Literatur

Sanam Mahloudji: Persische Familiendramen in den USA

Sanam Mahloudji wurde im Iran geboren und wuchs in Los Angeles auf. „Die Perserinnen“ ist ihr Romandebüt.
Sanam Mahloudji wurde im Iran geboren und wuchs in Los Angeles auf. „Die Perserinnen“ ist ihr Romandebüt.Amaal Said
  • Drucken

Drei Generationen, viele Geheimnisse: Die US-Iranerin Sanam Mahloudji legt mit „Die Perserinnen“ ein dichtes, lebhaftes und humorvolles Debüt vor.

In Aspen, dem Skiort der Vermögenden, tappt Shirin in eine unmögliche Falle. Ein One-Night-Stand für 50.000 Dollar, doch der Aufriss stellt sich als Polizist heraus, was dazu führt, dass die vorlaute und exzentrische Tante von Bita im Gewahrsam landet. Nicht, dass Shirin eine Lehre aus diesem Intermezzo ziehen würde. Das Geld braucht sie ja nicht, sie ist selbst reich, gibt Zehntausende Dollar für Uhren aus, die niemand will. Doch Shirin steht ihre Arroganz im Weg. Sie kämpft mit den Brüchen in ihrem Leben, dem Bedeutungsverlust ihrer einst einflussreichen Familie im Iran. Als Bita ihre Tante aus dem Gefängnis holt und sie auf die 50.000 Dollar anspricht, sagt Shirin: „Ich bin mindestens das Doppelte wert.“

Die Episode in Aspen wird zu einem Selbstläufer. Zurück in Texas spricht sich Shirins Gefängnisaufenthalt he­rum, die Geschichte wandert über Houston nach New York bis Teheran. Eine Anklage wegen versuchter Prostitution steht im Raum – und damit rennen der Eventmanagerin Shirin auch die Kunden weg. Doch die Episode setzt auch in Gang, dass plötzlich Fragen, Fragmente und Geheimnisse aus der Vergangenheit auftauchen. Über den mächtigen Urgroßvater, den „größten aller Krieger“, über seine Nachkommen, „Trottel par excellence“, wie Shirin sagt, weil sie das Vermögen verpulverten. Über Großmutter Elizabeth, die den Sohn des Chauffeurs liebte, aber nicht ihre Kinder Sima, Shirin und Nader. Über ein Leben in Teheran mit Personal und Privatschulen. Über den Ruin, der mit den Mullahs kam. Über die Flucht der Kinder mit Beginn der islamischen Revolution. Über Drogen und Sex, sowohl in der Theokratie als auch im „Land of the Free“.

Die eigensinnigen Frauen der Familie

In „Die Perserinnen“ zeichnet die amerikanisch-iranische Autorin Sanam Mahloudji das Leben der eigensinnigen Frauen der Familie Valiat nach. „Die Revolution hat alle ruiniert“, schreibt Mahloudji, und meint auch die, die Geld und Ruhm hatten. Mahloudjis Figuren sind vielschichtig, sie sind bitter, aber voller Humor, schrill, aber erhaben, sie sind melancholisch und feinsinnig, beten Hierarchien an und brechen sie. Sie sind dramatisch und selbstbestimmt. In ihrer Familie gehen die Frauen nicht pfleglich miteinander um – das Gegenteil ist der Fall –, doch kommen sie nie voneinander los.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.