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Grüner Energieausbau bedroht kleinbäuerliche Gemeinschaften in Brasilien

„Land Grabbing“ in Südamerika wird meist mit Rinderzucht und Sojaanbau in Verbindung gebracht. Aber auch Solar- und Windkraft sind eine kritische Frage von Landnahme.
„Land Grabbing“ in Südamerika wird meist mit Rinderzucht und Sojaanbau in Verbindung gebracht. Aber auch Solar- und Windkraft sind eine kritische Frage von Landnahme.Imago / Xico Putini / Design Pics
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Aktuelle Nachrichten rund um Klimatechnik und Biodiversität außerdem mit Wiesen-Monitoring aus dem All, Ernteeinbrüchen in Afrika, Öl abbauenden Meeresbakterien und Europas größter Datenbank für Artenvielfalt.

Saubere Energien mit schmutzigen Methoden in Brasilien

In Brasilien schreitet der Ausbau von Wind- und Solarenergie rasch voran. Der Flächenverbrauch hat aber negative sozial-ökologische Auswirkungen. Michael Klingler und Johannes Schmidt von der Boku Wien untersuchten mit britischen Kolleginnen, inwiefern die Entwicklung von Wind- und Solarenergie in Brasilien – so wie Rinderzucht oder Soja­anbau – eine kritische Frage von Landnahme ist (Nature Sustainability). „Wir haben ähnliche Land-Grabbing-Prozesse für Wind- und Solarenergie identifiziert“, resümiert Klingler. Die Ergebnisse zeigen, dass globale Investoren in Brasiliens Energiesektor stark vertreten sind und die Privatisierung von Land der wichtigste Mechanismus ist, um die Kontrolle darüber zu sichern. Das bedroht kleinbäuerliche und traditionelle Gemeinschaften, deren Landbesitz häufig nicht anerkannt wird.

Artenvielfalt auf Wiesen mit Satelliten behalten

Die Fernerkundung eröffnet neue Möglichkeiten, um Ökosysteme zu bewahren, etwa durch Biodiversitätsmonitoring. Damit beschäftigen sich Manuela Hirschmugl und Petra Miletich (Joanneum Research). Sie nutzen Satellitenbilder und leiten daraus Monitoringsysteme und Klassifikationsschemata ab. So können veränderte Landnutzung, Vegetationsdichte und Zusammensetzung von Pflanzenarten erfasst werden. Ein Beispiel für die Anwendung von Fernerkundungstechnologien ist das Projekt „Meadow Types“, in dem Wiesentypen präzise anhand von Bodenbeschaffenheit und Bewirtschaftungsintensität klassifiziert wurden. Die Daten von so bestimmten knapp 400 Flächen dienten als Trainingsdaten für ein KI-Modell. Damit lassen sich etwa Maßnahmen und Vorgaben zum Insektenschutz wie die Mähhäufigkeit überprüfen.

Die Forscherinnen Petra Miletich und Manuela Hirschmugl haben Österreichs Wiesen im (Satelliten-)Visier.
Die Forscherinnen Petra Miletich und Manuela Hirschmugl haben Österreichs Wiesen im (Satelliten-)Visier.Joanneum Research/Raiser

Gerührt: Öl verteilt sich im Meer schneller als gedacht

Lecks in Ölpipelines führen immer wieder zu Umweltkrisen. Ein Team der Boku (Institut für Wasserbau) hat nun entdeckt, dass Meeresbakterien das austretende Öl viel schneller abbauen können als bisher berechnet. Die Forschenden zeigen mit cleveren Labortricks, dass kleine Turbulenzen im Wasser die Tröpfchengröße des Erdöls verringern, sodass die marinen Organismen mehr Angriffsfläche bekommen (Pnas). Kleinste Wellen im Meer vermischen also Wasser und Öl auf ähnliche Weise, wie wir Essig und Öl im Salatdressing durch Rühren in Emulsion bringen.

Gewarnt: Landwirtschaft in Afrika leidet unter Klima

Teams der Uni Wien, ÖAW und vom Laxenburger IIASA erstellten Szenarien, wie Klimawandelfolgen die landwirtschaftliche Bevölkerung treffen. In Population and Environment prognostizieren sie Ernteeinbrüche in den ärmsten Regionen der Welt, am Beispiel von Afrika. Zwar sind auf dem Kontinent die Getreideproduktion und die Bevölkerungen in den vergangenen 50  Jahren ähnlich stark gewachsen, aber die Folgen der Klimaveränderungen seit 2017 führen zu ­erhöhter Ernährungsunsicherheit in vielen Ländern. Laut einigen Szenarien stehen vor allem Westafrika härtere Krisen bevor. Besonders betroffen sind, in ganz Afrika, ländliche Gebiete mit niedrigerem Einkommen und weniger Bildungschancen.

Gezählt: Daten von 80.000 Flächen in Europa online

„Zum ersten Mal liegt eine Datenbank vor, die Änderungen in der Artenvielfalt der Vegetation während der letzten Jahrzehnte in Europa umfassend dokumentiert“, sagt Franz Essl von der Uni Wien. Der Ökologe ist Teil des Projekts „ReSurveyEurope“, das mit der ÖAW sowie tschechischen und deutschen Partnern Europas größte Datenbank veröffentlicht, um verschiedene Lebensräume zu vergleichen (Journal of Vegetation Science). Darin sind auch die Daten des Gloria-Netzwerks enthalten, Österreichs Langzeitmonitoring der Gebirgsflora quer über die Alpen. Insgesamt vereint die Datenbank fast 80.000 „Plots“ in Europa: abgesteckte Flächen von Wiesen, Wäldern und Wegen, in denen die Artenvielfalt höchst genau beobachtet wird. Das macht Rückgänge der Diversität sichtbar und beantwortet Fragen zu Kimawandel und Landnutzung.

(cog/vers/APA)

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