Graz

„Schweinefleisch“-Sager: Anzeige gegen FPÖ-Bundesrat Leinfellner angekündigt

„Menschen, die Schweinefleisch essen, neigen weniger dazu, sich in die Luft zu sprengen, sagte FPÖ-Bundesrat Markus Leinfellner bei einer Schuldiskussion in Graz.

Eine Aussage von FPÖ-Bundesrat Markus Leinfellner bei einer Schuldiskussion zur EU-Wahl sorgt für Aufregung. Der Freiheitliche sagte bei der Veranstaltung, dass „Menschen, die Schweinefleisch in Österreich essen, weniger dazu neigen, sich in die Luft zu sprengen“. Die Islamische Religionsgemeinde Steiermark, SPÖ und Grüne verurteilten die Äußerungen, die Wiener Kleinpartei SÖZ (Soziales Österreich der Zukunft) kündigte eine Anzeige an.

Die Diskussion fand im BORG Dreierschützengasse statt und Ausschnitte davon wurden offenbar von Schülerinnen und Schülern gefilmt. Die Aufnahmen gelangten teilweise an die Öffentlichkeit - darunter auch die Aussage von Leinfellner.

„Tief verwurzelter Hass und Vorurteile“

Die Islamische Religionsgemeinde teilte in einer Aussendung mit, dass die Worte „nicht nur äußerst beleidigend, sondern auch gefährlich“ seien. Sie würden einen „tief verwurzelten Hass und Vorurteile gegenüber Musliminnen und Muslimen“ offenbaren und implizierten auch eine Abwertung anderer religiöser Minderheiten wie Jüdinnen und Juden, deren Glaubensprinzipien den Verzehr von Schweinefleisch ebenfalls verbieten. Es handle sich um eine „grobe Verdrehung der Realität und eine gefährliche Vereinfachung der Komplexität menschlichen Verhaltens“: „Terrorismus ist nicht an eine religiöse Zugehörigkeit gebunden, und es ist unverantwortlich und inakzeptabel, eine gesamte Religionsgemeinschaft für die Taten Einzelner verantwortlich zu machen.“

Die steirische SPÖ Spitzenkandidatin für die Wahl zum Europäischen Parlament Elisabeth Grossmann verurteilte die Aussage ebenfalls: „Diese Verrohung in der Sprache und im Umgang miteinander müssen wir entschlossen entgegentreten. Daher habe ich den Vorfall auch der Anti-Diskriminierungsstelle gemeldet.“

Leinfellner: „Zugespitzt“ und „aus dem Kontext gerissen“

Leinfellner sprach in einer Aussendung von einer „künstlichen Empörung“. Seine Aussagen seien zwar „zugespitzt“ gewesen, sollten „aber im Lichte der Vorfälle der letzten Monate gesehen werden.“ Die Worte seien außerdem aus dem Diskussionskontext gerissen. „Offenbar treten die SPÖ und andere linke Kräfte einmal mehr als Schutzpatrone des Islam auf. Wir hätten gerne ähnlich empörte Reaktionen - auch der IGGÖ - gesehen, als zwei Brucker Jugendliche mit islamischem Hintergrund die dortige Mittelschule in die Luft sprengen wollten oder als ein 14-jähriger Grazer ankündigte, die Landeshauptstadt zerstören zu wollen“, so Leinfellner.

Der Landtagsabgeordnete und Jugendsprecher der steirischen Grünen Georg Schwarzl hatte an derselben Diskussion teilgenommen und habe auf die „jenseitige Äußerung des FPÖ-Bundesrates direkt mit Kritik und Widerspruch reagiert“, hieß es Donnerstagabend in einer Aussendung. „Das ist die Strategie der FPÖ, die Grenzen des Sagbaren immer weiter zu verschieben. Insbesondere Herr Leinfellner, der in der Vergangenheit bereits mehrfach negativ aufgefallen ist, scheint keine Hemmungen zu haben, seine gefährliche Rhetorik sogar in Bildungseinrichtungen zu tragen. Es sind Politiker wie er, die mit ihrem rücksichtslosen politischen Spiel zur Verrohung, Polarisierung und Radikalisierung unserer Gesellschaft beitragen.“

SÖZ (Soziales Österreich der Zukunft) kündigte am Freitag an, eine Sachverhaltsdarstellung gegen Leinfellner einbringen zu wollen. „Wir fordern die FPÖ auf, Leinfellner umgehend aus allen politischen Ämtern zu entfernen und sich klar von seinen Aussagen zu distanzieren. Derartige Hetze darf in unserer Gesellschaft keinen Platz haben“, betont Hakan Gördü, Obmann des SÖZ. (APA/Red.)

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