Architektur und Design

Müssen wir unsere Häuser aus Luft bauen?

Nachverdichtung im Abstandsgrün: Wohnbauten von Driendl Architects in Innsbruck.
Nachverdichtung im Abstandsgrün: Wohnbauten von Driendl Architects in Innsbruck.Driendl Architects
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Ressourcen schonen, Emissionen senken: Um die Klimaziele zu erreichen, dürfen wir keine zusätzlichen Böden beanspruchen und nur neu bauen, wenn unbedingt nötig. Wie sparsam kann man sein?

Geht’s noch?“ Der Frage stellen sich die Architekturtage 2024, die am 7. und 8. Juni in ganz Österreich stattfinden. Die Antwort scheint klar. So kann es nicht weitergehen, weder mit dem Verbrauch von Ressourcen noch mit dem von diesem Verbrauch verursachten Ausstoß an Schadstoffen, der die Erderwärmung auf mehr als 1,5 Grad über das vorindustrielle Niveau zu heben droht. Dieser Wert ist keine willkürliche Zahl. Mit ihrem Überschreiten wäre die globale Ernährungssicherheit, die heute theoretisch gegeben ist, gefährdet, mit dramatischen Folgen für das lokale gesellschaftliche Gefüge und die globalen Migrationsbewegungen. Der Untertitel der Architekturtage, „Planen und Bauen für eine Gesellschaft im Umbruch“, weist darauf hin, dass zur Bewältigung dieser Probleme technischer Fortschritt allein nicht ausreicht. Es geht um eine Transformation unserer Vorstellungen von einem guten Leben in einer gerechten Gesellschaft.

Aber hören wir das nicht schon seit 50 Jahren, ohne dass diese Transformation tatsächlich passiert? Der erste Bericht des Club of Rome, einer Gruppe von Wissenschaftlern verschiedener Fachrichtungen über die „Grenzen des Wachstums“, datiert ins Jahr 1972. Seine zentrale Schlussfolgerung gilt bis heute: „Unsere gegenwärtige Situation ist so verwickelt und so sehr Ergebnis vielfältiger menschlicher Bestrebungen, dass keine Kombination rein technischer, wirtschaftlicher oder gesetzlicher Maßnahmen eine wesentliche Besserung bewirken kann. Ganz neue Vorgehensweisen sind erforderlich, um die Menschheit auf Ziele auszurichten, die anstelle weiteren Wachstums in Gleichgewichtszustände führen.“

Zwei Bäume pro Jahr pflanzen

Was kann das konkret bedeuten? Global betrachtet werden solche Gleichgewichtszustände erst möglich, sobald sich das weltweite Bevölkerungswachstum ausreichend verlangsamt hat. Die Industriestaaten des globalen Nordens werden umso deutlicher Alternativen zur Ideologie des permanenten Wachstums vorleben müssen. Für das Bauwesen, das für 60 Prozent des globalen Ressourcenverbrauchs verantwortlich gemacht wird, kann das eigentlich nur eines bedeuten: Wir bauen unsere Häuser in Zukunft aus Luft. In die Realität übersetzt heißt das: keine zusätzliche Inanspruchnahme von Böden als Bauland; vorrangige Nutzung des Bestands; Neubauten nur, wenn unbedingt nötig und dann mit einem so geringen ökologischen Fußabdruck wie technisch und sozial vertretbar. Und wenn jeder Erdenbürger zudem pro Jahr zwei Bäume pflanzt, könnten die Klimaziele noch erreichbar sein.

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