Bitcoin & Blockchain

Code schreiben und Pizza bestellen: Wie Pioniere Bitcoin voranbrachten

Zwei Pizzen für 10.000 Bitcoin würde heute wahrscheinlich niemand mehr bestellen.
Zwei Pizzen für 10.000 Bitcoin würde heute wahrscheinlich niemand mehr bestellen.Imago / Sergio Victor Vega
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2010 zahlte der Programmierer Laszlo Hanyecz 10.000 Bitcoin für zwei Pizzen. Über Menschen, ohne die Bitcoin nicht wäre, was es heute ist.

Am 22. Mai jährt sich zum 14. Mal der Bitcoin Pizza Day, jener Tag, an dem erstmals ein Gut mit Bitcoin bezahlt wurde. In diesem Zusammenhang schrieben Laszlo Hanyecz und Jeremy Sturdivant Geschichte. Doch sie sind nur zwei von vielen Menschen, die Bitcoin zu dem gemacht haben, was es heute ist. Eine (unvollständige) Liste:

Der Erfinder

Wer Satoshi Nakamoto ist, ist unbekannt. Er ist nur im Internet in Erscheinung getreten. Am 31. Oktober 2008, als die Welt in den Sog einer schweren Finanzkrise geraten war, veröffentlichte er ein Dokument mit dem Titel „Bitcoin: Ein elektronisches Peer-to-Peer-Cash-System“, in dem er ein Zahlungssystem vorstellte, das ganz ohne Banken und andere Zwischeninstanzen auskommen sollte. Es sollte von einem Netzwerk betrieben werden und kryptografisch (durch Verschlüsselung) sowie durch Energieaufwand abgesichert werden. Nakamoto schickte sein Whitepaper an eine Mailingliste, auf der sich sogenannte Cypherpunks austauschten, Menschen, die für Privatsphäre im Internet und gegen digitale Überwachung kämpften. Der Zuspruch hielt sich zunächst in Grenzen, viele hatten Zweifel, dass das Projekt des unbekannten Programmierers funktionieren könnte. Am 3. Jänner 2009 startete Satoshi Nakamoto schließlich Bitcoin und erstellte den ersten Block, den Genesis-Block. Er beteiligte sich eifrig am Schürfen von Bitcoin und schürfte rund eine Million Bitcoin (die heute 58 Milliarden Euro wert wären). 2011 kündigte er an, sich nun anderen Dingen widmen zu wollen, verschwand von der Bildfläche und rührte seine Bitcoin nie an. Ein Mythos war geboren.

Der Mentor

Hal Finney war ein Softwareentwickler, der zusammen mit Phil Zimmermann die Verschlüsselungstechnologie PGP (Pretty Good Privacy) ausgearbeitet hatte. Während viele andere Cypherpunks dem Vorschlag von Satoshi Nakamoto mit Misstrauen begegneten (es hatte schon einige gescheiterte Versuche von dezentralen digitalen Währungen gegeben), zeigte sich Finney interessiert und half Satoshi, seine Software zu verbessern. Nachdem Letzterer Bitcoin gestartet hatte und eine Woche lang der einzige Netzwerkteilnehmer war, trat Finney bei und teilte am 11. Jänner 2009 auf Twitter einem breiteren Publikum mit: „Running Bitcoin“ („Ich lasse Bitcoin laufen“). Als es weitere Teilnehmer gab, hörte Finney mit dem Bitcoin-Schürfen auf, da ihn das laute Geräusch des Lüfters störte. Ein Jahr später erfuhr er, dass man Bitcoin inzwischen gegen Dollar handeln konnte, und sicherte seine Münzen. 2014 starb er. Die Bitcoin-Community feiert heute noch den 11. Jänner als Running Bitcoin Day, unter anderem mit Laufevents. Manche meinen gar, Hal Finney wäre Satoshi Nakamoto gewesen.

Cypherpunks

Der US-Mathematiker und Programmierer Eric Hughes hat unmittelbar nichts mit Bitcoin zu tun, er verfasste im Jahr 1993 aber ein „Cypherpunk-Manifest“. Darin definierte er Privatsphäre als die Möglichkeit, sich der Welt selektiv mitzuteilen. Zudem brachte er auf den Punkt, wofür die Bewegung stand, aus der später Bitcoin hervorging: „Cypherpunks schreiben Code.“ Sie fragen nicht, sondern sie programmieren und schaffen Fakten. Damals ging es um Verschlüsselungstechnologien, später um Bitcoin: Beides ist Software, die sich letztlich nicht verbieten lässt.

Proof of Work

Nakamoto musste Bitcoin nicht völlig aus dem Nichts erfinden, es gab Menschen, die Vorarbeit geleistet hatten. Etwa Adam Back, ein britischer Informatiker, Hacker und Cypherpunk. Back hatte in den 1990er-Jahren Hashcash erfunden, eine Art Spamfilter. Die Idee war, dass Absender von E-Mails leichte Rechenaufgaben lösen müssen. Wenn jemand Millionen Mails versenden will, entstünde ein zu hoher Aufwand bzw. zu hohe Kosten. Damit hatte Adam Back „Proof of Work“ erfunden, was sich Nakamoto für Bitcoin zunutze machte. Wer sich am Bitcoin-Netzwerk beteiligen will, muss Energieaufwand treiben, um Rechenaufgaben zu lösen. Da das Ergebnis von anderen Netzwerkteilnehmern überprüft werden kann, zahlt sich Betrug nicht aus, denn dann hätte man umsonst Energie aufgewendet. Manche meinen, Adam Back wäre Satoshi Nakamoto, was er selbst verneint. Er gründete das Unternehmen Blockstream, das sich im Schürfen sowie im Weiterentwickeln von Bitcoin betätigt.

Pizza bestellen

Der Programmierer und Bitcoin-Pionier Laszlo Hanyecz fragte sich im Jahr 2010, ob Bitcoin je Zahlungsmittel werden könne, wenn niemand Güter oder Dienstleistungen damit bezahlte. Er fragte in einem IT-Forum, ob ihm jemand zwei Pizzen für 10.000 Bitcoin liefern wolle. Tagelang meldete sich niemand. Als Hanyecz nachhakte, erbarmte sich der damals 19-jährige Jeremy Sturdivant, kaufte zwei Pizzen bei Papa John’s und stellte sie am 22. Mai zu. Beide wurden letztlich nicht reich damit. Hanyecz wollte das aber auch gar nicht, er tätigte noch einige solche Deals, um Bitcoin auf die Sprünge zu helfen, und arbeitet heute als Angestellter im IT-Bereich. Sturdivant gab seine Bitcoin alsbald für Videospiele und Reisen aus. Manche meinen, die beiden müssten sich heute wohl ärgern, dass sie die Bitcoin ausgegeben haben. Andererseits: Wenn nie jemand mit Bitcoin bezahlt hätte, wer weiß, ob es heute überhaupt so wertvoll wäre.

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