Glosse

Die „beste“ Musik ist die der eigenen Jugend? Oje …

Pitbull vulgo Mr. Worldwide hat die 2010er-Jahre musikalisch mitdominiert.
Pitbull vulgo Mr. Worldwide hat die 2010er-Jahre musikalisch mitdominiert. Mindy Small/Getty Images/AFP
  • Drucken

Die beste Musik soll ein jeder in seiner eigenen Jugend verorten, besagt eine Studie. Gleiches gilt für die Mode. Für mindestens eine Generation wäre das die Bankrotterklärung.

In den USA hat ein Marktforschungsunternehmen per Umfrage aufgedröselt, welches Jahrzehnt das beste war. Und wie es scheint, haben die „good old days“ weniger mit einer Ära, vielmehr mit einem ganz bestimmten Alter zu tun. Die beste Musik verortet demnach der Großteil der Befragten in seiner eigenen späten Jugend, so von 16 bis 19 Jahren – was sich mit wissenschaftlichen Untersuchungen der University of South Australia deckt.

Während sich in den 1960er-Jahren Geborene mit Hits von Queen, den Bee Gees und David Bowie schmücken können, die bisserl Jüngeren mit Air, Notorious B.I.G., Nirvana, bleibt der Alterskohorte der Mittzwanziger elektronische Tanzmusik in ihrer stupidesten Form. Ja, unsere „Besten“ – so anhand der Charts – sind Pitbull, Taio Cruz, David Guetta, Michel Teló (Sie erinnern sich an „Ai Se Eu Te Pego!“?) und Sean Paul. Wenn das keine musikalische Bankrotterklärung ist! Jedenfalls glänzt die Hitsingle „Tacatà“ von Tacabro nicht unbedingt mit wortgewaltigen Lyrics, Psys „Gangnam Style“ nicht mit ausgeklügelter Komposition.

Man kann nur hoffen, dass sich damals möglichst viele in nischigere Gefilde gewagt und ihre Playlists mit Kendrick Lamars „good kid, m.A.A.d city“, Frank Oceans „Channel Orange“ oder M.I.A.s „Matangi“ gefüttert haben. Auch wenn sie in Österreich nicht in den Charts reüssierten.

„Somebody That I Used to Know“ aus dem Jahr 2011 könnte uns Verlorene aus der EDM-Chartsuppe lavieren. Mit einem simplen, dynamischen Arrangement schaffte es Gotye damals an die Spitze. Das Herzstück der Nummer ist allerdings ein Sample von „Seville“, komponiert vom Brasilianer Luiz Bonfá. Das ist wiederum von 1967. Das wissen aber eh die wenigsten.

In der Mode soll’s übrigens ähnlich sein: Am besten war’s laut Umfrage in der eigenen späten Jugend, ab dem Alter von 16 Jahren. Es gilt das Gleiche: Blütezeit erlebte die Mode in den 2010er-Jahren wahrlich keine. Auf TikTok ist sie längst Running Gag – mitsamt der klobigen Ketten, großen Anhänger (wahlweise in Peace- oder Eulenform), Schlauchschals, jeglicher Teile von Hollister und freilich der Skinny Jeans. Wobei die ja bald wieder ihr Comeback feiern mag.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.