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„Bodkin“ auf Netflix: Ein Irlandkrimi aus dem Hause Obama

Gilbert (Will Forte, li.), Dove (Siobhán Cullen) und Emmy (Robyn Cara) stolpern ahnungslos in einen Kriminalfall.
Gilbert (Will Forte, li.), Dove (Siobhán Cullen) und Emmy (Robyn Cara) stolpern ahnungslos in einen Kriminalfall.Enda Bowe / Netflix
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In der Serie „Bodkin“ stolpern drei sehr unterschiedliche Charaktere in einen Kriminalfall, während sie einen True-Crime-Podcast aufnehmen. Schräg. Mit irischem Flair.

2018 sind Michelle und Barack Obama unter die Produzenten gegangen. Mit ihrer Higher Ground Productions haben sie seither alles mögliche produziert: Dokumentationen (unter anderem „Becoming“, die Verfilmung der Biografie der ehemaligen First Lady), einen Spielfilm über einen afroamerikanischen Bürgerrechts-Aktivisten (“Rustin“), die entzückende Kinderserie „Waffles + Mochi“ oder den Endzeitthriller „Leave the World Behind“. So etwas wie ein roter Faden lässt sich nicht erkennen. Außer dass das ehemalige Präsidentenpaar der Vereinigten Staaten vertraglich an Netflix (Filme, Serien) und Spotify (Podcasts) gebunden ist. Es gehe ihr darum, Geschichten zu erzählen, sagt Michelle Obama. Und darum, dass man erkennt, die Welt um sich herum auch mit anderen Augen zu sehen.

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Zum Beispiel mit jenen von Gilbert aus der neueste Obama-Produktion „Bodkin“ (natürlich auf Netflix), der aus Chicago ins beschauliche Irland reist, um einen gruseligen Podcast über das Verschwinden dreier Menschen beim irisch-keltischen Samhain Festival vor zwanzig Jahren zu machen? Wohl eher nicht. Gilbert ist ein naiver Gutmensch, der glaubt, selbst die Mafiosi, die wertvolle Aale an die japanische Yakuza verklickern, würden sich an die spießigen Spielregeln halten, die er als braver Bub verinnerlicht hat.

„Hören sich die Leute das wirklich an?“

Gilbert hat keine Ahnung, worauf er sich da einlässt, als er nach Bodkin reist und anfängt, allen, die ihm über den Weg laufen, sein Mikro unter die Nase zu halten. „Hören sich die Leute das wirklich an?“, wird er im Laufe der sieben Folgen bestimmt ein Dutzendmal gefragt. Gilbert ist jedenfalls von der Bedeutung seiner Arbeit überzeugt. Muss er auch, denn wie sich herausstellt, ist sie der letzte Strohhalm, an den er sich in seinem vermurksten Leben noch anklammern kann.

Vielleicht also doch besser ein anderer Blickwinkel? Der von Dove wirkt auf den ersten Blick zwar spannend, aber auch nicht gerade verlockend. Dove arbeitet als Journalistin für den „Guardian“ und läuft in Folge eins in die von der Decke baumelnde Leiche ihres Whistleblowers. Um sie aus dem Schussfeld der Ermittlungen zu nehmen, schickt ihr Chef sie nach Bodkin, wo sie dem Kollegen bei seinem True-Crime-Podcast unter die Arme greifen soll. Dort könne sie wohl wenig anrichten. Glaubt er. Aber Dove, die mit schwarzem Trenchcoat und am Straßenkiosk erstandener Sonnenbrille aussieht, wie ein weibliches Mitglied der „Men in Black“, ist nicht der Typ, den man einfach aufs Abstellgleis schiebt.

Irland, ein Disneyland?

Wenn sie also in London nicht an ihrer heißen Story weiterarbeiten darf, dann gräbt sie sich verbissen durch die von Mythen durchtränkten Dorf- und Familiengeschichten von Bodkin. Gilbert? Der ist nicht ihr Fall. „Er denkt, Irland wäre eine Art Disneyland“, raunzt Dove den Chef via Telefon an. Aber der lässt sich nicht erweichen.

Es ist aber auch eine wunderbare Kulisse. Auch Gilberts Assistentin, Emmy, nervt. Doch das Duckmäuschen lernt schnell, dass man mit Bravsein nicht weiterkommt. Begleitet von schwülstigen Zitaten aus Gilberts Podcast stolpern die drei in einen Kriminalfall, der ziemlich konstruiert wirkt. Die Serie schwankt zwischen Krimi, Mystery und humorigen Momenten. Für eine echte Comedy reicht es aber nicht. „Bodkin“ lebt von den drei unterschiedlichen Charakteren. Ein etwas schräger Beitrag zum Thema ungewöhnliche Freundschaften.

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