Interview

„25 bis 30 Milliarden Dollar wären aus Russland nach Europa geflossen“

Passanten in einem Moskauer Geschäftsviertel.
Passanten in einem Moskauer Geschäftsviertel.Reuters / Maxim Shemetov
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Weniger Sanktionen, dafür die richtigen und effizienter, fordert der renommierte russische Ökonom und Sanktionsexperte Wladislaw Inosemzew im Gespräch mit der „Presse“. Und erklärt, was ihm Oligarchen im persönlichen Gespräch erzählen, wie man Putin mit großem Gewinn hätte austricksen können und was der Kremlchef nun mit dem Militär vorhat.

Die Presse: Russlands Präsident, Wladimir Putin, ließ vergangene Woche streuen, er sei zu einem Waffenstillstand bereit. Abgesehen von der Frage, ob es politisch und militärisch für ihn vorteilhaft wäre: Manche meinen, ökonomisch ist eher der Krieg für ihn vorteilhaft.

Wladislaw Inosemzew: Tatsächlich schafft ihm der Krieg ein neues Wirtschaftsmodell. Er kann die Wirtschaft mit den Bereichen ankurbeln, die ihm nahe sind: Rüstungsindustrie, Militär. Von 2014 (Krim-Annexion, Anm.) an bis 2020 stagnierte die Wirtschaft ja. Zuletzt aber wuchs sie. Und das nicht nur wegen der Rüstungsindustrie, wie viele meinen. Es gibt durch sie Wachstum in vielen Sektoren. Und obwohl sich die Wirtschaft nicht entwickeln kann, wird sich das quantitative Wachstum fortsetzen, was Putin wieder als Sieg ausgeben wird.

Ein Modell auf längere Zeit?

Putin hat vor Arbeitern gesagt, dass die Rüstungsindustrie auch noch fünf bis zehn Jahre nach Ende des Krieges ausgelastet sein wird. Das einzige ernsthafte Problem ist die Armee und ob sie in friedlichen Zeiten mit ähnlich viel Personal und denselben Löhnen bedient wird wie jetzt. Angesichts der Löhne von 200.000 Rubel (2000 Euro, Anm.) wird das Militär in Friedenszeiten einen riesigen Zulauf erleben.

Mit der jetzigen Ernennung seines einstigen Wirtschaftsberaters und Vizepremiers Andrej Belousow scheint Putin ja genau beim Militär den größten Eingriff vorzuhaben. Was hat er vor?

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