Interview

Petr Pavel: „Russland gibt sich nicht mit einem Teil der Ukraine zufrieden“

Petr Pavel mit Thomas Seifert (links) und Christian Ultsch (Mitte)
Petr Pavel mit Thomas Seifert (links) und Christian Ultsch (Mitte)Clemens Fabry / Die Presse
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Tschechiens Präsident, Petr Pavel, über die russischen Kriegsziele in der Ukraine, die Aussicht auf Frieden und den Mangel an strategischem Denken in Europa.

Die Europäische Union war als Friedensprojekt konzipiert gewesen und wurde sogar mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Die Gegenwart wird allerdings von Hard-Power-Politik dominiert. Ist die EU auf diese neue Realität vorbereitet?

Petr Pavel: Die EU wurde auf den Idealen Freiheit, Demokratie, freie Märkte, Würde und Rechte für alle gegründet. Leider scheinen große Teile der Welt eine andere Zukunft anzustreben und andere Vorstellungen einer Weltordnung zu haben. Wir müssen uns dieser neuen Wirklichkeit stellen und unseren Bürgern Sicherheit bieten, sowohl vor militärischen als auch vor nicht militärischen Bedrohungen. Wir müssen aufwachen.

Hat sich Europa in den vergangenen Jahrzehnten zu sehr daran gewöhnt, die Friedensdividende zu genießen?

Wir haben eine längere Zeit des Friedens und des Wohlstands genossen. Das hat zu einem falschen Sicherheitsgefühl geführt – nämlich, dass wir unsere Lebensweise beibehalten können, ohne sie aktiv zu verteidigen. Menschen neigen dazu zu glauben, dass die Bedingungen, unter denen sie geboren worden sind, für immer bestehen bleiben. Populistische Politiker, die einfache Lösungen vorgaukeln, sind nicht hilfreich. Sie sprechen jetzt in vielen Ländern von der sogenannten Friedensagenda. „Wir müssen uns um unser eigenes Volk kümmern, wir wollen keinen Krieg“, sagen sie. „Hören wir also auf, die Ukraine zu unterstützen, dann wird es wieder Frieden geben, und alles wird wieder gut.“ Aber das wird nicht der Fall sein. Alle wollen Frieden. Doch Frieden zu wollen und Frieden zu erreichen und zu bewahren ist nicht dasselbe. Wir müssen das effektiver kommunizieren.

Wie?

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