Management

Welches Bild hat die KI von meinem Unternehmen?

MGO
  • Drucken

Die künstliche Intelligenz kommt in Wellen – das sollten Führungskräfte wissen. Und mit dem „digitalen Humanismus“ im Hinterkopf an der unternehmenseigenen KI arbeiten.

Diese Frage könnten Führungskräfte schon einmal stellen: „Welches Bild hat die künstliche Intelligenz (KI) von unserem Unternehmen?“ Oder: „Ist {unsere Firma} ein guter Arbeitgeber für {unsere Berufsbezeichnung}?“ Und zwar einer KI wie etwa ChatGPT. Das empfehlen Barbara Stöttinger, Dekanin der WU Executive Academy, und der Digitalisierungsexperte Martin Giesswein, die sich gefragt haben, was Führungskräfte zur KI wissen sollten.

Erster Punkt: KI sei viel mehr als „nur“ generative KI, also die Erstellung von Texten, Audio, Bildern und Code. KI-Experte Gerhard Kürner fasst die Entwicklungen in drei Wellen zusammen: Die erste ist bestimmt durch generative KI. Die zweite Welle, die Synthese-KI, geht darüber hinaus und konzentriert sich auf die Integration diverser Informationsquellen. Ein Beispiel ist die Abbildung der Customer Journey, die nicht nur Kundeninteressen erfasst, sondern auch die Grundlage für Produktentwicklungen liefert. Die dritte Welle, die autonome KI, wird darauf abzielen, selbstlernende Systeme zu schaffen, die sich an neue Situationen anpassen und eigenständig entscheiden können. Diese Welle hat das Potenzial, Branchen wie Medien-, Transport-, Gesundheits- und Finanzwesen (noch einmal) grundlegend zu verändern.

Zweiter Punkt: Die Arbeitserleichterung, die von frei im Internet verfügbaren KI-Tools ausgeht, ist so verlockend wie gefährlich. Täglich werden dank schlecht geschulter Mitarbeitender Unmengen vertraulicher Daten Teil eines fremden KI-Modells. Dringend raten Stöttinger und Giesswein, eine unternehmensinterne KI-Richtline für Verwendung und Training auszuarbeiten.

Abhilfe schafft ein firmeneigenes, maßgeschneidertes KI-System, also eine firmenexklusive Nutzung eines in Europa gehosteten KI-Modells. Hat eine Firma einen reichen Datenschatz, kann auch das Erstellen, Trainieren und Nutzen eines eigenen KI-Modells sinnvoll sein. Verbunden mit strategischer Vorausschau und einer entsprechenden Szenario-Planung, um businessrelevante Fragen eher beantworten zu können. Etwa: Welche unserer Produkte und Services werden durch KI-Anbieter bedroht? Überholt uns die Konkurrenz, weil sie mithilfe von KI neue Prozesse, Geschäftsmodelle oder Märkte bedienen kann?

Literatur

Ein umfangreiches Lesebuch zu „Arbeitswelt und KI 2030“ haben Inka Knappertsbusch und Kai Gondlach als Herausgeber bei Springer Gabler (104,50 Euro) aufgelegt. Auf 428 Seiten widmen sich die Autoren in zahlreichen Aufsätzen aus wissenschaftlicher sowie praktischer Sicht den Herausforderungen und Strategien für die Arbeit von morgen.

Dritter Punkt: Jede Organisation hat einen digitalen Impact. Digitale Systeme zu verwenden beeinflusst Mitarbeitende, Kunden, aber auch die Umwelt. KI-Systeme rücken die Frage nach dem richtigen Umgang mit „dem Digitalen“ unter dem Titel „Digitaler Humanismus“ noch mehr ins Zentrum der Diskussion. Stöttinger und Giesswein nennen die fünf aus ihrer Sicht wichtigsten betriebswirtschaftlichen Gründe für mehr digitalen Humanismus im Business:
1. Positionierung als attraktiver Arbeitgeber im Recruiting
2. Talentebindung durch gelebten wertebasierten Purpose
3. Langfristige Wettbewerbsvorteile und Stabilität durch nachhaltiges digitales Wirtschaften
4. Kosteneinsparungen durch effizienteren Energie- und Ressourcenverbrauch bei digitaler Hardware
5. Vorbereitung auf zukünftige EU-Regularien, einschließlich Berichterstattungsvorschriften und AI Act.

Der Artificial Intelligence Act (AI Act) bietet die rechtliche Grundlage für die Entwicklung und den Einsatz von KI auf europäischer Ebene. Ziel der Regelung ist es, „Schäden durch KI zu minimieren und einheitliche Regeln für den KI-Markt in der EU zu schaffen“. Der AI Act betrifft alle EU-Bürger, Unternehmen und Behörden, die KI-Systeme anbieten oder nutzen.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.