Portrait

Der Mann, der die russische Armee auf Vordermann bringen soll

Andrej Beloussow.
Andrej Beloussow.Reuters
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Der Zivilist Andrej Beloussow wird neuer russischer Verteidigungsminister. Krieg sieht er als Basis für wirtschaftliche Erfolge.

Moskau. Nein, mit ihm hatte niemand gerechnet. Nun aber, da der russische Präsident Wladimir Putin für eine abendliche Überraschung gesorgt hatte, lobt jeder in der Elite Andrej Beloussow, Russlands neuen Verteidigungsminister, bisher als Vizeregierungschef für Wirtschaftspolitik bekannt. „Eine Sensation“, sagen die einen. „Die beste Entscheidung“, die anderen. Beloussow sei ein „treu ergebener Diener des Systems“, so nennt ihn Leonid Sluzki, der Vorsitzende der rechtspopulistischen Partei LDPR. Ein „Mann Putins“.

Der 65-jährige Beloussow ist habilitierter Volkswirt und setzt sich für strenge und weitreichende staatliche Regulierungen ein. Er tritt – ähnlich wie Putin – als „Bewahrer traditioneller Werte“ auf und sieht sich – ähnlich wie Putin – von Feinden umzingelt. Seit 18 Jahren ist er im russischen Staatsdienst, war vor allem beratend tätig. Unter Dmitrij Medwedjew, einer Art „Tauwetter“-Präsident und doch nur Putins Rochadefigur, war er Minister für wirtschaftliche Entwicklung. 2013 machte ihn der jetzige Kreml-Herrscher zu seinem Wirtschaftsberater in der Präsidialverwaltung. Ein Schlüsselposten. Beloussow – im Russischen heißt es „Weißbart“ – bezog das ehemalige Arbeitszimmer des einstigen sowjetischen Chefkommunisten Leonid Breschnjew im Zentrum Moskaus. Die UdSSR-Karte, die seit der Zeit des KP-Oberen an der Wand hing, soll er dort gelassen haben.

„Remytsch“, wie Beloussow von seinen Bekannten genannt wird, angelehnt an seinen Vatersnamen, gilt als knallharter Chef, der „nicht sonderlich korrupt“ sein soll. Bereits sein Vater Rem (der Name ist eine russische Abkürzung für ,Weltrevolution‘) war ein gefragter Ökonom. Beloussow der Ältere gilt als Begründer der sowjetischen Schule der Preisgestaltung, Beloussow Junior besuchte die renommierte Moskauer „Zweite Schule“, die bis in die heutige Zeit hinein als innovativ gilt, vor allem, was die Ausbildung in den Fächern Mathematik und Physik angeht.

Loyaler Zivilist

Gedient hat der 65-Jährige nicht. Das haben auch seine Vorgänger Schoigu, Anatoli Serdjukow und Sergej Iwanow nicht getan. Putin geht es ohnehin nicht darum, ob der Neue die Armee von Innen kennt. Der loyale Zivilist soll das Verteidigungsministerium effizienter machen und die Kosten an der Front optimieren. Für militärische Entscheidungen dürften weiterhin der Generalstabschef Waleri Gerassimow und Putin selbst zuständig sein. Aus dem Kreml heißt es: „Wir müssen die Wirtschaft des Sicherheitsblocks in die Wirtschaft des Landes integrieren.“ Das Wachstum sollen die Rüstungsfabriken liefern. Und der weißhaarige religiöse Ökonom soll sie auf Produktivität trimmen.

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