„Sie haben die Macht“

Russland will Taliban von Terrorliste streichen

Taliban-Sicherheitskräfte in der afghanischen Hauptstadt Kabul (Archivbild)
Taliban-Sicherheitskräfte in der afghanischen Hauptstadt Kabul (Archivbild)Reuters / Ali Khara
  • Drucken

Die radikalislamische Gruppierung soll rund dreieinhalb Jahre nach ihrer Rückkehr an die Macht in Kabul künftig nicht mehr als terroristische Organisation gelten. Es gehe darum, die Realitäten vor Ort anzuerkennen, so die Begründung.

Die in Afghanistan herrschenden islamistischen Taliban sollen nach Vorstellung der russischen Regierung nicht mehr länger als Terrororganisation eingestuft werden. Ein entsprechender gemeinsamer Vorschlag von Außen- und Justizministerium liege in Abstimmung mit anderen Ministerien Präsident Wladimir Putin vor, sagte der ranghohe Diplomat Samir Kabulow der staatlichen Nachrichtenagentur Tass zufolge am Montag.

Seinen Angaben nach sind die Taliban auch der Anerkennung als offizielle Regierung Afghanistans durch Moskau „deutlich näher“ gerückt, als sie es 2021 bei der gewaltsamen Machtergreifung noch waren.

Die Nachrichtenagentur RIA Nowosti zitiert Außenministam Sergej Lawrow mit den Worten: Die Realitäten vor Ort seien anzuerkennen. „Sie sind diejenigen, die die Macht haben“, sagte er demnach über die radikalislamische Gruppierung. Die Taliban standen seit 2003 auf Moskaus Liste der terroristischen Organisationen. Mit ihrer Streichung folge Moskau nun dem Beispiel Kasachstans, führte Lawrow laut RIA Nowosti weiter aus. 

„Pragmatischer Umgang“ mit Islamisten

Bisher hat kein Land der Welt die Taliban-Regierung offiziell anerkannt. Westliche Länder fordern für eine Anerkennung unter anderem die Einhaltung von Menschen- und Frauenrechten in dem Land. Andere Staaten, vor allem Nachbarländer, haben sich für einen pragmatischeren Umgang mit den Islamisten ausgesprochen. In einigen Staaten wie China, Russland, Pakistan oder dem Iran haben etwa Botschafter der Taliban ihre Arbeit aufgenommen.

Russland hat sich seit der Rückkehr der Islamisten an die Macht als einer der Hauptakteure im Dialog mit den Taliban etabliert. Dieses Engagement steht im Gegensatz zum vorsichtigen Vorgehen etwa der USA. Moskau war etwa in der Vergangenheit auch für die Freigabe der von den USA und ihren Verbündeten eingefrorenen afghanischen Vermögenswerte eingetreten.

Vertreter der Taliban-Führung waren trotz ihrer Einstufung als Terroristen bereits 2019 in der russischen Hauptstadt Moskau zu einer Konferenz eingeladen, an der auch Russlands Außenminister Sergej Lawrow teilnahm. Dass die Taliban nun von der Liste gestrichen werden, gilt als wahrscheinlich, die Möglichkeit hatten Lawrow und auch Putin selbst in der Vergangenheit schon angedeutet. (APA/dpa/red)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.