Wirtschaftspolitik

Fast reine China-Kopien: Russland stellt neue Wolga-Limousinen vor

Archivbild eines Wolga-Vintage-Autos im Oktober 2023 auf einer Straße in Moskau.
Archivbild eines Wolga-Vintage-Autos im Oktober 2023 auf einer Straße in Moskau.APA / AFP / Natalia Kolesnikova
  • Drucken

„Ich will, dass das Steuer russisch ist. Das ist doch nicht so schwer“, sagt der russische Premierminister Michail Mischustin in einem viral gegangenem Video. Hinter der alten Automarke stecken chinesische Fahrzeugteile, die in Russland montiert werden.

Russland hat die einstige sowjetische Automarke Wolga wiederbelebt und bei einer Industriemesse drei neue Modelle des Fahrzeugs präsentiert. In den Aufbau der Serienproduktion, die noch heuer starten soll, würden mehr als 60 Milliarden Rubel (rund 600 Millionen Euro) investiert, berichteten russische Medien am Dienstag unter Berufung auf das Unternehmen.

Die Fahrzeuge sollen demnach beim bekannten Fahrzeugbauer Gorkowski Awtomobilny Sawod (GAZ) in Nischni Nowgorod vom Band laufen, aber offiziell von der unbekannten Firma PLA (die Abkürzung steht für: Produktion von Pkw) gebaut werden. Deren Eintrag im Firmenregister ist erst wenige Tage alt.

Montage chinesischer Autoteile

Von der Präsentation ging ein Video mit Regierungschef Michail Mischustin viral, als dieser bemängelte, dass sogar das Lenkrad in China gefertigt worden sei. „Ich will, dass das Steuer russisch ist. Das ist doch nicht so schwer, wie die Produktion des Getriebes und andere Elemente zu lokalisieren“, kritisierte er.

Tatsächlich handelt es sich bei den neuen Wolgas trotz des prominent platzierten Firmenlogos von GAZ nur um die Montage von Fahrzeugen der chinesischen Automarke Changan. Einzig Frontstoßstange und Kühlergrill sind demnach eigenes Design.

Sanktionen treffen Autoproduktion in Russland

Nach dem Beginn des von Kremlchef Wladimir Putin befohlenen Angriffskriegs gegen die Ukraine hat der Westen Sanktionen gegen Russland verhängt. Im Zuge dessen haben praktisch alle westlichen Automobilkonzerne ihre teilweise schon stark im Land lokalisierte Produktion eingestellt. In den Produktionsstätten von GAZ in Nischni Nowgorod liefen beispielsweise bis zum Kriegsbeginn Modelle von VW und Skoda vom Band. GAZ hatte einen kleinen Österreich-Bezug. Von 2010 bis 2019 war der Austro-Unternehmer und -Kfz-Investor Siegfried Wolf Aufsichtsratschef der GAZ-Gruppe.

Versuche Russlands, den Weggang der westlichen Autos mit Eigenproduktionen zu ersetzen, sind bisher fehlgeschlagen. So entpuppte sich bereits im vergangenen Jahr der von Staatsmedien gefeierte Neustart der sowjetischen Marke Moskwitsch letztlich als Kopie des chinesischen Kleinwagens JAC JS4.

Insgesamt sind die Produktionszahlen nach Kriegsbeginn stark eingebrochen. Wurden 2021 in Russland immerhin noch rund 1,5 Millionen Pkw produziert, waren es im vergangenen Jahr nur noch 720.000 Fahrzeuge. (APA/dpa)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.