Kolumne

Mit Siegeswillen zum Traumjob

Trotzdem Abheben zum Traumjob
Trotzdem Abheben zum Traumjob(c) Getty Images (pinstock)
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Einen Bewerbungsprozess zu durchlaufen ist ja in gewisser Weise vergleichbar mit einem sportlichen Wettkampf. Es gibt in der Regel unzählige Konkurrenten, die um die heiß begehrte Trophäe, also den Traumjob rittern und am Ende hat die Person die Nase vorn, welche die Jury nicht nur fachlich und persönlich am meisten überzeugt hat, sondern zusätzlich vermitteln konnte den Job mehr als andere zu wollen.

Als Dominic Thiem vor kurzem seinen Abschied vom Tennissport erklärt hat, da stand vor allem ein Rücktrittsgrund in der Diskussion sehr stark im Vordergrund und zwar die nicht mehr vorhandene mentale Stärke, die es aber benötigt, um im Spitzensport erfolgreich zu sein.

Das sogenannte Zünglein an der Waage, wenn es darum geht, deinen Gegner im Wettkampf im entscheidenden Moment niederzuringen. Dieser unbedingte Wille zu gewinnen, der vor allem bei Profisportlern überdurchschnittlich ausgeprägt ist und der selbst in Momenten größter Erschöpfung ungebrochen zu sein scheint.

Natürlich ist ein Jobinterview jetzt schwerlich mit einem mehrstündigen sportlichen Wettkampf zu vergleichen. Nichts desto trotz hört man von HR-Manger:innen bei absolut gleichwertigen Kandidat:innen immer wieder Aussagen wie: „Wir haben einfach den Eindruck gehabt, er/sie wollte den Job unbedingt haben“. Der Wille scheint also spür- oder erkennbar zu sein. Stellt sich also die Frage: Wie gelangen Bewerber:innen an diese Quelle der Unbesiegbarkeit?

Wie kommt der Wille zum Sieg?

Wo dieser im Körper zu lokalisieren wäre, ist wissenschaftlich noch nicht abschließend geklärt. Unser Gehirn ist daran wohl ziemlich sicher beteiligt. Aber wie genau es im Wechselspiel mit unserem Körper sowie der Außenwelt interagieren muss, damit der Siegeswille so zu Tage tritt, damit er den entscheidenden Unterschied ausmacht, ist nach wie vor ein Geheimnis.

Also leider schlechte Nachrichten für alle, die sich eine Standardformel zum Training oder zur Stärkung des Siegeswillenmuskels gewünscht hätten. Der Esoterik ist somit aber Tür und Tor geöffnet und die Liste an Ratgebern schier unüberblickbar. Vielfach wird auch die Quantenforschung bemüht, wenn es darum geht die Welt so zu formen, dass wir am Ende als Sieger vom Platz gehen.

Ob sich die wissenschaftlichen Erkenntnisse der Quantenforschung letztlich in dieser Hinsicht interpretieren lassen, ist höchst fragwürdig. Fakt ist: Es gibt ihn! Und er zeigt sich bei Sportlern sehr oft in der jeweiligen Körpersprache. Das kann man zumindest bei extrovertierteren Persönlichkeitstypen erkennen. Und das verleitet viele Expertinnen dazu, dem einen Zusammenhang zu attestieren.

Also frei nach dem Motto: „Veränderedeine Körpersprache und dein Geist wird folgen“. Eine Siegerhaltung wäre demnach also aufrecht mit einem positiven Gesichtsausdruck, bestenfalls einem Lächeln. Das kann allerdings nach hinten losgehen, finde ich. Vor allem zu bemerken bei Hard Core Sales Personen, ich nenne sie die Tschakka-Fraktion (der Schrei eines Motivationstrainers aus den 90iger Jahren), die so ganz und gar nicht authentisch auftreten und eher abschreckende Wirkung haben.

Wie kann der Siegeswillen gestärkt werden?

Wie gesagt, es kann für manche funktionieren und damit sind wir eigentlich dem Kern der Sache schon einen Schritt näher. Es geht im Wesentlichen darum herauszufinden, was jeder von uns individuell braucht, um seinen eigenen Siegeswillen zu fördern. Seit Jahrzehnten bewährt und mittlerweile wissenschaftlich auch einigermaßen fundiert erwiesen ist, dass Autosuggestionen einen sehr positiven Effekt beim Menschen haben.

Das sind beispielsweise Sätze, die wir uns selbst innerlich immer wieder wie ein Mantra vorsagen. Das können vor einem Jobinterview beispielsweise Sätze sein wie: „Ich werde in diesem Interview bestehen – dieser Job gehört mir – ich nehme diese Herausforderung voll und ganz an, aber auch, ich habe unglaubliche Freude und Spaß an dieser Herausforderung“.

Letzteres dient mehr dazu den Druck im Interview zu verringern und dadurch die notwendige Lockerheit ins Gespräch mitzunehmen. Natürlich sind wir als Individuen nicht alleine im Spiel um den Traumjob, sondern stehen in Konkurrenz zu anderen und werden von unserem zukünftigen Arbeitgeber auf Herz und Nieren geprüft.

Störaktionen können bei uns zu Irritationen und Zweifel auslösen und im wichtigsten Moment zu einem Zögern führen. Das kann eine sarkastische Bemerkung vom Gegenüber, Kritik aus der Familie oder dem Freundeskreis oder eine gefinkelte Frage im Jobinterview sein.

Wir kennen alle diese Momente der Schwäche, die uns zwischendurch zurückwerfen und unseren Siegeswillen zu brechen vermögen. Derartiges durchdringt unsere mentale Rüstung und trifft uns an einem wunden Punkt. Für diese Situationen empfehle ich meinen New Placement Kandidat:innen vorzusorgen und einen Notfallplan zu entwickeln. Dazu ist es wichtig diese Triggerpunkte vorwegzunehmen. Das bedeutet aber auch die eigenen Defizite schonungslos vorab auf den Tisch zu legen.

Da geht es vor allem um Aussagen, die uns in irgendeiner Weise emotional triggern könnten, also die zum Beispiel unsere eigenen Werte verletzen oder schlimmer noch Kindheitstraumata wieder hervorholen. Wie wir darauf reagieren, können wir vorab mit einem Mentor oder Coach einüben. So gelingt es uns im entscheidenden Moment fokussiert zu bleiben, was den Unterschied zu unserer Konkurrenz im Match um den Traumjob ausmachen kann.

Gutes Gelingen

Michael Hanschitz

Knopp

Michael Hanschitz ist seit nunmehr 15 Jahren als New/Outplacementberater, Autor und Karrierecoach tätig. Er ist Gründer des Beratungsunternehmens Outplacementberatung (www.outplacementberatung.co.at) und Autor des Buches Menschen fair behandeln. Mit seiner Arbeit unterstützt er Menschen und Organisationen in schwierigen Veränderungsprozessen. Beraten mit Herz und Verstand lautet seine Devise.

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