Sportpolitik

Bevor die Fifa die Weichen für die Fußballzukunft stellt, gilt es, brisante Fragen zu klären

Fifa-Präsident Gianni Infantino hat alle Hände voll zu tun.
Fifa-Präsident Gianni Infantino hat alle Hände voll zu tun.APA/AFP/Norberto Duarte
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Wenn der Fußballweltverband (Fifa) am Freitag seinen Kongress in Bangkok abhält, stehen brisante Themen auf der Agenda.

Es sind turbulente Tage, die der größte internationale Sportverband aktuell durchlebt. Schon im Vorfeld des Fifa-Kongresses, der am Freitag in Bangkok über die Bühne gehen wird und die Weichen für die unmittelbare Fußballzukunft stellen soll, haben sich die Ereignisse überschlagen – und einige geplante Änderungen geben Rätsel auf.

Fest steht, dass der Fußballweltverband einen neuen Generalsekretär hat. Mattias Grafström wurde nach einer Interimszeit nun offiziell vom Fifa-Council bestätigt. Der Schwede, 43, hatte das Amt nach dem Ausscheiden von Fatma Samoura (der ersten Frau auf diesem Posten) im Oktober 2023 zunächst vorübergehend übernommen und gilt als enger Vertrauter von Fifa-Präsident Gianni Infantino.

Strafe in Millionenhöhe

Beide Verbandsspitzen mussten sich sogleich mit einer juristischen Niederlage beschäftigen. Nach einem jahrelangen Rechtsstreit hat sich der brasilianische Erfinder des Freistoßsprays gegen den Verband durchgesetzt. Der Oberste Gerichtshof in Brasilien lehnte am Dienstag einen Einspruch der Fifa ab und wies sie dazu an, Heine Allemagne und dessen Unternehmen für die missbräuchliche Nutzung seiner Erfindung zu entschädigen. Allemagne hatte im Jahr 2000 den Spray erfunden, mit dem Schiedsrichter die Position der Freistoßmauer markieren können und dessen Schaum sich danach schnell wieder auflöst. In Spielen unter Fifa-Kontrolle ist diese Art von Spray erstmals 2009 zum Einsatz gekommen und inzwischen weitverbreitet. Allemagne sah eine missbräuchliche Verwendung des von ihm patentierten Produkts vor und verlangte 40 Millionen US-Dollar Entschädigung. Wie hoch die Entschädigung tatsächlich ausfällt, war zunächst unklar.

„Ich habe die Fifa in jeder Hinsicht besiegt“, sagte der Unternehmer nach der Urteilsverkündung. „Es ist die Geschichte von David und Goliath. Die Fifa ist ein Riese, es war ein 23-jähriger Kampf. Ich bin sehr stolz. Wir haben Geschichte im Weltfußball geschrieben.“

Rätselraten über möglichen Umzug

Apropos Geschichte schreiben: Einiges deutet darauf hin, dass der Weltverband beim anstehenden Kongress mit seit jeher gelebten Traditionen brechen könnte. In einigen Bereichen steht eine Änderung der Statuten bevor, wobei besonders eine Anpassung hellhörig macht: „Der Hauptsitz liegt in Zürich“ soll inhaltlich nun „Der Hauptsitz wird vom Kongress bestimmt“ lauten. Damit wäre der Weg für einen Umzug frei. In den vergangenen Jahren hat die Fifa auf Betreiben von Boss Infantino Zweigstellen in Paris und Miami eröffnet.

Eine weitere brisante Grundsatzentscheidung in Bangkok betrifft jene Regelung, die derzeit die Ausrichtung von Spielen der nationalen Ligen im Ausland nur mit der Zustimmung der nationalen Verbände und Konföderationen erlaubt. Nun verabschiedet die Fifa die Bildung einer Arbeitsgruppe, die schlussendlich „einen überarbeiteten Rechtsrahmen“ vorlegen soll. Bisher wurde etwa der spanische und italienische Supercup – im Gegensatz zu Punktespielen – bereits im Ausland gespielt. Gastgeber der Partien war unlängst Saudiarabien.

Palästina-Antrag setzt Fifa unter Druck

Ein zwölfseitiger Antrag sorgt indes zusätzlich für Brisanz beim Kongress – und setzt den Weltverband unter Druck. Der palästinensische Verband (PFA) will Sanktionen gegen jenen Israels erwirken. Der Unterstützung aus Asien (AFC) darf er sich sicher sein. „Die AFC steht an der Seite des palästinensischen Verbands“, sagte Präsident Scheich Salman bin Ibrahim al-Chalifa in Bangkok. Die PFA hat für Freitag den Antrag auf „angemessene, sofortige Sanktionen gegen israelische Teams“ gestellt. Dabei warf sie Israel den Bruch internationalen Rechts besonders in Gaza vor und berief sich auf Fifa-Statuten mit Bezug auf Menschenrechte. Der Antrag dürfte das Ziel haben, den Verband Israels auszuschließen.

Fast schon wie eine Kleinigkeit mutet da die wichtigste sportpolitische Wahl des Jahres an, die ebenfalls beim Kongress entschieden wird. Am Freitag vergibt der Weltverband Fifa die Weltmeisterschaft der Frauen 2027, für die Deutschland in einer gemeinschaftlichen Bewerbung mit Belgien und den Niederlanden kandidiert. Als Favorit gilt jedoch der einzig verbliebene Gegenspieler Brasilien. (stm/red.)

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