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Warum Käufer lieber Mieter bleiben

Auch in den Baubewilligungen zeigt sich die schwache Nachfrage nach Wohneigentum. Im Bild ein Wohnhaus im Wiener Sonnwendviertel.
Auch in den Baubewilligungen zeigt sich die schwache Nachfrage nach Wohneigentum. Im Bild ein Wohnhaus im Wiener Sonnwendviertel.Klaus Titzer/Picturedesk
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Die Eigentumspreise sinken, aber vor allem für gebrauchte Wohnungen und Häuser. Bei Neubauten sieht es anders aus. Und unterdessen steigen die Mieten.

Wien. Das Potpourri aus Immobiliendaten offenbart eine gewisse Schizophrenie des Markts. Trotz hoher Preise zeigen sich die Österreicherinnen und Österreicher mit ihrer Wohnsituation sehr zufrieden. Gleichzeitig nehmen sie die Kosten dafür aber als große Belastung wahr, obwohl sich diese kaum verändert haben. Gradmesser für die Stimmung ist der Eigentumspreis. Und wie es mit dem weitergeht, ist für Experten keine einfache Prognose.

Ein Faktor sind die Baukosten. Sie sind in Österreich von 2022 auf 2023 leicht gestiegen, Wohneigentum wurde in demselben Zeitraum aber billiger, und zwar um 2,6 Prozent. Damit gehörte Österreich im Vorjahr zu den EU-Ländern mit dem stärksten Rückgang bei Immobilienpreisen. Wobei der Preisverfall etwa in Deutschland mit minus 8,4 Prozent noch viel kräftiger als hierzulande ausfiel. Allerdings stagnierten die Preise für Neubauten nur, bestehende Immobilien wurden hingegen um durchschnittlich 3,7  Prozent billiger.

Mieter bleiben Mieter

Die Zahlen stammen von der Statistik Austria, die am Dienstag präsentiert wurden. Vor allem die Zinswende laste auf dem Immobilienmarkt, sagte Tobias Thomas, Chef der Behörde. Denn gestiegene Zinsen bedeuten teurere Kredite, und das wiederum macht für viele potenzielle Immobilienkäufer Wohneigentum unleistbar. Ein Trend, der sich auch in der Mietpreisentwicklung niederschlägt, denn potenzielle Käufer werden vermehrt zu Mietern. Die Mieten pro Quadratmeter stiegen im Vorjahr um 7,6 Prozent auf durchschnittlich 9,4 Euro. Betriebskosten inklusive. Eine Auswertung der Immobilienplattform ImmoScout24 sieht sogar schon einen Anstieg um elf Prozent.

Und auch in den Baubewilligungen zeigt sich die schwache Nachfrage nach Wohneigentum. Die baubewilligte Nettofläche im Hochbau ging hierzulande von 2022 auf 2023 nämlich um ganze 28 Prozent auf 46.565 Wohnungen zurück (siehe Grafik). Nur in Schweden war der Rückgang mit 33 Prozent noch kräftiger. Im EU-Schnitt ging die baubewilligte Fläche um 14,5 Prozent zurück.

Eine Prognose über die weitere Entwicklung von Baubewilligungen und Immobilienpreisen gaben die Statistiker nicht. Aber sie umrissen die Trends, die für die Entwicklung des Immobilienmarkts maßgeblich sind. Da ist zum einen das Bevölkerungswachstum, das für einen steigenden Bedarf an Wohnraum sorgt und somit den Markt tendenziell stützt. Da sind zum anderen die gestiegenen Finanzierungskosten, die die Nachfrage bremsen und somit preisdämpfend wirken. Tendenziell steigende Einkommen wiederum sorgen für eine zahlungskräftigere Nachfrage und wirken preistreibend. Aber es sei für die Preisentwicklung auch entscheidend, in welchem Ausmaß bei steigender Nachfrage auch das Angebot wächst. Insgesamt würden die Trends die Immobilienpreise tendenziell stützen, resümiert Thomas. Mit steigenden Preisen für Eigentumswohnungen und Häuser rechnet auch das Wifo. Schon heuer, aber vor allem ab dem Jahr 2025 solle es wieder spürbare Preissteigerungen auf dem Immobilienmarkt geben, prognostizieren die heimischen Ökonomen.

Trotz der angespannten Marktsituation ist die Wohnzufriedenheit der Menschen in Österreich laut den Experten der Statistik Austria hoch. Auf einer Skala von null bis zehn bewerteten die Menschen ihre Situation im Schnitt mit 8,1 Punkten. In Österreich gibt es rund 4,12 Millionen Hauptsitzwohnungen, davon sind fast die Hälfte Eigentumswohnungen, und 32 Prozent sind Einfamilienhäuser. Im Schnitt wohnen 2,18  Personen pro Haushalt, die durchschnittliche Wohnfläche beträgt 102 Quadratmeter.

Wohnkosten kaum verändert

Im Median gaben die Haushalte 17 Prozent ihres Einkommens monatlich für das Wohnen aus. Der Wert ist ident mit jenem von 2013, die Wohnkosten gemessen am Einkommen ändern sich also seit zehn Jahren kaum. Minimal größer wurde der Anteil der Wohnkosten am Einkommen in besagtem Zeitraum nur in Gemein­de- und Genossenschaftswohnungen, Hauseigentümer gaben im Vorjahr sogar marginal weniger als noch 2013 für das Wohnen aus.

Allerdings wird dennoch eine höhere Belastung durch Wohnkosten wahrgenommen. Wobei es Unterschiede je nach Art des Haushalts gibt. So gaben etwa 49 Prozent der Ein-Eltern-Haushalte an, durch diese Kosten stark belastet zu sein. Über alle Haushalte hinweg empfanden 29 Prozent eine starke Belastung.

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