Ukraine-Krieg

Russland will Ukrainer mit Bomben zermürben

16 Stunden brauchte die Feuerwehr, um den Brand nach dem Luftangriff auf einen Baumarkt in Charkiw zu löschen.
16 Stunden brauchte die Feuerwehr, um den Brand nach dem Luftangriff auf einen Baumarkt in Charkiw zu löschen.APA/AFP/Sergey Bobok
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Nach der Attacke im ostukrainischen Charkiw fordert Selenskij Hilfe bei der Flugabwehr.

Kiew. Russlands Militär will die ukrainischen Verteidiger mit Terrorangriffen zermürben. Im Visier steht dabei derzeit vor allem die Stadt Charkiw im Nordosten des Landes. Am Wochenende war die zweitgrößte Stadt der Ukraine Ziel schwerer russischer Luftangriffe. Besonders verheerend war eine Attacke auf einen Baumarkt. Mindestens ein Dutzend Menschen starben bei dem Bombenangriff auf das Gebäude, mehr als 40 wurden verletzt. Das teilte die Staatsanwaltschaft in Charkiw am Sonntag mit. Die Feuerwehr brauchte mehr als 16 Stunden, um den Brand nach der Attacke zu löschen.

Zwei russische Gleitbomben waren in dem Baumarkt eingeschlagen. Mindestens 120 Menschen hätten sich zum Zeitpunkt des Angriffs in dem Laden befunden, teilte Charkiws Bürgermeister, Ihor Terechow, mit. Er bezeichnete den Luftangriff als „Terrorismus“. Ein Mitarbeiter des Einkaufszentrums berichtete, beide Detonationen seien kurz nacheinander erfolgt. „Ich hörte den ersten Treffer, und mein Kollege und ich fielen zu Boden“, sagte der 26-jährige Dmytro Syrotenko, der im Gesicht verletzt wurde. „Es gab einen zweiten Einschlag, und wir wurden mit Trümmern bedeckt.“ Ein Mitarbeiter der Rettungskräfte habe ihn sowie mehrere Kollegen und Kunden in Sicherheit gebracht. Das russische Militär behauptete, die ukrainischen Streitkräfte hätten in dem Baumarkt ein Waffenlager und einen Kommandoposten versteckt. „In Charkiw wird die Taktik der menschlichen Schutzschilde angewendet.“

Einladung an Biden und Xi

Der ukrainische Präsident, Wolodymyr Selenskij, eilte nach den Attacken nach Charkiw. Von dort aus forderte er in einem Video erneut die Nato-Länder auf, der Ukraine die nötigen Waffen zu liefern. „Die Ukraine braucht ausreichende Flugabwehr“, sagte Selenskij. Nur so könne die Bevölkerung vor den russischen Angriffen geschützt werden. Der ukrainische Präsident appellierte zudem an US-Präsident Joe Biden und den chinesischen Staatschef, Xi Jinping, am bevorstehenden Friedensgipfel in der Schweiz teilzunehmen. Sein Land kämpfe seit 27 Monaten darum, die unablässigen Angriffe Russlands abzuwehren, sagte Selenskij.

Die Führung in Kiew hofft, dass das Treffen in der Schweiz Mitte Juni dazu beitragen wird, den internationalen Druck auf den russischen Präsidenten, Wladimir Putin, zu erhöhen. „Ich appelliere an die Staats- und Regierungschefs der Welt, die den globalen Bemühungen des Weltfriedensgipfels noch fernbleiben – an Präsident Biden, das Oberhaupt der Vereinigten Staaten, und an Präsident Xi, das Oberhaupt Chinas“, sagte er. Vertreter Russlands sind zu den Beratungen in der Schweiz nicht eingeladen. Damit scheint klar, dass auch der chinesische Staatschef nicht kommen wird.

„Imperialistischer Größenwahn“

Deutschlands Bundeskanzler, Olaf Scholz, sprach sich bei einem Bürgerdialog am Sonntag erneut dagegen aus, dass vom Westen an Kiew gelieferte Waffen gegen Ziele auf russischem Staatsgebiet eingesetzt werden. Das Ziel seiner Ukraine-Politik sei die „Verhinderung, dass da ein ganz großer Krieg draus wird“, sagte Scholz. Putin warf er vor, im Krieg gegen die Ukraine auch sehr viele russische Soldaten zu opfern. Es gebe eine Zahl, wonach pro Monat 24.000 russische Soldaten getötet oder schwer verletzt würden, sagte der deutsche Kanzler. „Alles für einen imperialistischen Größenwahn des russischen Präsidenten.“

Auch Russland warf der Ukraine am Wochenende Attacken auf Zivilisten vor: Vier Einwohner seien bei ukrainischen Raketenangriffen getötet worden, meldete der Gouverneur des südrussischen Belgorod, Wjatscheslaw Gladkow. Bei zwei ukrainischen Granatenangriffen sollen außerdem zwölf Menschen verletzt worden sein, darunter ein Kind. (APA/Reuters/red.)

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