Am Herd

Unsere Gasse ist jetzt ärmer

So bleibt er mir in Erinnerung: auf der Gasse sitzend wie so ein Italiener, an einem Zigarillo ziehend und darauf wartend, dass Kundschaft kommt oder sich jemand zu ihm gesellt.

Die Galerie sperrt zu. Am 4. Juni soll es so weit sein, dann wird B. die letzten Bilder von den Wänden nehmen, die Auslage räumen und alles in einen Transporter packen. Was dann passiert, weiß ich nicht. Ich hoffe, es wird ein Nachmieter für dieses hübsche Geschäft mit der weiß lackierten alten Holzfassade und dem silbernen Schriftzug gefunden, ich hoffe, niemand kommt auf die Idee, sie einzureißen. Denn diese Fassade gibt unserer kleinen Gasse ihr Gesicht.

Ihr Herz hat sie schon länger verloren. Jaja, das klingt nach einem alten Schlager, aber so nannten wir ihn eben: das Herz der Gasse. An Tagen wie diesen saß er vor seinem Geschäft wie so ein Italiener, ein kleines Tischchen und zwei Sessel, das reichte für mediterranes Flair, er zog an seinem Zigarillo und wartete auf Kundschaft. Oder auf jemand anderen, der sich zu ihm gesellen wollte. Und es wollten alle: das Paar von gegenüber, aus dessen Fenster im Sommer die Töne des Klaviers dringen, die Dame mit den langen weißen Haaren, die sonst zu allen zwider war, die Besitzerin des Imbisses nebenan, die immer wieder Brötchen vorbeibrachte, die keinen Käufer gefunden hatten. Und natürlich wir.

Es ging schnell

Manchmal plauderten wir über dies und das und dies.

Manchmal ließen wir uns mit Neuigkeiten versorgen: Wer zieht aus? Wer hat geheiratet? Wie geht es mit dem Restaurant weiter?

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