ORF

TVthek ist Geschichte, ORF ON löst Streamingplattform ab

ORF ON statt TVthek heißt es ab 22. Mai
ORF ON statt TVthek heißt es ab 22. MaiAPA / ORF /
  • Drucken

Neues Design, längere Abrufzeiten, 24 Stunden nachschaubare Livestreams, Online-Only-Inhalte und ein Kinderprogramm: ORF ON soll mehr bieten als die TVthek.

Am Mittwoch endet eine Ära für den ORF: Die TVthek, die an einem trüben Novembertag 2009 das Licht der Onlinewelt erblickte, wird endgültig zu Grabe getragen. Abgelöst wird die Streamingplattform von ORF ON, die nicht nur größer ausschaut als die TVthek, sondern auch mehr kann. Konkret: Erstens, längere Abrufzeiten – der ORF darf nun viele Sendungen nun bis zu ein halbes Jahr lang abrufbar halten. Dokumentationen und das auf ORF ON integrierte Kinderprogramm „ORF KIDS“ sind zeitlich unbegrenzt verfügbar. Zweitens, alle ORF-Sender als Livestream: Eine „24-Stunden-Timeshift-Funktion“ ermöglicht zeitversetztes Streamen und den Neustart von bereits begonnenen Sendungen. Drittens, wird es in Zukunft es auch Online-Only-Inhalte geben, zudem werden manche Produktionen noch vor dem linearen Ausstrahlungstermin zu sehen sein.

ORF-Chef Roland Weißmann sieht in ORF ON eine neue „Streaming-Ära“. Als Leiterin von ORF ON agiert Eva Reiter-Kluger. Durch die alten gesetzlichen Regelungen sei man sehr eingeschränkt gewesen, vor allem an der 7-Tage-Abruffrist habe es immer wieder Kritik gegeben, sagt sie: „Deshalb glaube ich, dass die längere Bereitstellungsdauer mit den damit einhergehenden Kuratierungsmöglichkeiten die wichtigste Änderung ist“, sagte sie.

„Phettbergs Nette Leit Show“ wieder zu sehen

Seit 1. Jänner ist das Angebot auf ORF ON zusehends gewachsen. Zum regulären Start warte man nun mit einem „vielfältigen Programmpaket“ auf, so Reiter-Kluger. Serien wie „Tage, die es nicht gab“ und „Der Schwarm“, Kultiges wie „Echt fett“ und „Phettbergs Nette Leit Show“ oder auch „Trautmann“ und die „Löwinger Bühne“ stehen neu bereit.

„Es kann schon mal Monate geben, wo etwas nicht zur Verfügung steht“, erklärt ORF ON-Chefin Eva Reiter-Kluger
„Es kann schon mal Monate geben, wo etwas nicht zur Verfügung steht“, erklärt ORF ON-Chefin Eva Reiter-Kluger APA / APA / Eva Manhart

Für Stirnrunzeln hat gesorgt, dass der ORF, um Serien wie „Vorstadtweiber“ und „Kafka“ durchgängig abrufbar halten zu können, diese jedes halbe Jahr erneut linear ausstrahlen muss. „Es ist geplant, möglichst viele unserer Premium-Produkte immer abrufbar zu halten. Aber es kann schon mal Monate geben, wo etwas nicht zur Verfügung steht“, erklärte Reiter-Kluger. Man sei in enger Abstimmung mit Programmdirektorin Stefanie Groiss-Horowitz und den Channelmanagern.

Maximal 25 Stunden vor linearer Ausstrahlung

Die neue auf maximal 24 Stunden im Voraus begrenzte Online-First-Möglichkeit sieht die ORF ON-Chefin zwiespältig: „Unsere Kollegen in Deutschland dürfen da wesentlich mehr. Aber wir holen das Maximum heraus.“ Geplant sei u.a. eine eigene „Online-First-Lane“. Derzeit wird etwa „Willkommen Österreich“ rund zwei Stunden vor der linearen Ausstrahlung auf ORF ON angeboten.

Auf Online-Only-Produktionen heißt es noch warten. Dafür ist eine Auftragsvorprüfung durch die Medienbehörde KommAustria nötig. Geplant wurde aber bereits: „Wir haben die Bereiche Breaking News, Kulturveranstaltungen und Veranstaltungen mit einem regionalen Aspekt im Fokus“, so Reiter-Kluger.

Bei der Barrierefreiheit brauch sie der ORF nicht verstecken, meint sie: Untertitel, eine akustische Bildbeschreibung und Österreichische Gebärdensprache lassen sich bei diversen Sendungen hinzufügen. Die Video-Abspielgeschwindigkeit kann angepasst werden.

Nicht jugendgerechte Sendungen tagsüber gesperrt

Wer sich kostenlos und freiwillig auf ORF ON registriert und einloggt, kann nicht jugendgerechte Sendungen wie den „Tatort“ tagsüber ansehen (wo sie sonst gesperrt sind) und Favoriten zu speichern. Reiter-Kluger kündigte zudem für die Zukunft ein Feature für geräteübergreifendes Weiterschauen von Videos an.

Mit Werbung zur neuen Plattform hielt sich der ORF noch zurück. „Die TVthek hat eine wahnsinnig hohe Bekanntheit. Ich weiß, dass ORF ON noch keinen hohen Bekanntheitsgrad hat - und das auch nicht haben kann. Es war bisher nur in einer Testversion verfügbar“, sagte Reiter-Kluger. Aber für den Umstieg wurde vorgesorgt: Die ca. eine Million heruntergeladenen TVthek-Apps werden automatisch zur ORF-ON-App umgewandelt, sofern automatische Updates auf den Endgeräten aktiviert sind. Steuert man die Webseite tvthek.ORF.at an, wird man zur neuen Plattform on.ORF.at weitergeleitet. Im Herbst soll eine große Kampagne die Bekanntheit weiter erhöhen.

Auch andere Sender dürfen auf ORF ON

Gemessen wird ORF ON an großen Streaminganbietern wie Netflix und Amazon Prime Video. „Das ist natürlich schwierig, weil sie ganz andere Ressourcen zur Verfügung haben“, so Reiter-Kluger. ORF-Inhalte sind auch auf der Streamingplattform Joyn der Privatsendergruppe ProSiebenSat.1Puls4 abrufbar. Rückzug von Joyn ist keiner geplant.

Im Gegenzug ist der ORF gesetzlich verpflichtet, Livestreams von privaten Vollprogrammen auf ORF ON einzubinden – sofern der Wunsch vonseiten der Privatsender danach besteht. „Bisher gibt es im Videobereich diesbezüglich noch keine Anfragen“, so die ORF-Managerin. (APA)

>> https://on.orf.at/

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.