Pfingstdialog

Globaler Wettbewerb: Wo Kleinheit zu Größe verhilft

„Wir brauchen mehr Speed“, sagt ACR-Präsidentin Iris Filzwieser. Der sei zuletzt verloren gegangen: „in der Innovation, bei Entscheidungsfindungen und auch dabei, wie Innovation auf den Markt kommt“.
„Wir brauchen mehr Speed“, sagt ACR-Präsidentin Iris Filzwieser. Der sei zuletzt verloren gegangen: „in der Innovation, bei Entscheidungsfindungen und auch dabei, wie Innovation auf den Markt kommt“.Clemens Fabry
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Beim „Pfingstdialog“ in Seggauberg diskutierten die Wissenschaftsminister Österreichs und Sloweniens in hochkarätig besetzter Runde über regionale Innovation – und die Chancen für den globalen Wettbewerb.

„Einem Nachbarn gibt man gern etwas. Man geht zu ihm, wenn man etwas braucht.“ Das lebensnahe Beispiel von Klavdija Kutnar, Rektorin der Universität Primorska in Koper (Slowenien), spiegelt die Vorteile regionaler Kooperation anschaulich wider. Wahre Innovation passiere „bottom-up“, also auf der regionalen Ebene, sagte auch der österreichische Wissenschaftsminis­ter, Martin Polaschek (ÖVP): „Da müssen die Menschen zusammenarbeiten, und da kann man auch Infrastruktur teilen.“ Das sei oft der Start für globale Kooperation.

Beim zwölften Pfingstdialog im südsteirischen Schloss Seggau diskutierte man dieser Tage (15.–16. Mai) u. a. über regionale Innovation – und die Chancen von Forschung und Technologie für die Gesellschaft. Da Slowenien noch fünfmal kleiner als Österreich sei, müsse man sich dort noch mehr öffnen und kooperieren, um international erfolgreich zu sein, führte Polascheks slowenischer Amtskollege, Igor Papič, in der von der stellvertretenden „Presse“-Chefredakteurin Hanna Kordik geleiteten Veranstaltung aus. Das sei gerade im sich verschärfenden Wettbewerb mit den USA und China wichtig. Zudem stehe man in einer Region vor ähnlichen Herausforderungen.

Beenden, was nicht fruchtet

Kooperation sieht auch die Präsidentin der Austrian Cooperative Research (ACR), Iris Filzwieser, als eine Stärke Österreichs: „Wir können zusammenkommen und uns an einen Tisch setzen.“ Bei der ACR, einem Verbund von 19 Forschungsinstitu­ten aus unterschiedlichen Branchen, habe vor zehn Jahren noch kaum jemand zusammengearbeitet. „Man dachte: Was soll ein Sozialwissenschaftler mit Gussverfahren in Leoben anfangen?“ Dann kooperierte man doch – und die Innovation habe durch die unterschiedlichen Sichtweisen einen wahren „Boost“ erlebt. Ihr Sukkus: Jeder sollte sich darauf konzentrieren, was er am besten kann, und mit anderen kooperieren. Dazu gehöre aber auch, ein Projekt zu beenden, wenn sich zeigt, dass es nicht den gewünschten Erfolg bringt – und sich gemeinsam auf andere funktionierende Wege zu fokussieren. „Diese Kultur fehlt uns noch.“

Ein Miteinander helfe auch bei der Nutzung meist teurer Geräte und Laborausstattungen. Polaschek: „Es hat keinen Sinn, große Infrastruktur zu bauen, wenn sie nur zwei Leute verwenden.“ Daher kooperierte man nicht nur regional, sondern auch europaweit: An der Med-Uni Graz etwa befinde sich die Zentrale der europäischen Biobanken. Dort lagert eine riesige Sammlung für die Forschung wichtiger Proben von Körperflüssigkeiten sowie von krankem und gesundem Gewebe. Und nicht nur Cern, sondern auch den Teilchenbeschleuniger bei Triest nutzten Forschende verschiedener Nationen gemeinsam.

Brauchen „mehr Speed“

Was die Forschenden herausfinden, muss aber auch den Weg in die Industrie finden. „Da kommt die Politik ins Spiel“, sagte Papič. Sie müsse die passenden Rahmenbedingungen bieten. Wie Polaschek war auch er vor dem Ministeramt Rektor einer Uni und hat die Forschung in seinem Land zuletzt mit mehr Mitteln gestärkt. Freilich, Kutnar wünscht sich mehr – sieht aber auch Schwierigkeiten in den unterschiedlichen Arbeitsweisen: „Die Wissenschaft ist oft zu langsam für die Industrie. Forschende wollen etwas Neues machen, Unternehmen brauchen Profit.“

Filzwieser vermisst zu oft den Schritt von der Forschungserkenntnis hin zum fertigen Produkt oder zur Dienstleistung: „Das ist das Ziel von Innovation. Wir dürfen nicht vorher aufhören“, mahnte sie. In der Industrie sei es finanziell oft leichter, mit Risiken umzugehen; KMU brauchten mehr Unterstützung für diesen letzten, zentralen Punkt der Innovationskette. „Hier muss rasch etwas passieren.“ Und: Man brauche generell „mehr Speed“. Der sei zuletzt verloren gegangen: „in der Innovation, bei Entscheidungsfindungen und auch dabei, wie Innovation auf den Markt kommt“.

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