Die zweitgrößte Stadt der Ukraine steht im Zentrum des Bombenterrors. Kiew erhofft sich aber eine Wende, weil es nun auch westliche Waffen gegen Ziele in Russland einsetzen darf.
Kaum ist die Eingangstür einen Spalt breit offen, kommt einem der süßlich-stechende Geruch des Todes entgegen, gemischt mit dem Odor von Desinfektions- und Putzmitteln. „Bitte warten Sie hier“, sagt eine freundliche Dame im Korridor. Am Hintereingang laden währenddessen zwei Männer mehrere Tote in weißen und schwarzen Säcken aus einem Kleintransporter. Hier, im Leichenschauhaus des Nemyshlyanskiy-Distrikts von Charkiw, werden die 17 Opfer des russischen Luftschlags auf den Baumarkt Episentr vom vergangenen Samstag obduziert.
„Zwei von ihnen konnten wir identifizieren, aber bei den anderen 15 ist es schwierig“, sagt die forensische Fachärztin Natalia in ihrem grünen Kittel. „Sie sind verbrannt“, ergänzt sie mit einem verzweifelten Gesichtsausdruck. „Wir sind zwar 15 Ärzte, aber Obduktion und eben die Identifikation kann lang dauern.“ Dann entschuldigt sie sich, ihr Team warte auf sie.
Im Zentrum des russischen Bombenterrors
Der ukrainische Präsident, Wolodymyr Selenskij, nannte den Angriff auf den Baumarkt eine weitere „Manifestation des russischen Wahnsinns“. Der Bürgermeister von Charkiw, Ihor Terechow, sprach im „Presse“-Interview von „Terrorismus“. Die zweitgrößte Stadt der Ukraine steht seit Wochen im Zentrum des russischen Bombenterrors.
![Ein Blick auf die Karte: Charkiw ist nur wenige Kilometer von der Front entfernt.](https://img.diepresse.com/public/incoming/mgu7y3-05.31-s02-Charkiw-Ukraine-Angriffe-Russland-GK.gif/alternates/FREE_1200/05.31-s02-Charkiw-Ukraine-Angriffe-Russland-GK.gif)