Expedition Europa

Bärensichere Mülltonnen sind nicht genug

„Die Bären-Warn-App läutet jetzt immer um zwei oder drei in der Nacht. Das bedeutet, dass in der Nacht ein Bär in der Stadt war.“
„Die Bären-Warn-App läutet jetzt immer um zwei oder drei in der Nacht. Das bedeutet, dass in der Nacht ein Bär in der Stadt war.“Rights Managed via www.imago-images.de
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Expedition Europa: In der rumänischen Stadt Tușnad setzt man auf Elektrozäune gegen den ungebetenen Besuch der Tiere.

Zu den üblichen Konfliktthemen, die urbane Eliten und Landbevölkerung quer durch Europa entzweien, gesellt sich in Rumänien und der Slowakei noch die Bärenfrage. Seit die slowakische Population auf deutlich über tausend Bären explodiert ist, häufen sich Angriffe auf Menschen: Ein durch Liptovský Mikuláš streifender Bär hinterließ heuer fünf Verletzte, darunter ein zehnjähriges Mädchen. Eine weißrussische Wanderin stürzte auf der Flucht vor einem Bären in den Tod. Ausnahmsweise auch von den oppositionellen Christdemokraten unterstützt, erleichterte die prorussische Regierung des am Mittwoch angeschossenen Premierministers Robert Fico danach die Tötung von Bären.

Rumänien ist bei einer Population von bis zu 8000 Stück schon länger an die Präsenz des Braunbären gewöhnt. Ich fuhr nach Băile Tușnad/Tusnádfürdő, einem Kurstädtchen im ungarischsprachigen Szeklerland mit 1400 Einwohnern, das als Modellstadt für das Zusammenleben von Bär und Mensch gehandelt wird. Am 26. April meldete Tușnad die Lieferung von 16 bärensicheren Mülltonnen, entwickelt im slowakischen Nationalpark Hohe Tatra. Die Bukarester Presse zitierte den Bürgermeister mit folgendem Selbstlob: „Wir haben Maßnahmen gegen Bären ergriffen. Deshalb geht die Häufigkeit von Bärenalarm zurück, von 240 im Jahr 2021 auf 85 im Jahr 2022 und auf nur sechs im vergangenen Jahr. Jetzt können die Menschen in Ruhe durch die Straßen spazieren. Ich denke, mit diesen neuen Mülltonnen wird das Problem endgültig gelöst sein.“

Bärenprobleme

Ich kam aus der rumänischen Moldau. Am östlichen Fuß der Karpaten, im kleinen Dörfchen Bârsești, wurde gerade ein sehr pittoresker Bauernmarkt abgehalten. Kräftige Bauern verkauften Ferkel aus Lieferwägen, die Lämmer und die Kühe wurden aber von hageren Witwen mit schwarzen Kopftüchern feilgeboten. Fast alle hier hatten Bären schon gesehen, manche kannten den Senior aus dem nahen Vidra, der vergangenes Jahr von einer Bärin verletzt worden war, ein Bärenproblem unterhalb der Berge nahm aber kaum jemand wahr. Ich fragte die Witwe, die vom Dutzend weißer Lämmer auf ihrem Autoanhänger erst eines zum halben Preis verkauft hatte, welche Schutzmaßnahmen gegen Bären sie ergreife: „Gar keine. Aufpassen müssen eher die Nachbarn, die Gänse und Hühner haben, die hat schon einmal ein Bär gefressen.“

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