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Föderl-Schmid: Die „Süddeutsche Zeitung“ fand kein Plagiat

Alexandra Föderl-Schmid werde in die Redaktion zurückkehren, heißt es von der „Süddeutschen“.
Alexandra Föderl-Schmid werde in die Redaktion zurückkehren, heißt es von der „Süddeutschen“.APA / APA / Roland Schlager
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Nach der Uni Salzburg hat nun auch die „Süddeutsche Zeitung“ die Journalistin entlastet. „Der angebliche Plagiatsskandal ist keiner“, stellt eine Expertenkommission fest.

Was bleibt von den Plagiatsvorwürfen gegen Alexandra Föderl-Schmid, die im Februar ein nicht nur mediales Drama ausgelöst haben? Ein schwer beschädigter Ruf, eine Diskussion über journalistische Standards, die weitergeführt werden sollte. Die Vorwürfe selbst haben sich nicht erhärtet, wie nun klar wurde: Die „Süddeutsche Zeitung“ hat am Donnerstag präsentiert, zu welchem Schluss eine eigens eingesetzte externe Kommission in ihrem Bericht gekommen ist: Alexandra Föderl-Schmid, die stellvertretende Chefredakteurin der Zeitung, habe in ihren Texten für die „Süddeutsche“ nicht plagiiert.

Kehrt Föderl-Schmid zurück?

Sie habe zwar mitunter gegen journalistische Standards verstoßen, von einem Skandal sei man aber weit entfernt, so „SZ“-Chefredakteur Wolfgang Krach. Die Journalistin werde nun in die Redaktion zurückkehren – über die Modalitäten könne man noch nichts sagen, man befinde sich in vertraulichen Gesprächen. 

Schon im April hatte auch die Universität Salzburg nach einer Prüfung von Föderl-Schmids Dissertation mitgeteilt, dass in dieser kein „relevantes wissenschaftliches Fehlverhalten“ festzustellen war. Damit sind die Vorwürfe gegen die gebürtige Oberösterreicherin und langjährige „Standard“-Chefredakteurin nun in beiden Angelegenheiten ins Leere gelaufen – wobei jener Vorwurf, der sich auf ihre journalistische Arbeit bezog, wohl beruflich schwerwiegender war, stellte er doch einen Angriff auf ihre Integrität dar.

»Wer Föderl-Schmid vorwirft, sie habe systematisch und in großem Umfang plagiiert, versteht nicht, wie tagesaktueller Journalismus funktioniert.«

Expertenkommission

Die „Süddeutsche“ entlastet sie nun offiziell: „Wer Föderl-Schmid vorwirft, sie habe systematisch und in großem Umfang plagiiert, versteht nicht, wie tagesaktueller Journalismus funktioniert“, heißt es von der Expertenkommission. Ihr Fazit: „Der angebliche Plagiatsskandal ist keiner.“

Föderl-Schmid habe es an einigen Stellen an Transparenz fehlen lassen. Sie habe in mehreren Fällen nicht kenntlich gemacht, dass sie Passagen aus unter anderem Wikipedia oder quasiamtlichen Quellen übernommen hat – und damit gegen journalistische Standards verstoßen. Doch sei nicht festzustellen gewesen, dass Föderl-Schmid methodisch aus fremden Texten kopiert hätte. Sie habe auch nicht versucht, „Übernahmen von Passagen aus anderen Publikationen zu verschleiern“. „Bei all dem, was die kreative Eigenleistung eines Journalisten ausmacht, also der Exklusivität von Recherche und Gesprächspartnern, der dramaturgischen und schreiberischen Qualität, der Schärfe von Analysen oder der Wucht von Meinungsbeiträgen, konnten wir bis auf ganz wenige Ausnahmen keine Verstöße von publizistischen Standards ausmachen“, urteilen die Experten.

Es gab Verstöße gegen die Standards

Die „Süddeutsche“ betont, dass es sich immer noch um Verstöße gegen die eigenen journalistischen Standards handle, „über die wir nicht hinwegsehen können. Wenn ganze Textpassagen, teilweise wörtlich, ohne Quellenangabe von Nachrichtenagenturen oder aus anderen Medien übernommen werden, ist das mit unserem Selbstverständnis als Autorenzeitung nicht vereinbar.“ Die Zeitung habe bereits begonnen, ein Handbuch über die eigenen Standards zu verfassen.

In dem Expertengremium saßen der frühere „Spiegel“-Chefredakteur Steffen Klusmann, die Leiterin der Deutschen Journalistenschule, Henriette Löwisch, und der Journalistik-Professor Klaus Meier. Sie prüften sämtliche Artikel, die Föderl-Schmid für die „Süddeutsche“ geschrieben hatte (rund 1100) und untersuchten 260 Texte, bei denen eine Plagiatssoftware wegen „auffälliger Übereinstimmungen mit anderen Quellen“ angeschlagen hatte, näher. In zwei Drittel der Fälle war der Grund, dass andere Medien Textpassagen von Föderl-Schmid übernommen hatten. In einigen Fällen ging es um Passagen aus Nachrichtenagenturen – und ein kleiner Teil der Artikel enthielt „stellenweise die Übernahme von Fakten, Zahlen und Zuordnungen, ohne die Quellen auszuweisen“, schreibt die „Süddeutsche“. Zu Auffälligkeiten wurde Föderl-Schmid selbst befragt, für viele hatte sie „eine überzeugende Erklärung“. „Andere hat sie bedauert“, heißt es in dem Gutachten. Und weiter: „In der Rückschau würde sie heute einiges anders machen. Sie wäre transparenter, sagt sie.“

Eine Recherche von „Medieninsider“ hatte im Dezember Fragen zu nicht ausgewiesenen Quellen in Föderl-Schmids Artikeln aufgeworfen. Das rechtspopulistische Portal „Nius“ hatte dann den selbsternannten „Plagiatsjäger“ Stefan Weber beauftragt, ihre Dissertation zu untersuchen. Er fand nach eigener Darstellung „Plagiatsfragmente“. Förderl-Schmid stellte danach ihre Funktion bei der „Süddeutschen“ ruhend. (kanu)

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