Übernahme

Dritter Investor will die Wiener Addiko-Bank übernehmen

Gleich drei Investoren greifen nach der Addiko-Bank, die von Herbert Juranek geführt wird.
Gleich drei Investoren greifen nach der Addiko-Bank, die von Herbert Juranek geführt wird.Caio Kauffmann
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Nachdem zwei Serben ein Auge auf die Addiko-Bank geworfen haben, wirft nun die slowenische Bank NLB ihren Hut in den Ring. Beginnt damit der Übernahmekampf um das Osteuropa-Juwel der Konsumentenbanken?

So begehrt war eine österreichische Bank schon lang nicht mehr. Addiko gehört zwar auf dem heimischen Markt zu den kleineren Banken, aber das schlank aufgestellte Institut hat sich mit seinem Fokus auf das Digital- und Kundengeschäft einen Namen gemacht. Vor allem in Osteuropa blieb das nicht unbemerkt.

So hatten gleich zwei Investoren aus Serbien ein Angebot für die Bank gelegt. Nun kommt ein weiteres aus Slowenien. Die Nova Ljubljanska Banka (NLB) hat am Mittwoch ihr freiwilliges Übernahmeangebot veröffentlicht. Sie ist bereit, 20 Euro je Aktie zu zahlen. „Die NLB hält derzeit keine Aktien an Addiko und beabsichtigt, durch das Angebot eine bedeutende Mehrheitsbeteiligung an Addiko zu erwerben“, heißt es in einer NLB-Aussendung.

Interesse an Kroatien

Anders als bei den serbischen Angeboten standen die Slowenen mit den Österreichern im Austausch. „Addiko und NLB hatten Kontakt vor der Intention, das Angebot zu legen“, heißt es von Addiko in einer Aussendung am Donnerstag. „Der Angebotspreis bedeutet eine Prämie von 22,15 Prozent im Vergleich zum volumengewichteten Sechs-Monats-Durchschnittskurs von 16,37 Euro.“ Die entsprechenden Unterlagen sollen bei der Wettbewerbsbehörde in Wien noch eingereicht werden.

Addiko ist in etlichen osteuropäischen Ländern ein großer Spieler am Markt.
Addiko ist in etlichen osteuropäischen Ländern ein großer Spieler am Markt. Petar Santini/ Bloomberg

Experten sehen in der slowenischen Bank eine gute Ergänzung zu Addiko. Sie ist ebenfalls auf ein digitales Geschäft mit Konsumentenfokus konzentriert. NLB hat zwar Marktpräsenz in Slowenien, Serbien, Bosnien-Herzegowina und Montenegro, will aber noch weiter ausbauen. Derzeit sind sie nicht in Kroatien aktiv. Addiko wäre hier wohl eine geeignete Eintrittskarte – und damit auch in das Schengen-Regime.

So streut das NLB-Management aus Ljubljana hinter CEO Blaž Brodnjak dem Addiko-Chef Herbert Juranek und seinem Team Rosen. „Die NLB war beeindruckt von der Entwicklung der Addiko-Gruppe als spezialisierter Bank für Verbraucher und KMU mit einem zunehmend wichtigen digitalen Geschäftsmodell“, heißt es. „Wir glauben, dass diese Fähigkeiten das Universalbankmodell der NLB sinnvoll ergänzen und die Umsetzung unserer Ziele, die wir kürzlich im Rahmen unserer Strategie 2030 kommuniziert haben, beschleunigen würden.“

Serbische Investoren Kostić und Macura am Zug

Damit stehen die serbischen Investoren unter Zugzwang und müssen wohl eine Charmeoffensive in Richtung Aktionäre und Aktionärinnen starten. Mit Miodrag Kostić hatte einer der reichsten Menschen Serbiens Interesse bekundet. Ende März machte Agri Europe ein freiwilliges Angebot für einen bedeutenden Anteil am Aktienkuchen der Bank bekannt. Die Unterlagen dazu wurde am Donnerstag veröffentlicht. Er plant eine große Osteuropa-Bank, in der Wien laut „Presse“-Informationen eine entscheidende Rolle zuteilwerden soll. Mit der 8,8 Mrd. Euro schweren Holding Agri Europe kontrolliert er Anteile an M&V Investments, AIK Banka, Gorenjska Banka, GB Leasing sowie Eurobank Direktna. Er hält schon länger Anteile an Addiko.

Kürzlich kaufte sich auch die Alta-Gruppe ein und hält derzeit etwas weniger als zehn Prozent an dem Wiener Geldinstitut. Hinter dem Unternehmen steht Davor Macura. Er erregte viel Aufsehen, als er sich mit seiner 2016 gegründeten Alta Pay in die serbische Jubmes-Bank einkaufte und diese im vergangenen Jahr komplett erwarb. Macura hat allerdings der Übernahmekommission kein Angebot angekündigt. Hinkt also zeitlich den anderen zwei hinterher.

Denn das Angebot von Kostić in Höhe von 16,24 Euro je Addiko-Aktie läuft am 27. Juni um 17 Uhr aus. Sei denn bis dahin wird ein Konkurrenzangebot veröffentlicht. Das steht nun mit der NLB im Raum, muss aber erst bei der Übernahmekommission eingereicht und geprüft werden. Dann würden beide Angebote die selbe Frist haben und das Angebot des Serben automatisch verlängern. Er könnte aber auch von sich aus den Aktionären mehr Bedenkzeit gewähren oder auch den gebotenen Preis erhöhen. Denn derzeit überbietet ihn NLB mit angekündigten 20 Euro je Papier. Damit ist der Startschuss für einen Bieterkampf geebnet, der den Aktionären wohl gefallen dürfte.

Auf einen Blick

Addiko ist eine Bank mit Sitz in Wien, die sich im mittel- und südosteuropäischen Raum auf Konsumenten sowie kleine und mittlere Unternehmen spezialisiert hat. Die Gruppe ist in den fünf Ländern Kroatien, Slowenien, Bosnien und Herzegowina, Serbien und Montenegro aktiv. Mit ihren sechs Tochterbanken betreut das Institut etwa 0,9 Millionen Kunden und rund 155 Filialen. Seit 2021 ist Herbert Juranek Vorstandsvorsitzender der Bank. Im Sommer 2019 gelang ihr der Börsegang in Wien. Die Bank ist so relevant, dass sie von der Europäischen Zentralbank (EZB) direkt beaufsichtigt wird.

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