Film

Zum 100. Todestag: Wie man Kafka (nicht) verfilmt

Müssen Kafka-Filme düster sein? Keinesfalls, zeigt etwa „Kafka for Kids“, eine satirische Kafka-Hommage des israelischen Konzeptkünstlers Roee Rosen.
Müssen Kafka-Filme düster sein? Keinesfalls, zeigt etwa „Kafka for Kids“, eine satirische Kafka-Hommage des israelischen Konzeptkünstlers Roee Rosen.Goni Riskin
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Das Kafka-Jubiläumsjahr bringt einige Filme und Serien über die Autorenlegende – doch kaum Verfilmungen seiner Texte. Warum es so schwierig ist, Kafkas Literatur auf die Leinwand zu bringen.

Darf ich rein?“ – „Derzeit kann ich dich nicht hereinlassen.“ – „Wird es denn später, zu einem günstigeren Zeitpunkt, möglich sein?“ – „Es ist möglich, aber derzeit nicht. Wenn es dir so wichtig ist, hereinzukommen, probier es doch mit Gewalt! Oder hast du Geld?“ – „Ja.“ – „Ich nehme es, aber nur, damit du nicht glaubst, du hättest etwas unversucht gelassen.“

Sind Sie literaturaffin? Kommt Ihnen dieser Wortwechsel bekannt vor? Wenn Sie auf Franz Kafkas berühmte Parabel „Vor dem Gesetz“ getippt haben: bingo. Aber auch: falsch. Denn dieser Dialog stammt aus Martin Scorseses Stadtkomödie „After Hours“, einem der unbekannteren Filme des US-Kultregisseurs.

Er entspinnt sich zwischen einem einfachen Angestellten auf nächtlichen Abwegen und dem Türsteher eines schicken Nachtklubs. Scorsese sagt, er hätte „After Hours“ gedreht, um seinen Frust zu verarbeiten, seinen Ärger über die Absurdität eines Künstlerdaseins in Hollywood. Wer mit Kafkas Schaffen nur oberflächlich vertraut ist, wird den Einfluss des Autors auf seinen Film nicht bemerken. Aber der Einfluss ist da.

Vielleicht ist diese Art der indirekten Hommage ja die beste Methode, Kafka – dessen Todestag sich am Montag zum 100. Mal jährt – filmisch Tribut zu zollen. Denn für den direkten Weg, den der klassischen Verfilmung, hat sich das eigentümliche Œuvre dieser Zentralfigur der literarischen Moderne als denkbar ungeeignet erwiesen. So nimmt es kaum wunder, dass unter den obligatorischen Kafka-Filmen und -Serien, die heuer das Jubiläum begleiten, (noch) keine Adaptionen von Kafkas Texten zu finden sind.

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