Public Eye Bericht

Shein-Zulieferer arbeiten im Schnitt 75 Stunden pro Woche

Seit dem ersten Bericht 2021 sollen sich die Arbeitsbedingungen bei Shein kaum verbessert.
Seit dem ersten Bericht 2021 sollen sich die Arbeitsbedingungen bei Shein kaum verbessert. SCOTT OLSON / GETTY IMAGES NORTH AMERICA / Getty Images via AFP
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Seit gut zwei Jahren sorgt der Billigmodehändler Shein für Negativschlagzeilen. Es geht um unmenschliche Arbeitsbedingungen und immer noch niedrige Löhne.

2021 hat die Schweizer Menschenrechtsorganisation eine große Recherche über den Billigmodenhändler Shein veröffentlicht. Jenes Unternehmen, das mit seinem schnell wechselnden Sortiment, abgekupferten Entwürfen und denkbar günstigen Preisen vor allem junge Leute lockt. Der Vorwurf: unmenschliche Arbeitsbedingungen.

Shein lässt hauptsächlich in China produzieren. Das Arbeitspensum der Angestellten kommt schnell einmal zwei Vollzeit-Jobs gleich, im Durchschnitt wird 75 Stunden die Woche gearbeitet. Einen freien Tag gibt es im Monat. Nachdem die Missstände publik wurden, gelobte der Billigmodehändler irgendwann artig Besserung. Der damals noch recht frische Nachhaltigkeitschef des Unternehmens versicherte, die erschreckenden Befunde ernst zu nehmen. Das ist nun mehr als ein Jahr her.

Leere Versprechen?

Geändert hat sich seitdem offenbar nicht viel, jedenfalls legt das eine neue Recherche derselben Schweizer Menschenrechtsorganisation nahe. Immer noch werde 75 Stunden pro Woche gearbeitet: von acht Uhr morgens bis halb elf am Abend. Immer noch haben Angestellte entlang der Lieferkette nur einen Tag im Monat frei. „Ich kann mit keinen weiteren freien Tag leisten“, wird ein Mitarbeiter im Bericht zitiert.

13 Textilarbeiterinnen und -arbeiter hat Public Eye vergangenen Sommer befragt. Die Männer und Frauen sind zwischen 23 und 60 Jahre alt, sie sitzen in sechs unterschiedlichen Fabriken, allesamt im Stadtbezirk Panyu von Guangzhou in der Provinz Guangdong, China. Weil Shein seine Lieferanten nicht preisgibt – überhaupt ist die Firma dahinter recht undurchsichtig – hat die Organisation die Befragten durch ihre Antworten und die Existenz von Shein-Produkten in den jeweiligen Fabriken identifiziert.

Die Löhne der Arbeiterinnen und Arbeiter seien seit dem Bericht aus dem Jahr 2021 auch nicht wirklich gestiegen. Sie schwankten zwischen 6000 und 10000 Yuan pro Monat (765 und 1275 Euro). Nach Abzug der Überstundenvergütung waren jedoch nur noch etwa 2400 (306 Euro) pro Monat übrig. Public Eye zufolge liegt die Summe deutlich unter den in China existenzsichernden 6512 Yuan (830 Euro).

Auch junge Menschen hat Public Eye im Rahmen der eigenen Recherchen in den Fabriken gesichtet, schätzungsweise waren sie im Alter von 14 bis 15 Jahren. Das Unternehmen selbst bestreitet die Vorwürfe, gegenüber „CNN“ hat ein Sprecher gesagt, Kinderarbeit werde keine geduldet. Die Arbeitszeiten der Arbeiter seien außerdem auf 60 Stunden pro Woche begrenzt, ein freier Tag pro Woche werde ihnen gewährt. Die Behauptungen im Bericht von Public Eye wolle man diesmal nicht anerkennen. (red.)

>> Zur „Public Eye“-Recherche

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