Studie

Die Generation Z glaubt an die große Liebe - und geht gern früh ins Bett

Jugendliche und junge Erwachsene sorgen sich vor Krieg und Klimawandel. Mit ihrem Leben, ihrer Familie und den Freunden sind sie aber großteils zufrieden.
Jugendliche und junge Erwachsene sorgen sich vor Krieg und Klimawandel. Mit ihrem Leben, ihrer Familie und den Freunden sind sie aber großteils zufrieden. Clemens Fabry
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Die Mehrheit der jungen Menschen in Österreich ist mit ihrem Leben zufrieden. Zwei Drittel der Jugendlichen wollen laut einer aktuellen Studie später heiraten. Ausgehfreudig ist die Gen Z nur bedingt: Viele schätzen einen „Granny Lifestyle“ und gehen früh zu Bett.

Die Generation Z hat einen Hang zu Romantik, möchte später heiraten und ist mit ihrem Leben zufrieden. Trotz großer Sorge vor dem Klimawandel gehören für viele Jugendliche Auto, Flugreisen und Fleisch zum Alltag. Politik interessiert die Jugendlichen mehr als ihnen oft nachgesagt wird.

So lauten einige der zentralen Ergebnisse der Ö3-Jugendstudie, bei der heuer rund 30.000 Personen im Alter zwischen 16 und 25 Jahren befragt wurden.

„Granny Lifestyle“: Früh ins Bett, viel Zeit zuhause

Der Studie zufolge seien 86 Prozent der Befragten mit ihrem eigenen Leben zufrieden. Allen voran gelte dies für das soziale Umfeld, also für die Beziehung zu den Eltern (87 Prozent) und Freundinnen und Freunden (86 Prozent). Das eigene Zuhause sei dabei klar die Komfortzone.

So gut wie alle jungen Menschen fühlen sich in ihrer Wohnung sicher, zwei Drittel ziehen den „Granny-Lifestyle“ mit Zeit zu Hause und frühen Bettgehzeiten anderen Lebensstilen vor. Neun von zehn werden mit ihren Sorgen auch von ihrem Freundeskreis bzw. 83 Prozent auch von ihren Eltern ernstgenommen.

Arbeit? Ja, aber nicht nur

Entgegen geläufiger Vorurteile sei Arbeit für die Gen Z selbstverständlich und zentraler Faktor - jedoch in Verbindung mit einer ausgewogenen Work-Life-Balance. Nur mehr allein für die Arbeit zu leben, sei nicht erstrebenswert. Ganz oben auf der Prioritätenliste für ihr Berufsleben stehen daher neben einer sinnstiftenden Tätigkeit (für 76 Prozent wichtig) und einem sicheren Arbeitsplatz (74 Prozent) auch genügend Freizeit (65 Prozent). Daran anschließend seien auch flexible Arbeitszeiten relevant (57 Prozent). Weniger wichtig seien dagegen ein hohes Einkommen (43 Prozent) und der Leistungsgedanke als allgemeine Grundhaltung (30 Prozent).

Dabei sei der Gen Z Leistungsdruck nicht fremd, hieß es. Etwas mehr als die Hälfte der Befragten gab an, das Gefühl zu kennen, in Schule, Ausbildung oder Arbeit nicht mithalten zu können. Für die Mehrzahl von 61 Prozent sei auch klar, dass sie sich bei der Arbeitssuche um Jobs umsehen müssten und nicht umgekehrt. Daraus resultiere, dass es für fast 57 Prozent in Ordnung sei, 40 Stunden pro Woche zu arbeiten.

20 Prozent haben eine queere Geschlechteridentität

Im Hinblick auf Sexualität berichteten 20 Prozent von einer queeren Geschlechteridentität und/oder sexuellen Orientierung. Dennoch eher traditionell fielen die Vorstellungen hingegen beim Blick auf Partnerschaft und Familie aus: Rund zwei Drittel gaben an, eine Variante der Ehe zu wollen, 62 Prozent betrachteten Kinder als Teil eines gelungenen Lebens.

Im Liebesleben priorisierten die Befragten mit Treue ebenfalls einen traditionellen Wert ganz oben. 85 Prozent sahen diese als wichtig an. Für 97 Prozent stehe bei der Partnerinnen- und Partnerwahl Liebe an erster Stelle. Geld als Faktor wurde dagegen nur von 14 Prozent genannt.

Nur die Hälfte fühlt sich in ihrem Körper wohl

Mit rund vier Fünftel berichtete die Mehrzahl der jungen Menschen von einer guten körperlichen Gesundheit. Body-Positivity bewerteten zwei Drittel als positiven Trend, dabei fühle sich jedoch nur rund die Hälfte der jungen Menschen in ihrem Körper auch wohl. 27 Prozent berichteten dabei von einer angeschlagenen psychischen Gesundheit.

Besonders stark betroffen seien queere Menschen: 44 Prozent von ihnen geht es laut Studie psychisch schlecht. Bei psychischen Problemen professionelle Hilfe zu suchen, sei umso mehr in der Gen Z nicht mehr tabuisiert. So würden vier Fünftel im Bedarfsfall jedenfalls eine Psychotherapie machen.

Die größten Sorgen: Krieg, Terror und Klimawandel

Im Hinblick auf den aktuellen globalen Zustand mache Krieg (79 Prozent), Terrorismus (66 Prozent) und der Klimawandel (59 Prozent) der Gen Z die größten Sorgen. Beim Blick auf den Klimawandel sieht die überwiegende Mehrzahl der jungen Menschen (77 Prozent) auch weiterhin dringenden Handlungsbedarf in Österreich.

Ein Fünftel der Gen Z lebt vegetarisch

62 Prozent versuchen, mit dem Kauf von Bio-Lebensmitteln ihren eigenen Beitrag zu leisten, 31 mit gebrauchten Smartphones und 27 Prozent mit Second-Hand-Kleidung. Mit rund einem Fünftel essen im Vergleich zu älteren Generationen auch deutlich mehr junge Menschen vegetarisch. Gleichzeitig zögen sich jedoch viele traditionellere Lebensgewohnheiten durch die Ergebnisse, denn für die Mehrzahl der Gen Z gehörten ein Auto (87 Prozent), Fleisch (83 Prozent), Fliegen (67 Prozent) oder das Einfamilienhaus (60 Prozent) zum Alltag bzw. zu ihrer Zukunft einfach dazu.

Für Politik im engeren Sinn interessieren sich rund zwei Drittel der jungen Menschen. Bei Zukunftsthemen wie Klimawandel (77 Prozent), Pflege (79 Prozent) oder Bildung (73 Prozent) wurde dringender Handlungsbedarf geortet und kritisiert, dass zu wenig passiere. Auch mit Blick auf ihre eigenen Anliegen und Sorgen fühlten sich nur mehr 14 Prozent von der Politik gut vertreten.

Wenig Vertrauen in die Politik

Das Vertrauen der Gen Z in die Politik fällt mit 19 Prozent dementsprechend gering aus. Vier Fünftel seien zudem pessimistisch für die Zukunft der Welt und jeweils rund 60 Prozent sehen für Europa sowie Österreich „eher schwarz“, hieß es. Für das eigene Leben bleibe die Perspektive jedoch positiv: 83 Prozent sehen optimistisch in ihre Zukunft.

Die Ö3-Jugendstudie wird vom Sozialforschungsinstitut Foresight begleitet und abschließend ausgewertet. Datengrundlage ist eine Online- Befragung, an der im April und Mai rund 30.000 Menschen wzwischen 16 und 25 Jahren teilgenommen haben. (APA)

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