Slowakei

„Einsamer Wolf“: Was über den Attentäter von Robert Fico bekannt ist

Der Fico-Attentäter wurde kurz nach der Tat überwältigt.
Der Fico-Attentäter wurde kurz nach der Tat überwältigt.Imago / News Agency Of The Slovak Republic
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Wer ist der 71-Jährige, der auf den slowakischen Premier geschossen hat? Mit wem er sympathisierte und was er in einem Video kurz nach dem Attentat gesagt haben soll.

Der Mann hat einen grauen Henriquatre-Bart. Er trägt ein blaues Hemd, dazu Jeans. Er wirkt halb benommen. „Ich stimme der Regierungspolitik nicht zu“, sagt er in dem kurzen Videoclip und dann mit undeutlicher Stimme, dass er die von der Regierung geplante Auflösung des öffentlich-rechtlichen Radios und Fernsehens ablehnt. Die Bilder sollen Robert Ficos mutmaßlichen Angreifer Juraj C. nach dem Attentat in einem Krankenhaus zeigen. Irgendjemand hat sie noch am selben Abend an die Medien durchsickern lassen.  „Es ist ein einsamer Wolf, der sich zuletzt im Präsidentschafts-Wahlkampf radikalisiert hat“, sagte Innenminister Matúš Šutaj Eštok am Donnerstag in Bratislava. Alles deute auf ein politisches Motiv hin.

Wer ist der Mann, der mehrfach auf Robert Fico, den slowakischen Regierungschef geschossen haben soll?

Berichten zufolge handelt es sich um einen Hobby-Dichter, Jahrgang 1953, der aus dem westslowakischen Städtchen Levice stammt. Seit einigen Jahren gehört er dem slowakischen Schriftstellerverband an, der das auch bestätigte und ankündigte, diese „abscheuliche Person“ hochkant hinauszuwerfen, sollten sich die Vorwürfe bestätigen.

Juraj C. soll selbst einen Literaturclub gegründet und Gedichtbände geschrieben haben. In einem seiner Werke kommt angeblich auch sein Hass auf die Roma-Minderheit zum Ausdruck. Sein Geld soll Juraj C. als Wachmann für einen Sicherheitsdienst in einem Einkaufszentrum verdient haben.

Kontakte zu paramilitärischer Gruppe

Dem ungarischen Aufdeckerjournalisten Szabolcs Panyi zufolge sympathisierte C. auch mit Slovenskí Branci (SB), einer paramilitärischen Gruppe, die sich 2022 aufgelöst hat, die als prorussisch galt und deren Anführer von ehemaligen Speznas-Soldaten trainiert worden sein soll. Speznas ist der Name einer Spezialeinheit des militärischen Geheimdiensts GRU. 2016 veröffentlichten die Paramilitärs ein Facebook-Post, das C. anscheinend als Redner bei einem Treffen zeigt, mit Schiebemütze und Anzug und neben Männern, die Tarnfleck tragen. Dazu veröffentlichte die Gruppe ein Statement, in dem C. mit Lob für SB zitiert wird und auch mit dem Argument, dass der Staat alleine nicht in der Lage sei, seine Bürger zu schützen, unter anderem vor Migranten, die von außerhalb Europas kommen.

Der Sohn des mutmaßlichen Attentäters erklärte nun laut Nachrichtenplattform aktuality.sk, sein Vater habe legal eine Waffe besessen und beschrieb ihn als „eher impulsiv“. Er spekulierte über einen „Kurzschluss“. Auf die Frage, ob sein Vater Fico hasse, soll er geantwortet haben: „Lassen Sie es mich so ausdrücken – er hat ihn nicht gewählt.“

(red.)

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