TV-Notiz

Elefantenrunde auf Puls24: Klatschen bitte. Oder auch nicht

Manuela Raidl führte recht gekonnt durch eine schwierige Diskussion.
Manuela Raidl führte recht gekonnt durch eine schwierige Diskussion.
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Der Privatsender verteilte Taferln mit „Ja“ und „Nein“, tatsächlich ging es am Sonntagabend bei der Elefantenrunde um Sachthemen. Auch wenn Harald Vilimsky das so gar nicht wollte.

Frenetischen Applaus erwartet wohl niemand bei einer Elefantenrunde zur EU-Wahl. Aber so ein kleines, höfliches Klatschen? Wenigstens ganz kurz? Folgte nicht, als Moderatorin Manuela Raidl am Sonntagabend bei der Vorstellungsrunde aufforderte: „Einen großen Applaus bitte an den Spitzenkandidaten der ÖVP, Reinhold Lopatka“. Nun, es wirkt neutraler, wenn das erst am Ende kommt, gesammelt und geteilt. Also ging Raidl flott die Namen der Diskutanten durch, bis es kam, das höfliche Klatschen. Und die zweite „und finale“ Elefantenrunde auf Puls 24 erfrischend schnell in die Themen starten konnte.

Jedenfalls mit vier von fünf Kandidaten, denn Harald Vilimsky (FPÖ) fiel zur ersten Frage, in der es um Ja oder Nein zum Verbrennermotor ging, eher nichts ein. Zwar hob er noch sein „Ja“-Taferl, aber dann wechselte er ungelenk zum Anschlag in Mannheim. Die Moderatorin verwies sehr klar darauf, dass das Thema ohnehin noch kommen würde, doch Vilimsky war‘s egal. Fragen beantworten, auf Themen eingehen – nicht seine Sache. Und doch schien er sich zu wundern, dass im Lauf der Diskussion so viele Seitenhiebe gegen ihn kamen.

In der ÖVP ist der Verbrennermotor aktuell großes Thema, man will ihn nicht missen – den Spagat hin zum Klimaschutz versucht man trotzdem. Lopatka etwa, indem er argumentierte, Pkw würden ja nur einen kleinen Teil zu den CO2-Emissionen beitragen. SPÖ-Kandidat Andreas Schieder bildete gemeinsam mit Helmut Brandstätter (Neos) und – no na – Lena Schilling (Grüne) die Mehrheit auf der anderen Seite. Das gleiche Bild ergab sich beim Renaturierungsprozess. Dass Lena Schilling nach allem, was in den vergangenen Wochen los war, bei einer Live-Diskussion immer noch nervenstark für Umweltthemen argumentiert, ist doch beachtlich.

Beim „Pitchen“ eines Herzensthemas bekam sie sogar den Ansatz eines Klatschens. Es ging natürlich um das Klima, und zwar im Kleid von günstigerem Bahnfahren. Und wieder: Neos und SPÖ dafür, FPÖ und ÖVP dagegen. Warum? Weil es ein „reines Orchideenthema sei“, sagte etwa Vilimsky. Tja. Und Lopatka argumentierte gegen Dauersubventionierungen. „Macht es die EU den Unternehmern zu schwer?“ Als großer Frageblock im zweiten Teil ging es um Bedingungen für die Industrie, in die Tiefe ging es nicht wirklich. Fazit: Das Motto „Österreich first“ gefällt allen, wobei Brandstätter und Lopatka auf die Wichtigkeit der Exporte hinwiesen.

Und dann kam noch der Islamismus – und das Attentat in Mannheim. Starke gemeinsame Außengrenzen, Asylverfahren außerhalb des Landes, dann mehr Integration (als Forderung oder Angebot, je nachdem), das war wohl die Linie der Mehrheit, soweit sie deutlich wurde. Schilling blieb sehr luftig, Vilimsky deftig. Lopatka pitchte seine Idee einer Verschärfung des Familiennachzugs. Schieder pitchte ein „Aus für unbezahlte Praktika“ und Brandstätter „Bildung als fünfte Freiheit in Europa“, ein europäisches Stipendiensystem für Schule und Studium im Ausland.

Das Abstimmungsverhalten per Taferl blieb übrigens über weite Strecken in dem gleichen Muster: ÖVP und FPÖ auf der einen Seite, SPÖ, Neos und Grüne auf der anderen. Persönliche Fragen brachten etwas Bewegung rein. „Ich bin schon mal mit dem Nachtzug nach Brüssel gefahren“ etwa (Lopatka ja, Brandstätter nein). Vilimsky geißelte den Marketing-Gag einer Show-Fahrt. Mehr als hitzig wurde es dann mit dem Thema Ukraine-Krieg, jedenfalls zwischen Vilimsky und Brandstätter.

Weiß man nun, welche Kandidaten wofür stehen? So ungefähr. Die Diskussion schaffte es – im Rahmen der Möglichkeiten – ganz gut, die wichtigen Sachthemen anzusprechen. Und wann wurde nun eigentlich geklatscht? Vor der Pause, nach der Pause und am Ende. Mehr war dann eigentlich auch nicht nötig.

Bei Manuela Raidl diskutierten:
Reinhold Lopatka (ÖVP)
Andreas Schieder (SPÖ)
Harald Vilimsky (FPÖ)
Lena Schilling (Die Grünen)
Helmut Brandstätter (NEOS)

>> Die Sendung zum Nachschauen

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