Mit Kabel, über Infrarot, per Ultraschall, universell einsetzbar: Die Fernbedienung hat einen weiten Weg hinter sich.
Jubiläum

70 Jahre Fernbedienung: Über Machtsymbol und Couch-Potatoe-Dasein

Die Fernbedienung feiert heuer großes Jubiläum. Sie veränderte sich und sie veränderte uns. Mit ihr bekamen wir Macht in die Hand gedrückt. Und die wollen wir nicht mehr hergeben.

Was war das stets für ein Kampf unter Geschwistern! Am Ende hatten doch fast immer die Jüngeren das Nachsehen. Die Schwester wollte „Beverly Hills, 90210“ sehen, die kleinere „Sailor Moon“. Am Ende schaltete der große Bruder auf Skirennen, beanspruchte die Hoheitsrechte über Fernbedienung samt Fernsehinhalt für den Rest des Nachmittags für sich. Bis Papa ihm das kleine schwarze Teil wieder entriss, da gab es keine Widerrede, und auf die Nachrichten schaltete.

Ein kleines Gerät, das für so viele prägende Momente sorgte. Wie wir uns die Fernbedienung mühevoll erkämpften und dann nur ungern aus der Hand geben wollten, sie versteckten, uns auf sie setzten, damit auch bloß niemand in unser Programm pfuscht. Wie wir im Hotelzimmer ankommen, aufatmen: „Da liegt sie ja“, direkt nach ihr greifen, nach Vertrautem, ein bisschen Geborgenheit. Diese angenehme Routine, am Ende eines langen Tages einfach nur liegen, von Sender zu Sender schalten, uns einfach nur berieseln lassen. Sie flog durch Wohnzimmer – „Was lässt sich sonst so gut werfen wie die Fernbedienung?“ –, verwirrte Nutzer mit ihren vielen bunten Knöpfen oder überforderte sie, als es plötzlich eine zweite Version für den DVD-Player gab. Sie wurde gefühlt zehnmal am Tag verlegt, rutschte in Sofaritzen, wurde vom Hund verschleppt und entpuppte sich plötzlich als Kindermagnet.

Ein weiter Weg

Die Fernbedienung, mit der wir heute unseren Fernseher bedienen, begann vor 70 Jahren ihren Siegesmarsch. Davor musste man sich noch jedes Mal von der Couch erheben, umschalten, am Rädchen drehen und die Frequenz suchen, auf der es am wenigsten knisterte, auf der das Bild am schärfsten war. Oder man machte es sich einfach: „Bub, steh auf, schalt um.“ Freilich gewann sie erst an Relevanz, als die Fernsehsender pluralisiert wurden, erklärt der Mediensoziologe Matthias Wieser vom Institut für Medien- und Kommunikationswissenschaft der Universität Klagenfurt. „In den 1980ern, 1990ern, mit der Einführung des Privatfernsehens und des Kabel-Satellitenfernsehens, kam überhaupt erst das Bedürfnis auf, jenseits der zwei, drei Programme, die man eben hatte, zu wechseln.“

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.