Salzburger Pfingstfestspiele

Mozarts „Titus“: Das nächste Attentat kommt bestimmt

Glänzend: Cecilia Bartoli als Sesto, Daniel Behle als Tito Vespasiano.
Glänzend: Cecilia Bartoli als Sesto, Daniel Behle als Tito Vespasiano.SF/Marco Borrelli
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Bei den Salzburger Pfingstfestspielen gab es Jubel und einige Buhs für Regisseur Robert Carsen, der Mozarts „La clemenza di Tito“ schlüssig mit der Politwelt der Gegenwart überblendet. Neben Cecilia Bartoli glänzt vor allem Daniel Behle als Tito.

Ein Händeschüttler und Schulterklopfer ist er, gewiss. Genau im richtigen Tempo grüßt er sich durch die Reihen. Da wird nicht gehetzt, niemand fühlt sich übergangen, und doch spürt man stets den Zug zum großen Ganzen. Dieser Tito meint es gut und ehrlich: ein Politiker, der die Bodenhaftung nicht verloren hat, der seinen hehren Zielen mit Pragmatismus nahekommt, zum Wohle zumindest vieler. Wir befinden uns in Rom in Mozarts „La clemenza di Tito“ – aber nicht in der Hauptstadt des antiken Kaiserreichs unter Titus Flavius Vespasianus (39–81). Den haben einst schon Zeitgenossen als idealen Herrscher gefeiert, weshalb er sich als Zentralfigur für Huldigungskompositionen zu Ehren (und gewiss auch zur untertänigst angebrachten Mahnung) späterer gekrönter Häupter geradezu aufdrängte.

Sogar noch 1791, als Kaiser Leopold II. den böhmischen Königsthron bestieg – und Mozart mit Librettist Mazzolà aus Metastasios veralteter Vorlage eine neuartige „vera opera“ mit psychologischer Charakterzeichnung machte. Diese gilt gewissermaßen für die Ewigkeit: Im Haus für Mozart säumen denn auch die italienische Tricolore und die Europaflagge den Saal – und Daniel Behle hat als Tito in der Gegenwart das Sagen. Aber wie immer muss der Machthaber auch mit Opposition rechnen, mit der offenen im politischen Diskurs wie mit der hinterlistigen, ja mörderischen…

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