Morgenglosse

Neo-Parteien: Servus die Selbstvermarktung?

Die Salzburger Unternehmer Hannes Pirker und Martin Fankhauser wollen mit ihrer neuen „Servus-Partei“ bei der Nationalratswahl kandidieren.
Die Salzburger Unternehmer Hannes Pirker und Martin Fankhauser wollen mit ihrer neuen „Servus-Partei“ bei der Nationalratswahl kandidieren. APA/Daniel Meischl
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Eine Neo-Partei nach der anderen kündigt ihren Antritt bei Wahlen an. Wie viel PR in eigener Sache das eigentliche Ziel ist, ist nicht nur bei der Bierpartei unklar.

Zwischen der Ankündigung von Dominik Wlazny, bei der Nationalratswahl mit seiner Bierpartei an den Start gehen zu wollen, und jener von Ex-Grünen-Parteichefin Madeleine Petrovic, das selbe mit eigener Liste tun zu wollen, lagen drei Wochen. Nur drei Tage hat es gedauert, bis Petrovic‘ Ankündigung vom Freitag weitere Nachahmer folgten: Die „Servus-Partei“, eine Neugründung der Salzburger Unternehmer Hannes Pirker und Martin Fankhauser, will ebenso um die nötigen Unterstützungserklärungen buhlen. Im Februar hatte die Ärztin Maria Hubmer-Mogg ihre Kandidatur für die EU-Wahlen mit der politischen Gruppierung „DNA – DEMOKRATISCH – NEUTRAL – AUTHENTISCH“ angekündigt. Zuletzt machte auch ein mögliches Comeback von Sebastian Kurz im Umfeld einer neuen industriellen Liste die Runde. Und ob Othmar Karas vielleicht nicht doch im Herbst gegen „seine“ ÖVP antreten will, ist noch immer nicht fix.

Das Emporwachsen von einer Neo-Liste nach der anderen wie Schwammerl aus dem Waldboden könnte nun Anlass zu Spott über den zeitgeistigen Drang nach Selbstvermarktung und -darstellung geben. Was generiert kurzfristig mehr Aufmerksamkeit und deren wichtigste Währung, Suchanfragen auf Google und Klicks auf den eigenen Social-Media-Accounts, als sich ins innenpolitische Getümmel zu werfen? Zumal die Performance der amtierenden Profis nicht erst seit der Affäre Schilling weitgehend zu wünschen übrig lässt.

Andererseits ist es aus pluralistischen Gründen wünschenswert, wenn Menschen abseits parteipolitischer Kaderschmieden und trotz grassierender Politikverdrossenheit in die politische Arena steigen. Dabei riskiert werden oft nicht nur der Verlust von Geld und Nerven, sondern auch der eigene Beruf, wenn der Wahlkampf plötzlich zum Fulltime-Job wird. Umso mehr imponiert das angesichts der aktuellen Tabubrüche und Debatten darüber, wie tief das Niveau am Wiener Parkett eigentlich noch sinken kann.

Spontane Politprojekte endeten in der Vergangenheit jedoch oft als One-Hit-Wonder. Ihre gewonnenen Wählerstimmen zersplittern derweil die parlamentarischen Mehrheitsverhältnisse, wovor mit Verweis auf „italienische Verhältnisse“ gerne gewarnt wird. Im besten Fall aber sind neue Parteien und ihre Kandidatinnen und Kandidaten ein Zeichen dafür, dass die Politik (noch immer) viele Menschen bewegt und umtreibt, sie ihnen nicht egal ist. In Zeiten wie diesen wirkt das wie ein demokratiepolitischer Hoffnungsschimmer.

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