Und übrigens ...

Mann oder Bär? Wem möchten Frauen allein im Wald lieber begegnen?

„Das schlimmst, was er tun kann, ist mich umzubringen“. So kommentierte eine Userin, warum sie sich für den Bär entschied.
„Das schlimmst, was er tun kann, ist mich umzubringen“. So kommentierte eine Userin, warum sie sich für den Bär entschied.IMAGO/Shane Srogi
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In einem Trend auf Social Media wird Frauen die hypothetische Frage gestellt, ob sie im Wald lieber auf einen Mann oder einen Bären stoßen würden. Die meisten wählen den Bären – und Männer sind vor den Kopf gestoßen.

Das Internet ist derzeit voll von dieser hypothetischen Frage, gerichtet in erster Linie an Frauen: Wenn sie alleine im Wald wären, wem würden sie lieber begegnen, einem Mann oder einem Bären? Die Antworten sind in gewisser Weise erwartbar: Die befragten und dabei gefilmten Frauen würden sich überwiegend für den Bären entscheiden, lässt sich in tausendfach geteilten Videos auf Tiktok und Co. nachschauen. Die Begründungen liefern sie gleich mit: Männer würden Angst machen. Der Bär sei berechenbarer, heißt es etwa. Oder: Nach der Attacke eines Bären würde man nicht gefragt, was man anhatte und es werde einem wenigstens geglaubt. Und: Das Schlimmste, was ein Bär tun könne, ist einen umzubringen. Ein Mann könne (davor) schlimmeres tun.

Es ist ein hässliches Bild von Männern, das in diesem Trend mitschwingt. Seinen Hype erlangte die „Bärchen-Frage“ (dessen Ursprung der Influencer CallmeBK für sich reklamiert) durch die Popkultur-Plattform „Screenshot HQ“ mit einem Video auf Tiktok: Sieben der acht dort befragten (jungen) Frauen haben sich für den Bären entschieden. Über 18 Millionen Aufrufe zählt der 29-Sekunden-Clip inzwischen, mehr als 75.000 Kommentare stehen darunter. Viel Zuspruch liest man da. Viele, viele Deklarationen für den Bären.

»Da die männlichen Aggressoren. Dort die weiblichen Opfer. Eine solche Zuspitzung macht es sich zu einfach. «

Wie reagieren Männer auf ihr Image als Geschlecht, das furchterregender ist als ein Raubtier? Unglaube und Ärger äußern sie in (vergleichsweise wenigen) Posts. Manche lassen ihrem Unmut freien Lauf: Auf X/Twitter machte eine Karikatur die Runde, mit der illustriert werden solle, dass sich Frauen falsch entscheiden würden: Oben eine leicht bekleidete blonde Frau neben einem Bären, unten bloß noch ein Blutfleck anstelle der Person. Schnell wurde der User zurechtgewiesen: „Helfen Sie mir, das zu verstehen“, heißt es in einer populären Reaktion auf das blutige Bild. „Frauen sagen: Sie fühlten sich bei einem Bären sicherer als bei einem Mann. Als Reaktion darauf haben Sie als Mann beschlossen, bildlich vorzuführen wie Frauen malträtiert werden, um zu beweisen, dass Sie nicht gewalttätig sind?“ Das saß.

Der Trend ließe sich als Ausdruck für ein Auseinanderdriften der Geschlechter Mann und Frau nach#MeToo verstehen: Da die männlichen Aggressoren, denen der Spiegel vorgehalten wird. Dort die weiblichen Opfer, die sich wehren. Eine solche Zuspitzung vereinfacht. So erschreckend die Entscheidung für den Bären auch ist, immerhin verdeutlicht sie eine reale Angst (die einen guten Grund hat, wie Kriminalstatistiken zeigen). Und selbst wenn das Bild des harmlosen Teddybären in der Vorstellung der Frauen mitschwingen mag (wie würde die Frage mit Wolf statt Bär ausgehen?), zeugt der Trend von einer Bewusstwerdung. Auch bei Männern, die zusehen – oder mitmachen: Einigen Vätern wurde die Frage gestellt, sie sollten sich ihre Töchter im Wald vorstellen. Sie tendierten ebenfalls zum Bären. Was wurde eigentlich aus dem Image des Mannes als Beschützer?

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