Signal der Beruhigung

US-Außenminister Blinken in Kiew: Selenskij will Ausweitung der Front verhindern

Selenskij und Blinken sprechen in Kiew über künftige Militärhilfe der USA für die Ukraine.
Selenskij und Blinken sprechen in Kiew über künftige Militärhilfe der USA für die Ukraine.Reuters / Brendan Smialowski
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Die unangekündigte Reise des US-Außenministers soll den Ukrainern die ungebrochene Unterstützung der USA versichern. Die Ukraine befindet sich aktuell „in einer sehr schwierigen“ Phase des Krieges. Neue US-Militärhilfe werde „einen echten Unterschied auf dem Schlachtfeld“ machen, verspricht Blinken.

US-Außenminister Antony Blinken ist zu einem unangekündigten Besuch in der ukrainischen Hauptstadt Kiew eingetroffen. Er kam am Dienstagmorgen mit einem Nachtzug aus Polen an, wie ein ihn begleitender Journalist der Nachrichtenagentur AFP berichtete. Bei Blinkens viertem Besuch in Kiew seit Beginn des russischen Angriffskriegs im Februar 2022 ist demnach unter anderem ein Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskij geplant.

Die Reise solle vor allem ein starkes Signal aussenden, um die Ukrainer zu beruhigen, die offensichtlich „in einer sehr schwierigen“ Situation seien, sagte ein hochrangiger US-Regierungsvertreter im Zug mit Blinken zu Journalisten. Er verwies auf die Kämpfe an der Front im Osten und die Angriffe auf Charkiw.

Militärhilfe soll bald eintreffen

Die neue US-Militärhilfe für Kiew soll nach Angaben von Blinken bald in der Ukraine eintreffen. Die Hilfe „sei auf dem Weg“ und werde einen „echten Unterschied auf dem Schlachtfeld“ machen, sagte Blinken am Dienstag bei einem Treffen mit Selenskij in der ukrainischen Hauptstadt. Außerdem sagte der US-Außenminister, dass weitere Lieferungen folgen werden.

Der US-Kongress hatte im April nach monatelanger Blockade Militärhilfen im Umfang von 61 Milliarden Dollar (rund 56 Milliarden Euro) für Kiew bewilligt. Selenskyj bekräftigte bei dem Treffen mit Blinken in Hinblick auf den russischen Vorstoß in der Region Charkiw seine Forderung nach einer Stärkung der ukrainischen Luftabwehr.

In der Region Charkiw gerät die ukrainische Armee derzeit durch eine russische Offensive zunehmend in Bedrängnis. Am Montag räumte der ukrainische Generalstab „taktische Erfolge“ der russischen Truppen in der Region im Nordosten der Ukraine ein. Die russische Armee hatte am Freitag nach ukrainischen Angaben von Russland aus eine Bodenoffensive in der Region Charkiw gestartet.

Selenskij will Ausweitung der Front verhindern

Die Ukraine setzt nach Worten von Präsident Selenskij alles daran, eine Ausweitung der Front durch Russland zu verhindern. In der seit vergangener Woche angegriffenen Grenzregion bei Charkiw gebe es Gegenangriffe, sagte der Präsident in seiner abendlichen Videobotschaft vom Montag. „Das Gebiet ist verstärkt worden.“ Seiner Darstellung nach lasse die Führung auch andere Frontabschnitte nicht aus dem Auge.

„Natürlich lassen wir die Gebiete um Donezk nicht ohne die nötige Unterstützung und den nötigen Nachschub, nämlich in Richtung Kramatorsk und Pokrowsk.“ Ebenso werde auf Kupjansk geachtet. „Unsere Aufgabe ist klar: den Versuch Russlands zu vereiteln, den Krieg auszuweiten“, sagte Selenskij.

Nach Einschätzung von Militärexperten ist ein Ziel des neuen russischen Angriffs, die Ukraine zum Abziehen von Truppen an anderen bedrohten Frontabschnitten im Osten zu zwingen. Die Aussagen des Präsidenten gehen darüber hinweg, dass die ukrainischen Verteidiger bei Charkiw unter starkem Druck stehen.

Selenskij bestätigte Militärangaben, dass im Gebiet Donezk ein russischer Kampfjet vom Typ Su-25 abgeschossen worden sei. Die Ukraine wehrt seit mehr als zwei Jahren eine russische Invasion ab.

Explosionen in russischer Grenzregion Belgorod

Russland meldet erneut einen ukrainischen Luftangriff auf die Grenzregion Belgorod. Dabei seien in der gleichnamigen Regionalhauptstadt etwa zwei Dutzend Häuser und eine Stromleitung beschädigt worden, teilte der Gouverneur der südrussischen Region, Wjatscheslaw Gladkow, über den Kurznachrichtendienst Telegram mit.

Die Luftabwehr habe 25 Raketen über der Region abgeschossen, die von der Ukraine aus von Mehrfachraketenwerfern abgefeuert worden seien, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit. Die Ukraine hat die Angriffe auf Belgorod zuletzt verstärkt. Dabei wurden am Sonntag nach russischen Angaben 15 Menschen getötet, als Teile eines Wohnblocks einstürzten, nachdem das Gebäude von Trümmern abgeschossener Raketen getroffen worden war.

Die Ukraine will nach eigenen Angaben mit den Angriffen die Infrastruktur zur Versorgung der russischen Invasionstruppen treffen und spricht von einer Reaktion auf die zahllosen russischen Luftangriffe. (APA/dpa/Reuters) 

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