Angebot wieder. „Es liegt die Vermutung nahe, dass viele dieser Wohnungen wieder auf dem Markt für kurzzeitige Anmietungen gelandet sind.“ Die Gründe liegen auf der Hand: Neben der längeren fixen Vermietung fallen für diese Zeit die häufigen Gästewechsel weg. „Viele vermieten die Wohnungen aber auch aus Freude an den Festspielen“, weiß Frühauf.

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