Interview

RBI-Chefanalyst Deuber: „Hohe Energiepreise schmerzten in den 1970ern mehr als heute“

„Die Märkte hatten zu viel Senkungsfantasie“, so Deuber zu den Zinssenkungen.
„Die Märkte hatten zu viel Senkungsfantasie“, so Deuber zu den Zinssenkungen.Caio Kauffmann
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Die Zinsentwicklung hält die Börsen weltweit auf Trab, der Ölpreis dürfte aus aktueller Sicht nicht allzu stark weiter steigen: RBI-Chefanalyst Gunter Deuber liefert eine Einschätzung.

Die Inflation wird die Märkte noch länger beschäftigen. Dabei überraschten manch einen Marktbeobachter vor allem die Entwicklungen in den USA: Dort stiegen schließlich die Verbraucherpreise für den Monat März stärker als erwartet an. Gunter Deuber, Chefvolkswirt der Raiffeisen Bank International, geht im Interview auf die Ursachen ein und erläutert seine Einschätzung zu den nächsten Schritten der Fed. Deuber erklärt auch, weshalb sich die deutsche Industrie trotz der Standortschwäche gut hält und geht obendrein auf die Treiber der jüngsten Goldpreishausse ein, zu denen er die größeren Zukäufe einiger Notenbanken zählt.

Herr Deuber, in seinem jüngsten Bericht hat der Internationale Währungsfonds (IWF) die Prognose für das Weltwirtschaftswachstum für heuer auf 3,2 Prozent angehoben. Können Sie den Schritt nachvollziehen?

Die Revision ist vor allem auf Entwicklungen in den USA zurückzuführen. Die Wachstumsschätzungen für die USA wurden auf 2,7 Prozent stark angehoben, und übertreffen sogar den allgemeinen Marktkonsens. Demgegenüber fallen die Einschätzungen für China und die Eurozone bescheiden aus. Letztere Region dürfte laut IWF im laufenden Jahr um rund 0,8 Prozent wachsen. Unsere Schätzung fällt noch vorsichtiger aus, wir erwarten heuer einen BIP-Zuwachs von 0,5 Prozent im Euroraum. Zudem haben zahlreiche Länder, insbesondere die Emerging Markets, mit ersten Zinssenkungen gestartet. Die Schritte sollten die globale Konjunktur stützen.

Weshalb wurde die Prognose für die USA angehoben?

Vor allem der Dienstleistungssektor hält sich gut, der Konsum ist ein wichtiger Treiber. Auch für eine Rezession gibt es derzeit keine Anzeichen. Allerdings wird der Konsum teils mit Schulden finanziert. Immerhin fahren die USA in den vergangenen fünf Jahren konstant Budgetdefizite von fünf bis sechs Prozent der Wirtschaftsleistung. Sollten die hohen Zinsen allmählich belasten, könnte die Fed mit Zinssenkungen reagieren.

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