Kirche

Österreichs Kirche verlangt von Rom Diakoninnen und rüttelt am Zölibat

Papst Franziskus am 28. April bei seinem Venedig-Besuch in einem Frauengefängnis.
Papst Franziskus am 28. April bei seinem Venedig-Besuch in einem Frauengefängnis. APA/AFP
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Beklagt wird ein „enormer Glaubwürdigkeitsverlust der Kirche“. Wo? Im offiziellen Papier der Bischofskonferenz an den Vatikan zum mit Spannung erwarteten großen Treffen von Laien, Priestern und Bischöfen mit Papst Franziskus (Synode) im Herbst.

Österreichs katholische Kirche macht sich in einem am Mittwoch in den Vatikan gesendeten und zeitgleich publizierten Papier ausdrücklich für die Weihe von Frauen zum Diakonatsamt stark. Und sie wünscht sich eine Aufweichung des Zölibats.

Wörtlich heißt es im Österreich-Bericht für den Abschluss der Weltsynode im Oktober, der die Überlegungen aus allen Diözesen zusammenfasst: „Während das Frauenpriestertum vereinzelt angesprochen wird, gibt es ein starkes Votum, getragen von Mehrheiten in den Diözesen (inklusive Diözesanleitun­gen), für die Zulassung von Frauen zum Diakonat.“

Höchste Priorität wird in dem Dokument dem Bereich „Frauen im Leben und in der Sendung der Kirche“ zugesprochen. Derzeit werde „der Sendungsauftrag der Kirche verdunkelt und mitunter verunmöglicht“. Zwar gebe es in der österreichischen Kirche gute Erfahrungen mit Frauen in kirchlichen Leitungspositionen.

Problem Glaubwürdigkeit

Beklagt werde aber weiterhin ein „enormer Glaubwürdigkeitsverlust der Kirche“. Die Zulassung von Diakoninnen könnte, so das Schreiben weiter, auch „dem weltweiten Einsatz der Kirche gegen Armut und Diskriminierung von Frauen zugutekommen, stünde diese dadurch doch weniger im Verdacht, durch ihre Strukturen selbst für die Benachteiligung und Diskriminierung von Frauen mitverantwortlich zu sein“.

Zölibat auf Zeit?

Daneben beschäftigt sich das Papier auch mit der Rolle von Priestern, der Zusammenarbeit mit Laien und den Voraussetzungen für die Weihe. Indirekt wird auch die (Teil-)Aufgabe der Ehelosigkeit für Priester angeregt. Das liest sich vorsichtig formuliert dann so: „Die Anforderungen an Priester heute verlangen nach neuen Formen der Ausübung des priesterlichen Diensts. Empfohlen wird, die Weihezulassungen zu weiten sowie regionale Lösungen mit Probephasen anzudenken.“

An anderer Stelle heißt es: „Es wäre notwendig, den Zölibat als einen ‚letzten Rest christlicher Radikalität‘ besser vorzubereiten, zu begleiten und in verschiedene Formen des Gemeinschaftslebens einzubetten.“ Angedacht werde auch ein Zölibat „auf Zeit‘“.

Österreich, ein Missionsland

Die zweithöchste Wichtigkeit wird im Österreich-Bericht dem Thema „Kirche ist Mission“ beigemessen: „Generell zeigt sich, dass die Kirche in Österreich Mission neu lernt und lernen muss.“ Als vordringlich für die Glaubwürdigkeit einer synodalen Kirche werden „das Miteinander von Priestern und Laien und die gleichwertige Mitgestaltung des kirchlichen Lebens“ gesehen.

Grazer Bischof als Unterstützer

Der Grazer Bischof Wilhelm Krautwaschl unterstützt den Wunsch vieler Frauen, einen geweihten Diakonatsdienst ausüben zu können. „Wie wichtig dieses Thema weltweit ist, zeigt sich dadurch, dass Papst Franziskus eine eigene Arbeitsgruppe eingerichtet hat, die es bis 2025 zu einem guten Abschluss bringen soll. Darauf hoffe ich“, so der Bischof.

Behandelt werden sollen die Themen bei der nächsten Welt-Synodenversammlung im Oktober in Rom. Grundlage für den Österreich-Bericht sind die Rückmeldungen der Diözesen auf den Synthese-Bericht der Weltsynode im vergangenen Herbst. Weitere Rückmeldungen kamen von den fachlich zuständigen Bischöfen innerhalb der Bischofskonferenz, die gemeinsam mit den jeweiligen Fachleuten und kirchlichen Organisationen den Synthese-Bericht inhaltlich vertieften.

Das nun vorliegende Papier wurde am Mittwoch an das vatikanische Synodensekretariat übermittelt. Auf acht Seiten werden darin 14 Themenfelder behandelt. Die Reihung und Priorisierung ergibt sich aus der „Häufigkeit“ der Rückmeldungen und der „Repräsentativität“ der bearbeitenden Gruppe für die vertretenen Personengruppen, „wobei in der Gewichtung den diözesanen Beiträgen Vorrang gegeben wurde“.

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